Die Alternative für Deutschland (AfD) tritt in diesem Jahr erstmals bei der Kommunalwahl in Ruppichteroth an. Als Bürgermeisterkandidatin hat sie Carmen Gummersbach nominiert und will künftig auch im Gemeinderat sitzen. Sie war einst strikte Gegnerin der AfD. Damit stehen am 14. September nun vier Kandidaten zur Wahl: Gummersbach, Matthias Jedich (CDU), Manuela Nahs (SPD) und Ralf Wüllenweber (parteilos). Foto: AfD-Bürgermeisterkandidatin Carmen Gummersbach mit Tobias Ebenberger und Alexander Ilin (rechts) [Tobias Ebenberger]
Gummersbach ist erst seit vergangenem Jahr Mitglied der AfD. Vorher hatte sie das Parteibuch der FDP, für die sie auch im Gemeinderat saß. Mittlerweile ist sie aus der Fraktion ausgetreten, ihr Mandat hat sie dennoch behalten. Wie AfD-Co-Kreissprecher und Bundestagsmitglied Tobias Ebenberger mitteilt, wurde sie zur Bürgermeister- und zugleich zur Spitzenkandidatin der Reserveliste gewählt. „In der Gemeinde mit den bislang besten AfD-Ergebnissen rechnen wir uns berechtigte Chancen auf Direktmandate aus“, sagt Ebenberger.
AfD will Unterlagen fristgerecht einreichen
Während die anderen Parteien schon in den Wahlkampf eingetreten sind und ihre Kandidaten bereits vor Monaten ins Rennen schickten, ist die AfD vergleichsweise spät dran. "Damit wollten wir sicherstellen, dass ausreichend Zeit für die sorgfältige Auswahl geeigneter Kandidatinnen und Kandidaten bleibt. Die Qualität unseres Teams war uns wichtiger als Geschwindigkeit. Die Unterlagen sind vollständig vorbereitet und werden fristgerecht beim Wahlamt eingereicht", teilt Ebenberger dazu mit. Damit werde Gummersbach formal wählbar sein, ebenso wie die Ratskandidaten. Anders als beispielsweise der parteilose Bürgermeisterkandidat Ralf Wüllenweber muss Gummersbach keine Unterschriften sammeln. Laut Kommunalwahlgesetz NRW reicht bei Parteien, die bereits auf Kreis-, Landes- oder Bundesebene in Parlamenten sitzen, eine einfache Nominierung.
Diese Themen sind Gummersbach wichtig
Als drängendste Themen in Ruppichteroth bezeichnen Ebenberger und Gummersbach den demografischen Wandel, den Erhalt der Infrastruktur, die Stärkung des Ehrenamts sowie bezahlbares Leben und Wohnen im ländlichen Raum. Man wolle sich dafür einsetzen, dass „Entscheidungen im Sinne der Bürger vor Ort getroffen werden – pragmatisch, heimatverbunden und frei von ideologischer Überfrachtung“. Es brauche demnach mehr Investitionen in die Erreichbarkeit und Lebensqualität vor Ort, statt teurer Projekte, die an den Bedürfnissen der Menschen vorbeigingen.
Von der FDP zur AfD
Carmen Gummersbach hat bislang im Einzelhandel gearbeitet. "Sie ist keine gelernte Politikerin, sondern kommt aus den Reihen der Bürger und hat stets außerhalb des politischen Sektors gearbeitet", erklärt Ebenberger. 2020 kandidierte sie für die FDP und zog auch in den Gemeinderat ein, bis sie aus der Partei austrat. Nun ist sie fraktionsloses Mitglied und setzt sich in den Bereichen Familie, Kinder und Jugend ein, wie sie sagt.
