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Kardinal Zen besucht das Antoniuskolleg

Von Nicolas Ottersbach | | Magazin

?We are one family!?

24.01.08 - Es scheint wie aus einem religiösen Krimi: Zwei katholische Kirchen, eine von der chinesischen Regierung geleitet und kontrolliert, die andere, als ?Untergrundkirche? von Beijing geächtet und vom heiligen Stuhl in Rom anerkannt. So absurd es klingt, es ist Realität. Davon berichtet Joseph Kardinal Zen Ze-kiun (76), Bischof von Hong Kong, auf seiner derzeitigen Europareise. Als Salesianer Don-Boscos veranlasst ihn der 100. Todestag des Jospeh Freinandemetz, im salesianischen Gymnasium Antoniuskolleg Neunkirchen halt zu machen.

So gestaltete er am frühen Donnerstag Morgen die wöchentliche Schulmesse, bei der er besonders auf einen Brief des Papstes Benedikt XVI. an die Volksrepublik China einging, in dem Zen weiterhin Bischof von Hong Kong bleiben und die dortige Diözese leiten solle. Die chinesische Regierung versuchte zunächst die Veröffentlichung des Briefes zu stoppen, scheiterte jedoch am Druck des Pontifex.

In den weiteren Schulstunden bot er in der Hauskapelle eine offene Fragerunde, bei der jeder Schüler das loswerden konnte, was ihm zu diesem Thema auf der Seele brannte. Kardinal Zen machte sehr genaue Angaben über die aktuelle Situation der katholischen Kirche in China.


Die spezielle Rolle Hong Kongs

Hong Kong ist wie ein Staat im Staate. Damals, als britische Kolonie, genoss dei Stadt Sonderrechte, war größtenteils von der Volksrepublik unabhängig. Doch mehr und mehr bröckelt diese Fassade. War es früher den Mitgliedern der Untergrundkirche ohne Probleme möglich, sich in der Stadt frei zu bewegen, werden sie mittlerweile auch dort verfolgt. Möchte man aus Hong Kong aus- und nach China einreisen, benötigt man eine Erlaubnis der Regierung. Kardinal Zen war schon seit langem nicht mehr in China, da ihm klar ist, dass er, sobald er Hong Kong verlässt, festgenommen würde. Ganz davon abgesehen erteilte ihm der Staat ein Einreiseverbot, zwar nicht als Verbot im wörtlichen Sinne, doch benötige er von nun an ?an invitation to come to China?.


?The communists want to control everything!?

Da die katholische Kirche schon in den 50er Jahren, zu Beginn des kommunistischen Regimes, zu oft Kritik an der Regierung ausübte, wurde die Religionsfreiheit, obwohl sie in der Verfassung festgehalten ist, nahezu unmöglich. Als Opium fürs Volk setzte man anstelle einer romtreuen Kirche, die den Worten des Heiligen Stuhls folgt, eine kontrollierte Staatskirche, die "Chinesisch Katholisch-Patriotische Vereinigung", welche ohne Verbindung zum Vatikan und unabhängig von Weisungen des Papstes agiert. So werden beispielsweise die Bischöfe vom chinesischen Staat ernannt.

Als die Volksrepublik noch jung war, und man kein Geld für Schulen hatte, baute die katholische Kirche mehr als 300 Schulen in Hong Kong und unterhielt diese auch. Doch im Laufe der Jahre wurden es immer weniger, bis 2005 die letzte Schule geschlossen wurde. Dabei verschwanden 40 Lehrer spurlos, entweder befinden sie sich Gefangenschaft oder wurden ermordet, wie es durchaus üblich ist. Das System fürchtet die Kirche aufgrund ihrer Macht und Kritik, deshalb werden die, die nicht loyal der Regierung gegenüber sind, verfolgt, verhaftet und ermordet.

Kardinal Zen hält die Christen in der ganzen Welt an, dies nicht zu billigen. So fordert er vom Papst eine härtere Linie im Umgang in China, man müsse eine klarere Richtung vorgeben. ?We are one family?, sagt er zum Abschluss, und möchte damit jedem klarmachen, dass der Kampf für die Religionsfreiheit, nicht nur in China, ausschließlich in einer großen geschlossenen Gemeinschaft gewonnen werden kann.

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