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Winterscheider Mühle verkauft

Von Nicolas Ottersbach | | Magazin

Winterscheider Mühle

Die Kreissparkasse Köln hat der freien Evangeliumschristengemeinde aus Hennef den Zuschlag für die Winterscheider Mühle erteilt. Damit wechselt das Traditionshaus, das in den vergangenen fünf Jahren leer stand, für 400.000 Euro den Besitzer. Dem Ruppichterother Gemeinderat stellten sich die Gläubigen gestern vor. "Wir hängen im Moment noch ein wenig in den Seilen" sagte Mitglied Valentin Jäger. Man selbst habe vom Verkauf erst am Morgen erfahren.

Das Areal soll zusätzlichen Platz für die immer weiter wachsende Christengemeinde bieten. Aktuell hat die Gemeinde 300 erwachsene Mitglieder, nochmal so viele sind es, wenn man die Jugendlichen mitzählt. "Aber nur wer Volljährig ist, kann bei uns Mitglied werden", erklärte Jäger. Das bisherige Zentrum an der Frankfurter Straße in Hennef soll auch zukünftig erhalten bleiben. "Es liegt zentral und dort kommen viele Menschen vorbei", sagte Vorsitzender David Kopp.

Die Winterscheider Mühle soll vor allem von der Jugend und für Feste genutzt werden. "Wir fahren oft raus, auch in europäische Länder", sagte Mitglied Andreas Wittenberg. Die Mühle biete für die Jugendgruppen, das Orchester und den Chor genügend Platz für Freizeitlager, Proben und Konzerte. Auch Hochzeiten und Familienfeste wolle man dort feiern. "Schon wenn mein Vater sich mit seiner ganzen Familie trifft, ist zu Hause nicht genug Platz", erzählte Wittenberg den Ratsmännern. Oft seien die Familien in ganz Deutschland oder sogar weltweit verstreut. In der Mühle könnte man über Tage zusammenleben, weil es genügend Schlafplätze gebe. Deshalb biete sich auch an, deutschlandweite Bibelkurse dort auszurichten.

Der Gemeinderat hatte keine Bedenken, aber sichtliche Berührungsängste. So war CDU-Fraktionsvorsitzende zwar schonmal auf der Hochzeit der Evangeliumschristengemeinde, störte sich aber an deren Glaubensbekenntnis. "Dort steht, dass die Frauen sich den Männern unterordnen müssten", sagte sie. "Wir unterdrücken keine Frauen", erklärte Valentin Jäger. Diese biblische Auslegung beziehe sich lediglich auf die klassische Rollenverteilung, der Mann gelte als Oberhaupt der Familie. Foto: Stellten die Evangeliumschristengemeinde dem Rat vor: v.l. Valentin Jäger, Vorsitzender David Kopp, Stefan Gembljok und Andreas Wittenberg

Frank Kemper von der Linkspartei befürchtete, dass in Ruppichteroth bald aktiv missioniert würde. "Wir werden nicht wie die Zeugen Jehovas an den Türen klopfen", sagte Jäger. Wenn werde man innerhalb der eigenen Gemeinde missionieren. Man erhoffe sich, dass durch die Winterscheider Mühle auch ein Zentrum für die Gläubigen aus Ruppichteroth und Waldbröl entstehe.

Auch die Frage nach der Offenheit stand im Raum. Valentin Jäger beteuerte, dass die Winterscheider Mühle und die Evangeliumschristengemeinde für jeden offen stehe. "Zu Veranstaltungen hängen wir auch Plakate auf und laden ein", sagte er. Beispielsweise wenn der Kinderchor oder das Orchester eine Aufführung habe. "Sie brauchen keine Angst haben, wir sind keine Sekte", so Jäger.

Einen Zeitplan, wann sie in die Mühle einziehen werden, haben die Evangeliumschristen noch nicht. "Wir sind von dem Zuschlag selbst ein wenig überrascht", sagte Vorsitzender Kopp. Erstmal wolle man dort aufräumen und sich einen genauen Überblick verschaffen. Erst dann soll die Planung beginnen, bei der auch die Gemeindeverwaltung mit einbezogen werde. "Wir planen ausschließlich eine kirchliche Nutzung", so Wittenberg. Im nächsten Schritt würden marode Gebäude abgetragen. Kernprojekt soll zunächst das relativ neue und gut erhaltene TNT-Konferenzgebäude sein. Langfristig sollen ein bis zwei Familien auf das Gelände ziehen, um es instandzuhalten. Eine Gastronomie sei nicht vorgesehen.

Vergangenes Jahr feierte die freie Evangeliumschristengemeinde Hennef, die zu einer von 118 Gemeinden in ganz Deutschland gehört, ihr 20. Jubiläum. 1982 wurde die Gemeinde in Troisdorf gegründet, zu der noch heute größtenteils Aussiedler aus den ehemaligen Sowjetstaaten gehören. Bis 1989 schlossen sich vor allem Familien aus Bonn, Siegburg und Eitorf an, die Wohnungen wurden für die Versammlungen zu klein. Vorübergehend kam man in der Siegburger Realschule unter, auch diese Räume wurden zu eng. Aus eigener Kraft baute die Gemeinde ihr bisheriges Zentrum in Hennef, 1993 war Einweihung. 2003 folgte dann ein Anbau und eine Unterkellerung. "Manchmal sind wir über 800 Leute, sodass es Übertragungen auf eine Leinwand im Keller geben muss", sagte Jäger. Weil man nun nicht mehr anbauen konnte, habe ein neues Gebäude her gemusst.

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