Einst Gegnerin der Alternative
Einst war sie jedoch entschiedene Gegnerin der AfD. Auf Facebook gibt es noch immer Profilbilder mit der Regenbogenfahne oder dem Slogan „AfD dich wähl ich nicht“. Nach der Anfrage von broeltal.de dazu hat sie die Bilder gelöscht. Ihren Sinneswandel begründet sie damit, dass die Partei „zu einer seriösen, ernstzunehmenden Partei gereift“ sei und sich „als einzige Alternative profilieren, etablieren und professionalisieren“ könne. „Die Entwicklungen im Land – von einer ideologisch aufgeladenen Politik bis hin zur Missachtung bürgerlicher Interessen – haben diesen Denkprozess bei vielen Menschen ausgelöst. Die AfD ist die einzige Partei, die konsequent für Meinungsfreiheit, soziale Verantwortung und echte Bürgernähe steht“, sagt Ebenberger dazu.
Allerdings hatte das Bundesamt für Verfassungsschutz die gesamte AfD im Mai als gesichert rechtsextrem eingestuft. Gegen das Gutachten hat die AfD Beschwerde beim Verwaltungsgericht Köln eingelegt. Für die Dauer des Verfahrens behandelt der Verfassungsschutz die Partei vorläufig weiterhin nur als rechtsextremistischen Verdachtsfall.
"Das in der Partei vorherrschende ethnisch-abstammungsmäßige Volksverständnis ist nicht mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung vereinbar", begründete der Verfassungschutz seine Hochstufung. Es ziele darauf ab, bestimmte Bevölkerungsgruppen von einer gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe auszuschließen. In dem mehr als 1100 Seiten umfassenden Bericht wird unter anderem auch die Haltung der Partei zum Nationalsozialismus kritisch hinterfragt. Der Verfassungsschutz merkt beispielsweise an, dass die Aussage des AfD-Landtagsabgeordneten Hans-Thomas Tillschneider, wonach "ausschließlich die NS-Führung Verbrechen begangen" habe und "das deutsche Volk" diesen "wehrlos ausgeliefert gewesen" sei, den Erkenntnissen der internationalen Geschichtswissenschaft widerspreche.
AfD will auch in den Gemeinderat
Die AfD Ruppichteroth ist derzeit organisatorisch im Kommunenverbund mit den benachbarten Gemeinden Eitorf und Windeck integriert. "Durch diese Struktur stellen wir sicher, dass Ressourcen effizient gebündelt und Veranstaltungen gemeinsam geplant werden", sagt Ebenberger. Regelmäßige Stammtische und Bürgergespräche gebe es auch in Ruppichteroth. Die AfD werde 2025 nicht nur mit einer Bürgermeisterkandidatin, sondern auch mit einer eigenen Liste und besetzten Wahlbezirken für den Gemeinderat zur Wahl antreten.
Anmerkung der Redaktion: Nach der Anfrage von broeltal.de hat Gummersbach die Facebook-Bilder mit Regenbogenfahne und "AfD dich wähl ich nicht" gelöscht.
Kommentare
H. Benz
01.07.2025 um 18:00 Uhr
Auch wenn dieser Beitrag schon arg durch Lesermeinungen strapaziert wurde, lohnt es vielleicht doch, aus der Sicht des Historikers einige wenige Argumente in das Gedächtnis zu rufen, welche die (oft auch hysterisch) geäußerte Befürchtung, Deutschland stehe bald eine neuerliche „Machtergreifung“ bevor, ad absurdum führen:
Anders als 1932 hat unser Land heute ein arbeitsfähiges Parlament. Im Reichstag der Weimarer Republik (1918-1933) fand sich seit 1930 keine parlamentarische Mehrheit mehr, aus der sich eine Regierung hat bilden lassen (1930 saßen im Reichstag Vertreter von 15 Parteien). Ab 1930 regierten Reichspräsident und -kanzler das Land nur durch Dekret bzw. Notverordnung. Auch hat Deutschland heute keine Arbeitslosenquote von 9% – wie es 1932 war, als von den ungefähr 66 Mio. Einwohnern des Deutschen Reichs fast 6 Mio. erwerbslos waren und das Land erst kurz zuvor eine Hochinflation durchgemacht hatte. Hinzu kommt, daß die Arbeitslosen jener Jahre weit entfernt von Hilfen waren, wie sie sich Beschäftigungslosen in unseren Tagen bieten.
