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19 Menschen nach Brand obdachlos

Von Nicolas Ottersbach | | Blaulicht

Ziegelscherben liegen neben Dachfenstern auf dem Boden, verkohlte Holzbalken ragen in den Himmel. Das Mehrfamilienhaus in der Otto-Willach-Straße, das am Dienstagabend durch ein Feuer zerstört wurde, ist komplett unbewohnbar. 19 Menschen sind nun obdachlos, darunter auch Familien mit kleinen Kindern. Gemeinde und Bürger sind bemüht, den Geschädigten zu helfen. Viele von ihnen haben alles verloren.

Es ist kurz vor 20 Uhr am Dienstag, als die Bewohner merkwürdigen Rauch bemerken. "Ich habe aus dem Dachfenster geguckt und dachte, dass ein Nachbar Feuer macht", erzählt eine junge Frau, die in dem Haus gelebt hat. Sie geht wieder rein. Schaut sogar noch ein zweites Mal. "Es war einfach nur diesig", sagt sie. Aber das mulmige Gefühl lässt sie nicht los. Sie will sich noch einmal vergewissern und geht nach draußen.

Da kommt ihr im Treppenhaus auch schon ihr Nachbar entgegengerannt, schreit "Feuer! Feuer!". Er drückt ihr ein Handy in die Hand. "Er selbst spricht nicht so gut Deutsch, deswegen wählte ich den Notruf", erzählt die Bewohnerin. Völlig aufgeregt und unter Adrenalin fällt es zunächst sogar schwer, sich an die Notrufnummer zu erinnern. "Ich hatte Angst und Panik", sagt sie. Foto: Das Feuer frisst sicht durch den Dachstuhl

Als sie die 112 gewählt hat, folgen Fragen der Leitstelle. Wo es genau brennt, wie viele Menschen in dem Gebäude sind. Das alles kann sie nicht beantworten - sie weiß es schlichtweg nicht. Kurz darauf ruft der 13-jährige Tim Steinert bei der Feuerwehr an. Er kann genau beschreiben, wo es brennt. Im linken Teil des Gebäudes, am Dachstuhl. Die junge Frau konnte das nicht sehen, ihre Wohnung ist schließlich im rechten Teil des Gebäudes.

Nach und nach bringen sich alle Bewohner in Sicherheit. Eine vierköpfige Familie mit zwei kleinen Kindern ist nicht zu Hause. Trotzdem sitzt der Schreck tief, als sie fehlen. "Aber wir wussten dann ja, dass sie nicht da sind", erzählt die Bewohnerin. Foto: Tim Steinert (rechts) rief die Feuerwehr.

Als die Feuerwehr eintrifft, schlagen die Flammen schon aus dem Dach. Die 60 Wehrleute, die aus Ruppichteroth und Winterscheid anrücken, haben sofort mit Wasserproblemen zu kämpfen. Es gibt nur einen Hydranten in der Otto-Willach-Straße, den sie anzapfen können. Ein anderer der mehr als 200 Meter entfernt liegt, muss erst mit Schläuchen erreicht werden. Das dauert und ist anstrengend für die Kameraden. Einige Tausend Liter Wasser, die sie in den Löschfahrzeugen mit sich führen, sind schnell verbraucht.

Deshalb wird ein Tankwagen aus Waldbröl alarmiert, der die Wasserversorgung sichern kann. Zusätzlich speisen die Ruppichterother Gemeindewerke mit einer Notfall-Druckerhöhung zusätzliches Wasser in das Hydrantensystem.

Ein weiteres Problem: Mit dem Wasserstrahl ist das Feuer im Innern des Dachs nur schwer zu erreichen. Eine Drehleiter muss her, sie wird ebenfalls aus Waldbröl geordert. Die Feuerwehrmänner rüsten sich mit schweren Atemschutzgeräten aus, die mehr als 15 Kilogramm wiegen - sie aber vor dem giftigen Rauch schützen. Einige Wehrleute dringen in das Haus vor, um die Flammen direkt zu bekämpfen. Ein gefährliches Manöver. Aber die einzige Chance, die restlichen Wohnungen zu retten.

Dabei wird ein junger Feuerwehrmann verletzt. Ein Betrunkener Ruppichterother, der zuvor das Unglück filmte und pöbelte, will in das brennende Haus. Der Retter will ihn abhalten, wird aber niedergeschlagen. Kurz darauf attackiert er auch den Einsatzleiter Kai Willach. Erst die Polizei kann ihn stoppen und in Gewahrsam nehmen. Der junge Feuerwehrmann kommt ins Krankenhaus, kann es nach ambulanter Behandlung aber wieder verlassen. Foto: Erst mit der Drehleiter kann der Brand richtig bekämpft werden.

Die Bewohner des Hauses verfolgen ängstlich die schreckliche Szenerie. "Das Feuer fraß sich von links nach rechts durch den Dachstuhl", erzählt die Bewohnerin. Ständig knallen Dachziegel zu Boden, zerspringen und schlitzen dabei sogar die Schläuche auf. Zwei Stunden dauert es, bis die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle hat. Mit jeder Minute wird deutlicher, dass das Haus unbewohnbar sein wird.

In der Nacht kommen die Bewohner bei Freunden, Familienmitgliedern und Bekannten unter. Bürgermeister Mario Loskill ist vor Ort und bietet die Hilfe der Verwaltung an.

Am Morgen danach zeigt sich das gesamte Ausmaß des Feuers. Die Wohnungen im Dachgeschoss sind komplett ausgebrannt. Die Unmengen an Löschwasser, die nötig waren, haben auch die darunter liegenden Wohnungen beschädigt. Obwohl die Feuerwehr noch in der Nacht versucht hat, das Durchdringen des Wassers mit Folien zu stoppen.

Einige Bewohner können in Begleitung der Feuerwehr noch einmal zurück in ihre Wohnungen, um das nötigste zusammenzusuchen. Portmonnaies, Handys, Laptops, eine Tüte voll Anziehsachen. "Nur das, was man gerade so tragen konnte", sagt die junge Frau aus dem Dachgeschoss. Ihre Wohnung ist nicht zerstört. Trotzdem kann sie nicht zurück. Ein Architekt muss klären, ob die Statik noch gegeben ist. Die Dachbereiche sind einsturzgefährdet. Foto: Wohnungen unterm Dach sind komplett ausgebrannt.

Jetzt hilft die Gemeinschaft. Nachbarn spenden Kleidung und Essen. Die Gemeinde bereitet Wohnungen vor, die sie zur Verfügung stellen kann. "Die Bereitschaft zu helfen ist riesig, wir leben wirklich in einer rührigen Gemeinde", sagt Bürgermeister Mario Loskill. Im Rathaus melden sich auch Bürger aus den Nachbarkommunen. Eine Familie konnte bereits in einer Wohnung der Gemeinde unterkommen. Einzelnen wurden ebenfalls Wohnungen in Ruppichteroth vermittelt.

Die Hilfe ist auch nötig. Denn wie lange die Ausnahmesituation anhalten wird ist derzeit noch genau so unklar, wie die Brandursache. Der Grund ist denjenigen, die ihr Hab und Gut verloren haben, meist egal. "Das muss die Polizei ermitteln", sagt die Frau aus dem Dachgeschoss. Für sie ist nun das wichtigste, dass es weitergeht. Foto: Scherben der Dachziegel liegen auf dem Boden.

Kommentare

  • Carina Salz
    September 7, 2016 um 9:03 pm

    Ich hätte viele gute Klamotten anzugeben. Das meiste in M und L. Bei Interesse bitte melden.

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