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Wie die Kneipen immer weniger wurden

Von Nicolas Ottersbach | | Magazin

Lebensmittel frei Haus - das hört sich nach einer modernen Unternehmensphilosophie an. Tatsächlich wurde die Idee schon in den 1950er Jahren umgesetzt und war zumindest in entlegenen Ortschaften des Rhein-Sieg-Kreises bis Ende der 1970er Jahre gang und gäbe. So wie in Ruppichteroth. Foto: Der ehemalige Konsum-Lebensmittelmarkt in Ruppichteroth [Anneliese Neuber]

Wolfang Eilmes beschreibt in seinem Beitrag im aktuellen Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises die Entwicklung der Gaststätten und Lebensmittelläden der kleinsten Gemeinde des Rhein-Sieg-Kreises: Ruppichteroth. Wie kam es, dass es dort einst 28 Lebensmittelläden und 24 Gaststätten gab und alle gut besucht wurden? Waren "Koka" (Coca-Cola) oder "Zitsch" (Limonade) so etwas Besonderes und zogen die Gäste an?

Der Heimatforscher nimmt die Leser seines Artikels "Von Kneipen, Tante-Emma-Läden und einem Kaufhaus des Westens" mit auf eine Zeitreise in die 1950er Jahre. Er beleuchtet Lebensgewohnheiten, Vorlieben und auch die Zahlungsmoral der Ruppichterother. Anhand vieler Beispiele wird schnell deutlich, wie es zu dem Strukturwandel in den letzten Jahrzehnten kam. Eine genaue Untersuchung hat er auch auf www.bilderbuch-ruppichteroth.de veröffentlicht.

Gaststätten als gesellschaftlicher Treffpunkt

"Die Gaststätten waren zur damaligen Zeit gesellschaftlicher Treffpunkt der Menschen und neben den Lebensmittelgeschäften Kommunikationszentren für den Austausch der täglichen Nachrichten und Probleme sowie Unterhaltungs- und Vergnügungsorte", sagt Eilmes. Es gab nur wenige Familien, die schon einen Fernseher hatten. "Die Gastwirtschaften hatten die Aufgaben, die heute von den Medien übernommen werden."

Aber auch der Alkoholkonsum sei für viele der Grund der oft täglichen Besuch in der Gaststätte gewesen. Bei mehr als 20 Gaststätten in der Gemeinde waren sie auch fußläufig erreichbar. "Mit zunehmendem Erwerb eines Autos fuhren dann viele auch mit dem Auto zur Gaststätte und vor allem zurück", so Eilmes. Erst 1953 wurde in Deutschland eine Promillegrenze eingeführt, die bei 1,5 Promille lag. "Da konnte man schon einige Bier und Klare trinken", sagt Eilmes. Von den ehemals 26 sind heute nur noch sechs Gaststätten übrig.

Auch die Lebensmittelgeschäfte, von denen es 1950 in zwölf Orten insgesamt 28 gab, nahmen ab. "Sie bestanden in den meisten Fällen nur aus einem kleinen Verkaufsraum", so Eilmes. Auch der einzige heute noch existierende Betrieb - Edeka Jung -, bestand aus einem solchen kleinen Verkaufsraum im damaligen Wohnhaus an der Brölstraße.

Das Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises ist in der Edition Blattwelt von Reinhard Zado erschienen und für 13,50 Euro im Buchhandel erhältlich. Details zum Inhalt sind unter www.rhein-sieg-kreis.de/jahrbuch abrufbar.

Das Jahrbuch 2019

Die 2019er-Ausgabe des Jahrbuches wird sich dem Thema "50 Jahre kommunale Neuordnung" und damit auch dem 50-jährigen Bestehen des Rhein-Sieg-Kreises und seiner Städte und Gemeinden in ihrer heutigen Form widmen. Dabei soll sich der Scheinwerfer nicht nur auf die 1969 geschaffene Struktur fokussieren, sondern die Entwicklung der Nachkriegszeit ebenso nachzeichnen wie die jüngere Geschichte mit ihren prominenten bundesrepublikanischen Entscheidungen.

Das Kultur- und Sportamt des Rhein-Sieg-Kreises freut sich unter der Rufnummer 02241/13-3365 oder per E-Mail an jahrbuch(at)rhein-sieg-kreis.de über Vorschläge für die neue Ausgabe.

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