Die demokratie-feindlichen Kräfte der frühen Dreißiger (von links die KPD, von rechts die NSDAP) waren straff organisierte, autoritär geführte Kaderparteien. Die heute leichthin in die Nachfolge der Nationalsozialisten gesetzte rechte Kraft im Bundestag ist eine in Ideologien und Flügel bzw. Sympathien und Antipathien uneine Partei, die in ihren außen- und (mehr noch) wirtschaftspolitischen Vorstellungen so erschütternd praxisfern und realitätsfremd ist, daß es Gott erbarm. Nur die Tatsache, daß ihr bislang keine überregionale Gestaltungsvollmacht zuteil wurde, hat verhindert zu zeigen, wie dysfunktional ihre Thesen sind.
Leicht ließen sich weitere Fakten anführen – wobei Überlegungen vorstehender Art allerdings gegen „Ängste“ nicht helfen dürften, denn Emotionen sind durch Argumente schwer zu beeinflussen. Wie heißt es doch in „Asterix“ so schön: „Qui habet aures audiendi, audiat!“
Albert Binder
01.07.2025 um 11:16 Uhr
Die AfD mit Zeiten zu vergleichen, in denen Millionen Menschen ermordet wurden, grenzt an eine Verharmlosung des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte. Natürlich gibt es in der AfD, wie in anderen Parteien auch, fragwürdige Persönlichkeiten oder Wirrköpfe.
Doch der zunehmende Antisemitismus in Deutschland hat sicher nichts mit der AfD zu tun. Dazu passt ein bekanntes Zitat von Karl Lagerfeld, das vieles auf den Punkt bringt.
Jürgen Lang
01.07.2025 um 14:42 Uhr
Zu diesem erbärmlichen Versuch, die AfD und Ihre klar vom Verfassungsschutz festgestellte rechte Gesinnung und Verfassungsfeindlichkeit (und ja - diese Feststellung wurde in über 1.000 Seiten Paperwork erarbeitet und verifiziert, auch wenn die AfD von Ihrem Recht Gebrauch macht, dies gerichtlich anzugehen) möchte ich klar Gegenstellung beziehen.
Eine Vielzahl von verbleibenden Zeitzeugen, die den Holocaust überlebt haben, warnen uns heute vor der AfD und ziehen selber genau diesen Vergleich, weil sie es selbst erlebt haben und besser einschätzen können als wir (siehe zahlreiche Interviews und Stellungnahmen der mittlerweile leider verstorbenen Margot Friedländer und anderen Zeitzeugen)!
Sie sagen uns klar und im Einklang mit unseren historischen Erkenntnissen und Aufarbeitungen, dass es damals genauso begonnen hat! Und genau deswegen ist es eben auch KEINE Verharmlosung des dunkelsten Kapitels unserer Geschichte, sondern im Gegenteil - der Aufschrei, das ganze Geschehen dieses Mal von Vorneherein zu verhindern!
Der Versuch Ihrerseits jedoch, die AfD und Ihre faschistische Gesinnung zu verharmlosen ("[...]Natürlich gibt es in der AfD, wie in anderen Parteien auch, fragwürdige Persönlichkeiten oder Wirrköpfe [...]) ist pures Gift für unsere Demokratie. Es sind nicht einzelnen Personen in der Partei, sondern es ist die klare Linie dieser Partei.
Und da ich Sie aufgrund Ihrer rhetorischen Wortwahl nicht für dumm halte, gehe ich davon aus, dass Sie hierfür eventuell "Ihre Gründe" haben werden...
Die AfD, Ihr Auftreten und Ihre Gesinnung ist ganz genau mit der damaligen Zeit (Startpunkt in der Weimarer Republik) zu vergleichen! So war es damals und so wird es wieder werden, wenn wir es als Gesellschaft nicht verhindern!
Albert Binder
01.07.2025 um 20:51 Uhr
Haben Sie den Bericht des Verfassungsschutzes, oder zumindest Auszüge daraus, überhaupt gelesen?
