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Arabische Tänze und Stockbrot

Von Nicolas Ottersbach | | Magazin

So richtig haben die Brüder Bisher (21) und Abood Taifour (24) den Dreh mit dem Stockbrot noch nicht raus. Einer der Winterscheider Pfadfinder erklärt es ihnen und macht es nochmal vor: Erst eine Wurst formen, dann den klebrigen Teig wie eine Schnecke um den Stock legen. "Das gibt es bei uns in Syrien nicht", sagt Abood Taifour, während er beim Kennenlernfest in Winterscheid am Lagerfeuer sitzt. 

Die beiden Syrer leben seit November in Winterscheid. Ein Jahr lang haben sie in der Türkei gearbeitet und gespart, um über das Mittelmeer nach Griechenland flüchten zu können. Ihre Heimatstadt Damaskus ist zerstört. Jetzt wollen sie eine "friedliche Zukunft", wie sie sagen, in Deutschland suchen. Aber das könne nur funktionieren, wenn aus Fremden Freunde würden. Deswegen sind sie den Winterscheider Pfadfindern beigetreten, lernen Deutsch, tragen mittlerweile sogar ein typisches Halstuch.

"Die beiden machen sich gut", sagt Leiterin Sandra Marberger. Sie hat mit vielen Helfern, unter denen auch elf Flüchtlinge sind, das Kennenlernfest organisiert. Die Idee entstand kurz nach Karneval, weil sie sowohl von Flüchtlingen, als auch von Einheimischen immer dasselbe zu hören bekam: "Wir würden ja gerne auf die anderen zugehen, aber wollen die das überhaupt?" Foto: Abood (mitte) und Bisher Taifour (rechts)

Dass diese Sorge unbegründet war, zeigte sich schon in den Vorbereitungen, stundenlang wurde zusammen gekocht. "Manchmal war es ein bisschen chaotisch, weil die Kulturen doch recht unterschiedlich sind", sagt Marberger. Als Beispiel nannte sie die Spontanität: Während die Deutschen planten, improvisierten die Flüchtlinge und entschieden sich kurz vorher noch einmal um.

Das Ergebnis konnte sich dennoch sehen lassen. Mehr als 600 Besucher kamen in das Winterscheider Pfarrheim, vom internationalen Buffet war zum Schluss nichts mehr übrig. Während im Keller arabisch getanzt und eine Präsentation über Syrien gezeigt wurde, gab es draußen Kistenklettern und Stockbrot am Feuer.

Als nächstes ist das Pfingstlager dran, auf das sich Bisher und Abood Taifour freuen. Pfadfinder gebe es zwar auch in Syrien, aber nicht die deutsche Natur. Bis Pfingsten wollen sie auch das perfekte Stockbrot machen können.

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