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Wohin mit Müll, Rathaus und Winterscheid?

Von Nicolas Ottersbach | | Magazin

Die Frage, wohin der ganze Müll der Bürger soll, beschäftigt die Menschen nicht erst seit der Umweltbewegung. Schon in den 1960er Jahren spaltete sie Ruppichteroth und Winterscheid in zwei Lager. Dabei ging es nicht nur um den Müll, sondern auch die kommunale Neuordnung und den Standort des neuen Rathauses, wie Dieter Schmitz in der neuen Ausgabe des Winterscheider Heimatjahrbuchs schreibt. Foto: Winterscheider Müllabfuhr 1962-68: Franz Walterscheid und Edmund Jung (r.) (Privat)

Aber von Vorne: 1962 holte sich die damals noch eigenständige Gemeinde Winterscheid erstmals Angebote für eine geregelte Müllabfuhr ein, in Ruppichteroth gab es bereits ein funktionierendes System. "Und was die Ruppichterother konnten oder hatten, das stand den Winterscheidern natürlich auch zu!", so Dieter Schmitz. Nach einigen Diskussionen war die Müllabfuhr für eine monatliche Gebühr von 1,25 Mark beschlossen. Der Landwirt Robert Jung bot einen Müllabladeplatz am Waldrand nördlich von Winterscheid an.

Eine Satzung regelte, was in die metallenen, selbst zu beschaffendenen, 40 Liter fassenden Mülltonnen durfte: Hauskehricht, Küchenabfälle, Papier, Glas, Konservenbüchsen. Also eigentlich alles. Schon nach wenigen Monaten beschwerte sich der Landwirt Peter Krey, dass vom Wind umhergewehter Müll sein Vieh gefährden würde. Die Lösung war eine Müllschutzwand. Etwa 25 Meter lang, aus Maschendraht und mit Lattenteilen am bestehenden Weidezaun in die Höhe verlängert. Ein Jahr später gab es eine Rattenplage, der man sich annehmen musste. Aber nicht nur in Winterscheid, sondern auch in Ruppichteroth. Foto: Die alten Mülltonnen früher und heute (Privat)

Bald war die Müllkippe "am Altenhof" voll, ein neuer Platz musste her. Das hätte laut einer Prüfung des Wasserwirtschaftsamtes Bonn rund 20.000 Mark gekostet und wäre eine unverhältnismäßige Investition gewesen. In einem Vermerk hieß es, dass "die genehmigte und ausreichend große Müllkippe der amtsangehörigen Gemeinde Ruppichteroth" von den Winterscheidern mitgenutzt werden könne.

Doch genau zu dieser Zeit bewegten zwei ganz andere Themen die Bürger und Ratsleute: die Pläne für den Rathausneubau und die kommunale Neuordnung. Und plötzlich wurde auch die Müllfrage zum Politikum. Die Winterscheider und Schönenberger wollten das Rathaus in Schönenberg erweitern, die Ruppichterother einen Neubau in Ruppichteroth. Und weil Winterscheid beschloss, sich bei der Neuordnung Neunkirchen, und nicht Ruppichteroth anzuschließen, war das "Verhältnis total vergiftet" wie Schmitz beschreibt. 

Historiker Karl Schröder fasste das so zusammen: "Ruppichterotherregte weit über seine Amtsgrenzen hinaus Aufsehen. Das Fernsehen erschien, und es kam zu persönlichen Feindschaften zwischen den Ratsmitgliedern." "Wenn Winterscheid zu nach Neunkirchen will, sollen sie auch ihren Müll dort abladen", hieß es damals. Man sprach aber auch von einem "unglücklich gelagerten Fall", weil man die kommunale Neuordnung mit dem Müll "verquicken müsse". Foto: Zeitungsüberschrift zu dieser Zeit

Das Ende dieser Streitigkeiten wurde dann auf höherer Ebene entschieden, Ruppichteroth und Winterscheid wurden, wie viele damals fanden, zwangsverheiratet. Am 1. April 1968 - kein Aprilscherz - wurde in Winterscheid die staubfreie Müllabfuhr eingeführt. Und die gemeinsame Müllkippe gab es in Mittelsaurenbach.

Das Winterscheider Heimatjahrbuch 2014 vom Winterscheider Heimatverein gibt es für sieben Euro in den Winterscheider Geschäften und Banken. Der Verkauf startet an diesem Wochenende auf der Winterscheider Kirmes. Themen sind "Winterscheid damals und heute", das Holzvergaserauto, Hand und Spanndienste, Holz- und Wegekreuze und eine "Winterscheider Lehrerdynastie". Neben dem 68 Seiten dicken Heft, dass viele historische Bilder und neun Geschichten enthält, gibt es einen Sonderband über das Urgestein Karl Schmitz.

Kommentare

  • R. Breuch
    August 19, 2014 um 7:12 am

    Liebe/r D. Kitchen dieses sind zwei verschiedene Themen. Diese Müllablagerungen gibt es überall. Auch von Hennef Richtung Winterscheid bzw. Winterscheid Richtung Hennef. Ich denke, dass keinesfalls nur aus einer Richtung Müll abgelegt wird. Das sollte auch ironisch nicht auf einen alten Disput bezogen werden, denn dieses Thema ist doch wohl langsam gegessen. Für mich als Ureinwohner Winterscheids auf jeden Fall.

  • D. Kitchen
    August 18, 2014 um 10:59 am

    Hmm, wäre dies die Erklärung dafür, dass irgendwelche Leute immer wieder Mülltüten auf die Winterscheidener Hauptstraße (von der K17 Richtung Winterscheid, durch das Waldstück) werfen. Immer wieder kann man dort beobachten, dass definitiv absichtlich volle Mülltüten an dieser Stelle in die Natur geworfen werden (schließlich hat jeder mehrere Mülltonnen zu Hause).

     

    Sollten manche Leute (oder soll man besser Umweltverschmutzer sagen) immer noch nicht diesen Jahrzehnte alten Disput überwunden haben? Wem sind die immer wiederkehrenden Müllablagerungen an dieser Strecke noch aufgefallen?

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