Die AfD ist nachweislich nicht nur von sogenannten „Quellen“, sondern auch von aktiven Mitarbeitern des Verfassungsschutzes durchsetzt. Genau deshalb würde ein Verbotsantrag wohl kaum Aussicht auf Erfolg haben – man erinnere sich an das gescheiterte NPD-Verbotsverfahren.
Die eigentliche Gefahr für unser Land geht meiner Meinung nach nicht von der AfD aus, sondern von den Bellizisten in der aktuellen Bundesregierung, als auch der EU. Dagegen gibt es kaum Proteste, verkehrte Welt... (Ich als Ausländer, bin nur sehr eingeschränkt wahlberechtigt.)
Jürgen Lang
02.07.2025 um 15:18 Uhr
Hallo lieber Herr Binder,
zunächst einmal: Ich habe den Bericht des Verfassungsschutzes natürlich nur auszugsweise gelesen, so schön ist diese Literatur nicht. Mir ist aber bei Ihrer Frage auch nicht klar, inwieweit es von Relevanz sein soll, ob ich den Inhalt gelesen habe, oder nicht? Denn unabhängig davon bestätigt er ja trotzdem, was ich in meiner Stellungnahme ausgeführt habe: Die AfD wird dort als gesichert rechtsextrem eingestuft. Aber ich will Ihnen natürlich nicht unterstellen, dass diese Frage Ihrerseits evtl. nur eine typische Nebelgranate ist, um vom eigentlichen Thema abzulenken. ;-)
Der Umstand, dass der Verfassungsschutz selbst in Teilen unter Beobachtung steht, ändert übrigens daran nichts - eher im Gegenteil: Wenn sogar dieser Apparat zu so klaren Schlüssen kommt, zeigt das, wie ernst die Lage ist.
Ihr Vergleich mit dem gescheiterten NPD-Verbotsverfahren passt nicht zu meiner Argumentation: Es geht in meinem Kommentar um die gesellschaftliche Wachsamkeit und dafür, Parallelen zur Vergangenheit zu benennen, um sie zu erkennen, solange es noch möglich ist. Genau darin liegt ja der Sinn eines historischen Vergleichs: Er soll nicht den Holocaust verharmlosen, sondern davor warnen, was passiert, wenn man demokratiefeindliche Strukturen zu lange gewähren lässt.
Unbenommen dessen bin ich aber - anders, als sie - sehr zuversichtlich, dass die Einstufung der AfD als gesichert rechtsextrem - sofern sie nicht vom Gericht als unzulässig bewertet wird (und das kann ich mir wirklich nicht vorstellen - denn das Gericht wird als neutrale, juristische Institution nur die Einhaltung der Form und Zulässigkeit bewerten) - eine sehr gute Aussicht auf ein Verbotsverfahren hat. Schließlich wäre es dann gerichtlich bestätigt, dass die Einstufung zulässig und richtig ist. Und ehrlich - spätestens dann gibt es für ein Verbotsverfahren keine Ausrede mehr, eine höhere Einstufung gibt es meines Wissens nicht mehr.
(Das Verbotsverfahren gegen die NPD ist übrigens - wie Sie sicher wissen - nur aufgrund der Einstufung der geringen Bedeutung der Partei gescheitert. Das sieht bei der AfD ganz anders aus.)
Dass Sie nun auf die Bundesregierung und angebliche „Bellizisten“ ausweichen, ist Ihr gutes Recht - aber es ersetzt nicht die Auseinandersetzung mit dem Thema: Welche Sprache, welche Feindbilder, welche autoritären Muster finden wir heute wieder? Das ist die entscheidende Frage.
Was Ihre Bemerkung zu Ihrem Wahlrecht angeht: Entweder man ist wahlberechtigt oder nicht - ein „eingeschränktes Wahlrecht“ gibt es so in Deutschland nicht. Und ob Sie tatsächlich Ausländer sind oder nicht, kann ich nicht beurteilen - spielt hier aber auch keine Rolle: Das Grundrecht auf Meinungsäußerung gilt selbstverständlich für alle, die hier leben.
Mein Anliegen bleibt: Nie wieder ist jetzt. Und dafür braucht es Vergleiche mit der Geschichte - nicht um sie zu verharmlosen, sondern um zu verhindern, dass sie sich wiederholt.
