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Stinkende Klärgrube, Brandweiher und Eislaufbahn

Von Nicolas Ottersbach | | Magazin

"Der Brandweiher stellt mit seinem fäkalhaltigen Wasser einen Seuchenherd dar. Infektionskrankheiten können durch Mücken und Fliegen übertragen werden." Mit diesen Worten fordert 1966 der Ruppichterother Ortsdirektor, den Dorfweiher in Winterscheid zuzuschütten. Denn damals war er die Klärgrube des Ortes. Erst nach einem Komplettumbau bekam er sein heutiges Aussehen. Seine Geschichte erzählt die neuste Ausgabe des "Winterscheider Heimat-Jahrbuchs". Fotos: Historische Fotos des Dorfweihers [Heimatverein Winterscheid]

Eine Verschönerung hatte man nicht im Sinn, als man ihn vor mehr als hundert Jahren anlegte. Als Brandweiher sollte er Wasser bereithalten, falls im Dorf ein Feuer ausbrach. Dann galt es mit Ledereimern das Wasser durch eine Menschenkette bis zum Brandherd weiterzureichen. Für das in Flammen stehende Haus war es zwar meist zu spät - es galt, die umliegenden Gebäude vor dem Feuer zu retten.

Eis zum Bierbrauen

Zudem wurde der Weiher als Viehtränke genutzt. "Wenn aber eine längere Trockenheit herschte und die Brunnen kein Wasser mehr hatten, wurde Wasser aus dem Bröl- und Derenbach geholt", heißt es im Heimatjahrbuch.

Das Winterscheider Weiherwasser transportierte man sogar bis nach Lauthausen. Denn die dortige Brauerei, die bis 1940 in Betrieb war, brauchte das Eis für die Produktion. Reichten die bis zu 15 Kilogramm schweren Eisstücke aus der Sieg nicht aus, bediente man sich an Brölbach und Dorfweiher.

Mit den Jahren kamen auch immer wieder Bedenken auf. So wurde in den 1960er Jahren in der Lokalpolitik diskutiert, ob der Weiher mit seinen etwa 70 Zentimetern Tiefe nicht auch ein Gefahrenherd sei. Das Ergebnis war ein 1,20 Meter hoher, mit Stacheldraht versehener Zaun. Gerade im Winter hielt der aber keinen Winterscheider ab: Schlittschuhlaufen und Eishockey waren beliebt.

Dorfweiher als Seuchenherd?

Weil in den Weiher nicht nur Oberflächenwasser, sonder auch die Abwässer der Haushalte flossen, verschlammte der Teich immer wieder. Gestank und Fliegenschwärme waren ein stetes Problem. Um das zu lösen, baute man ein Vorbecken, um den Schlamm leichter entferenen zu können. Vergebens. Selbst der Anschluss an das kommunale Kanalsystem in den 60er Jahren brachte nicht, da viele Anwohner weiterhin ihre Fäkalien in den Weiher einleiteten.

So entschied man nach langer Diskussion und der kommunalen Neuordnung, die das eigenständige Winterscheid zum Orsteil Ruppichteroths werden ließ, den Dorfweiher komplett neu zu gestalten. 1978 wurde aus dem tristen Rechteck das heutige Kleinod: betoniert, flacher, mit Blumen ringsum, Wegen und Bänken. Gepflegt wird der Weiher aber immer noch von den Winterscheidern.

Das Heimat-Jahrbuch kaufen

Das 20. Winterscheider Heimat-Jahrbuch mit vielen historischen Bildern, heimatgeschichtlichen und unterhaltsamen Texten gibt es für sieben Euro in den Winterscheider Banken und dem Backshop an der Hauptstraße. Auch auf der Winterscheider Kirmes vom 12. bis 14. August wird es vom Heimatverein verkauft. Per Email an eberhard.spindler(at)heimatverein-winterscheid.de kann es gegen Vorkasse bestellt werden.

Kommentare

  • Horst Alenfelder
    July 31, 2017 um 8:16 pm

    Petra's Backshop ist es.

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