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Wegekreuz-Balken aus norddeutscher Scheune

Von Nicolas Ottersbach | | Magazin

Um das Wegekreuz in Hänscheid sah es nicht gut aus, 1825 von der Nachbarschaft errichtet, war durch Witterungseinflüsse Holz zuletzt so morsch geworden, dass selbst der Standfuß nicht mehr sicher war. Da konnten auch sieben aufwendige Restaurationen innerhalb von mehr als 130 Jahren nichts ändern. Jetzt hat der Heimatverein rund 20.000 Euro investiert, um das Kreuz herzurichten.

"Für uns ist es der Dorfmittelpunkt", sagte Uwe Böhmer vom Heimatverein. Aber nicht nur die Hänscheider kennen den Standort vor der alten Scheune oberhalb der Hauptstraße. Prozessionen enden immer am Wegekreuz, das auch eine Sakramentnische hat, in der meist eine Kerze angezündet wird. Beim Karnevalszug hat das Kreuz vermutlich jeder Ruppichterother Jeck schon einmal gesehen. Nur im vergangenen Jahr nicht, weil die Restauration fast anderthalb Jahre dauerte.

Dazu musste es abgebaut und nach Köln transportiert werden. Dort untersuchte ein Restaurator zunächst das Eichenholz. Schicht für Schicht des maroden Werkstoffes ab, von einigen Balken blieb nicht viel Material übrig. "Deshalb mussten sie komplett ersetzt werden, was teuer war", erklärte Böhmer. Um die Originalität zu wahren, wurden keine Bäume gefällt, sondern Balken einer abgerissenen Scheune aus Norddeutschland angeliefert. Die brachte der Fachmann dann in Form. Auch die Bilder der Leidensgeschichte Jesu, die damals wie das gesamte Kreuz von Arnold Lückerath aus Winterscheid geschnitzt worden waren, erneuerte man. Ebenso die Farbe.

Seit 1825 hat sich das Wegekreuz nicht großartig verändert. Die größte Neuerung ist nun ein Sockel aus Metall und Stein, damit der Balken nicht im Wasser steht. Der bunte Anstrich der Leidenssymbole ist allerdings nicht ursprünglich, sondern wurde erst nach 1945 angebracht. Auf der Vorderseite sind die Leidenswerkzeuge dargestellt, auf der linken Seite baumelt Judas am Galgenbaum. Eine Inschrift zu seinen Füßen verweist auf das Jesuswort "Judas einer under euch wird mich verraten". Auf dem Baum hockt der Teufel, um seine Seele abzuholen. Auf der rechten Seite reicht Eva Adam mit dem Satz "Anfang der Suende" einen Apfel.

In den Heimatblättern des Siegkreises aus 1953 hieß es noch, dass diese Farbe eine "gewisse Konservierung des insgesamt gut erhaltenen Holzes" bedeute.

Finanzieren konnte der Heimatverein die Restaurierung durch jahrelanges Sparen und Spenden. "Wir konnten es nur komplett erneuern, es zu flicken hätte nicht funktioniert", so Böhmer. Ein Drittel der Summe kamen durch Spenden herein, wobei die Kreissparkasse Ruppichteroth, die Raiffeisenbank Much-Ruppichteroth und ein Privatmann den größten Anteil ausmachten. Für weitere 5000 Euro soll demnächst ein Häuschen gebaut werden, um das Kreuz zu schützen. "Wir gehen davon aus, dass wir dann in etwa 25 Jahren das nächste Mal ran müssen."

Kommentare

  • Ronald Hörstmann
    November 5, 2014 um 1:51 pm

    Eure Mühe hat sich mehr als gelohnt und ich finde es einfach wunderbar, dass Ihr diese Tradition hochhaltet. Herzlichen Glückwunsch!

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