Mit freundlichen Grüßen, Jürgen Lang
Doris Hesseler
01.07.2025 um 10:11 Uhr
Beim Durchlesen der Kommentare erweckt sich bei mir der Eindruck, dass eine Person, die als Bäckereiverkäuferin arbeitet, als minder intelligent eingestuft wird. Diese Kommentare werden zudem von Menschen verfasst, die nicht den Mut haben, ihren Namen zu veröffentlichen, sondern sich hinter Abkürzungen und Pseudonymen verstecken.
Dann lobe ich die Frau Gummersbach, die den Mut hat, sich als Bürgermeisterkanditatin aufstellen zu lassen, obwohl ihr ganz gewiss klar war, was sie in der Gemeinde Ruppichteroth erwartet.
Ich habe auch den Mut, meinen Namen in voller Länge meinem Kommentar hinzuzufügen. Vielleicht bewegen die mutigen Frauen ja die Verfasser zukünftiger Kommentare zu mehr Offenheit. Das wäre wünschenswert.
Jürgen Bergmann
01.07.2025 um 20:59 Uhr
Hallo Frau Hesseler, da bin ich ganz bei ihnen! Viele Grüße Jürgen Bergmann
B.k.
28.06.2025 um 15:42 Uhr
Hallo, als erstes würde ich gern erwähnen das ich kein Freund von der AfD aber genauso wenig von der SPD, Grünen oder Linken bin. Ich finde es sehr mutig sich öffentlich für eine Partei zu bekennen besonders wenn es so eine umstrittene Partei ist! Mit einem kleinen Shitstorm hat Sie mit Sicherheit gerechnet, und man darf und sollte sachlich drüber diskutieren dürfen. Aber ich finde einige Kommentare Asozial und kann nur den Kopf schütteln. Berufliches und Privates sollte man trennen, die Brötchen und der Service sind durch die Sympathie für eine Partei nicht anders als sonst. Bei jemanden anderen als bei diesem Bäcker sind die Brötchen auch nicht wärmer ... Solang Sie nicht schwerst kriminell ist sollte Sie weiter beim Bäcker arbeiten und der Arbeitgeber sollte sich da raus halten. Sie war bis jetzt immer sympathisch und hat einen guten Job gemacht daher liebe Kommentarschreiber heult Leise und diskutiert wenn überhaupt sachlich weiter ...
Pyroex
28.06.2025 um 07:28 Uhr
Hallo Schreiberlinge, und schon sind wir bei der Weltpolitik! Das ist nicht gefragt es muss in der Kommune Kanaldeckelpolitik betrieben werden. Ich denke das sollte man nicht aus dem Fokus verlieren. Viel wünschte ich mir das man den Bürger mehr abholen würde. Aber dafür gibt es ja die Sachkundigen Bürger. Aber da kommt nicht soviel. Also Themen in Arbeitsgruppen ausarbeiten in Zusammenarbeit mit dem Bürger. Nur so wird alles Demokratischer.
Anja Seuthe-Blümling
27.06.2025 um 20:56 Uhr
Die fehlende Begegnung – ein Versäumnis mit Folgen
Begegnung ist der Schlüssel zu Verständnis, Zusammenhalt und einem respektvollen Miteinander. Insbesondere im Zusammenhang mit Rassismus ist sie von zentraler Bedeutung. Wo Menschen sich nicht begegnen, wo Austausch ausbleibt, können sich Vorurteile und Stereotype ungehindert halten oder sogar verfestigen. Ohne persönliche Erfahrungen und echte Gespräche bleibt der Blick auf das „Andere“ oft abstrakt und verzerrt – ein Nährboden für Ausgrenzung und diskriminierendes Gedankengut.
Gerade deshalb ist es erschreckend, dass der Ort Ruppichteroth es in den vergangenen Jahren versäumt hat, Räume für Begegnung zu schaffen. Es fehlen Initiativen und Orte, an denen Integration, Inklusion und auch das generationenübergreifende Miteinander gefördert werden. Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, Herkünften oder Lebensrealitäten bleiben allzu oft in ihren jeweiligen Gruppen – ohne Gelegenheit, sich kennenzulernen, voneinander zu lernen oder ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln.
Auch die Jugend bleibt auf der Strecke. Statt einladende Treffpunkte zu schaffen, wurden Plätze so gestaltet, dass sie möglichst unattraktiv für junge Menschen sind – mit dem Ziel, „Herumlungern“ zu verhindern. Doch wer Jugendlichen keinen Raum gibt, verweigert ihnen nicht nur Teilhabe, sondern auch Anerkennung als wertvollen Teil der Gemeinschaft.
Ein Ort, der keine Begegnungsräume bietet, spaltet sich. Es entstehen soziale Blasen, Gruppen ziehen sich zurück, das Gemeinsame geht verloren. Und genau dort finden spaltende Ideologien ihren Raum – wo niemand mehr zuhört, niemand mehr widerspricht, und wo das „Wir“ nur noch wenige einschließt.
Ruppichteroth hat hier viel versäumt. Die Aufgabe für die kommenden Jahre muss lauten: Begegnung ermöglichen. Räume schaffen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne –, in denen Menschen miteinander ins Gespräch kommen, Vorurteile abgebaut und neue Perspektiven eröffnet werden. Eine offene, inklusive Gesellschaft beginnt vor Ort – und sie beginnt mit dem Mut, aufeinander zuzugehen.
Likeẞ
27.06.2025 um 12:16 Uhr
Es ist gut und richtig, wenn wir über Anforderungen und Eignung für ein solch verantwortungsvolles Amt wie das des Bürgermeisters diskutieren. Denn natürlich braucht es Führungskompetenz, Fachverstand und ein sicheres Auftreten in der Öffentlichkeit – darin sind wir uns vermutlich alle einig.
Allerdings muss man sich dann auch ehrlich fragen: Erfüllt die aktuelle oder favorisierte Person diese Anforderungen tatsächlich in einem Maße, das dem Amt gerecht wird – oder reden wir hier von parteipolitischen Vorlieben, die über die Sachlichkeit gestellt werden?
Ein Bürgermeister oder eine Bürgermeisterin sollte nicht nur die Verwaltung führen können, sondern auch sichtbar und ansprechbar für uns Bürgerinnen und Bürger sein. Bürgernähe ist kein „Bonus“, sondern eine Grundvoraussetzung. Und ganz ehrlich: Bis jetzt sehe ich nur bei einer Kandidatin, dass sie den Einsatz zeigt, das Gespräch sucht, präsent ist und alles versucht, um eine gute Bürgermeisterin zu werden. Von den anderen Kandidaten bekomme ich persönlich leider kaum etwas mit – und das lässt eben auch Rückschlüsse zu.
Was die Kandidatin der AfD betrifft: Es steht jeder Person frei, politisch ihre Meinung zu ändern. Doch der Schritt von einer liberalen zu einer rechtspopulistischen Partei wirft Fragen auf, die man kritisch begleiten sollte. Eine AfD-Vertreterin, egal in welchem Ort, repräsentiert eine Partei, die unsere demokratischen Institutionen immer wieder infrage stellt. Und das kann keine Gemeinde gebrauchen – egal ob 3,5 oder 35 Prozent.
Wir sollten bei aller Debatte nicht vergessen: Demokratie lebt vom Streit der Argumente, aber auch vom gegenseitigen Respekt – und der Verantwortung, die mit dem Wahlrecht einhergeht.
Harald Schiefen
26.06.2025 um 07:32 Uhr
Ich kanns nicht lassen! Womit hat Ruppichteroth das verdient?
Sachlich gesehen: Jeder MEISTER (Metzgermeister, Schreinermeister, Bäckermeister ect) muss eine schwierige Prüfung ablegen und einige Berufserfahrung nachweisen um den Meistertitel zu tragen. Wie sieht das denn bei einem/r BürgerMEISTER/IN aus?
Wir sollten uns fragen, wer erfüllt denn hier die meisten Anforderungen um dieses Amt zu bekleiden. Wer ist denn eher in der Lage eine Verwaltung von ca. 40-50 Mitarbeitern zu führen. Wer ist denn eher in der Lage zu erkennen welche fachlichen Vorlagen er von seinen Mitarbeitern auf den Tisch bekommt. Wer ist den eher in der Lage sich in der Öffentlichkeit vernünftig auszudrücken und die Gemeinde am besten zu repräsentieren. Wer ist denn eher in der Lage die verschiedenen Aufgaben als Vertreter der Gemeinde in anderen Institutionen vernünftig wahrzunehmen. Wer wird denn tatsächlich die politische Mehrheit hinter sich haben usw.. Zu meinem persönlichen bedauern kann das dann tatsächlich (aus sachlichen Gründen) nur eine Person sein!
Zur Kandidatin der AfD kann ich nur sagen: ich hoffe sehr, dass sie bei dem Parteiwechsel FDP - AfD auch die Prozentzahlen aus den Wahlergebnissen der FDP mitnimmt. 3,5 - 4% wären zwar für die AfD immer noch zuviel. Aber damit könnte ich leben.
Ingo Rhöse
26.06.2025 um 12:50 Uhr
Hallo Herr Schiefen genau so sehe ich das auch. Ich denke das Mann vergessen hat was vor 90 Jahren geschehen ist aber das aktuelle Beispiel in den USA sagt was uns erwarten kann. Danke den guten Kommentar.
Dietmar H.
26.06.2025 um 14:00 Uhr
Lieber Harald, ich schätze deine Beiträge. Das sind seit geraumer Zeit auch meine Gedanken. Zumindest sollte jemand aus dem Verwaltungswesen kommen, um die marode Gemeindekasse im Blick zu haben. Geld ausgeben kann jeder, aber Geld vernünftig verwalten braucht Geschick und Hintergrundwissen.
Das Schlimme ist ja heute, dass man wählen geht, um das Schlimmste zu verhindern. Gott steh uns bei! lg Dietmar
J.B.
25.06.2025 um 05:39 Uhr
Sehr gut geschrieben. An alle AfD Wähler in der Gemeinde und im ganzen Land. Die USA sollten allen ein abschreckendes Beispiel dafür sein, wie ein Land ins Chaos gestürzt werden kann, wenn Antidemokraten an die Macht kommen. Augenscheinlich legt die AfD den "Finger in die Wunde". Jeder AfD Sympathisant und Wähler sollte sich das Parteiprogramm dieser Partei vornehmen. Hier wird er erkennen, wie menschenverachtend diese AfD wirklich ist.
Auf unsere Gemeinde zurückzukommen, da Frau Gummersbach zzt in einer Bäckerei in Ruppichteroth arbeitet, werde ich diese boykottieren und werde es im ganzen Bekanntenkreis kundtun und hoffe, viele werden sich dem anschließen. Jetzt werden sicherlich einige Kommentatoren der Meinung sein, dass die Bäckerei nichts dafür kann. Doch, Arbeitgeber sollten klare Kante zeigen und solchen Personen klar vor Augen führen, dass sie Personen, die gegen unsere FDGO eintreten, nichts in deren Unternehmen zusuchen haben.
Pyroex
26.06.2025 um 15:54 Uhr
Man kann das so sehen wie in diesen Kommentaren. Aber für mein Demokratie Verständnis ist das zu einfach. Ja diese Frau hat den Mut für die AfD anzutreten. Das verdient schon Hochachtung obwohl sie im Piranha Becken schwimmt. Nun ja egal wer den Job ausübt ob Rechtsanwalt, Fahrradverkäufer, Friseuse, oder Bäckerei Verkäuferin das ist egal. Es sind Leute die im Rampenlicht stehen und auch Demokratisch im September gewählt werden.
Gott sei Dank haben wir so ein Wahlrecht. Ob es dem ein oder anderen passt ist egal. Hier stimmt auch das kleine Volk ab. Diese haben ein besseres Gespür wer was bewegen kann oder nicht vlt. nur mit logischem Menschenverstand.
Und zudem gibt es ja auch externe Berater. Die werden ja auch jetzt schon eingesetzt und trotzdem bewegt sich in der Kommune nicht viel. Besser man würde sich mit Much und Windeck zusammen tun. Na ja mal abwarten hoffe auf eine hohe Wahlbeteiligung.
Likeß
27.06.2025 um 12:40 Uhr
Zur Klarstellung: Ein Arbeitgeber hat weder das Recht, nach der Parteizugehörigkeit eines Bewerbers oder Mitarbeiters zu fragen, noch darf er jemanden deswegen benachteiligen oder kündigen. Das wäre ein Verstoß gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) sowie gegen die Grundrechte auf Meinungsfreiheit (Art. 5 GG) und Berufsfreiheit (Art. 12 GG).
Zudem sollte man sehr vorsichtig sein mit öffentlichen Boykottaufrufen gegen Personen oder Unternehmen – solche Aussagen können unter Umständen rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen, etwa wegen übler Nachrede (§ 186 StGB) oder gezielter Schädigung (§ 826 BGB).
Manslayer
27.06.2025 um 18:17 Uhr
Ja, da noch Backwaren zu holen würde sich für mich auch falsch anfühlen. Man muss schauen, wem man sein erarbeitetes Geld geben möchte und was man dadurch unterstützt.
@Pyroex: Ich denke nicht, dass es sinnvoll ist jemanden zu wählen mit dem Bewusstsein, dass es ja externe Berater gibt, die das Ganze dann hinkriegen sollen.
Wer wäre mir lieber: jemand, der in den letzten Jahren den Job häufig gewechselt hat oder jemand, der seinen eigenen Laden mit Mitarbeitern seit Jahren führt und von dem man nichts schlechtes hört? Und scheinbar Finanzen gut einschätzen kann (trotz Covid, Saisongeschäft etc. immer noch präsent).
Die Entscheidung sollte bei jedem selbst liegen und ja, es wird eine demokratische Wahl sein und das Ergebnis spiegelt dann die Mehrheit wieder, Dennoch sollte man vorher über alles sprechen, alles abschätzen und dann so wählen, wie man es für richtig hält. Aber es geht um die Zukunft unserer Gemeinde und ich denke, wir alle lieben unsere Gemeinde und wollen diese wieder nach oben bringen.
Ralf Dohr
30.06.2025 um 13:45 Uhr
Sehr große Klappe. Forderungen Menschen zu entlassen, aber selber zu feige den Namen auszuschreiben, genau mein Humor.
Viktor
01.07.2025 um 13:24 Uhr
Womit wir wieder bei "kauft nicht bei ..." wären. Wieder sind es "die Guten (tm)" die "unsere Demokratie(tm)" als Schutzschild mißbraucht, ohne zu sehen was sie gerade tun. Hier wird nur nachgeplappert was der Televisor kommandiert. So geht 1984.
Ich beschränke mich hier bewußt auf den Nicknamen "Viktor" und werde daran auch nichts ändern.
Sara Blume
23.06.2025 um 14:49 Uhr
Es ist ein politischer Glaubwürdigkeitsverlust, wenn jemand wie Carmen Gummersbach, die noch vor wenigen Jahren öffentlich gegen die AfD einstand – mit Regenbogenfahne und klarer Ablehnung rechter Ideologien – nun für eben diese Partei als Bürgermeisterkandidatin auftritt. Wer so radikal die Seiten wechselt, verliert an Glaubwürdigkeit – nicht nur politisch, sondern auch moralisch!
Die AfD verkauft sich gern als bürgernahe Alternative. Doch hinter der Fassade der „Heimatverbundenheit“ stehen laut Verfassungsschutz gesichert rechtsextreme Inhalte, rassistische Narrative und eine tief antidemokratische Agenda. Wer behauptet, die AfD sei „die einzige Partei für Meinungsfreiheit“, verkennt entweder absichtlich oder fahrlässig, dass sie in Wahrheit jene Meinungen bekämpft, die nicht ins eigene Weltbild passen: Weltoffenheit, Diversität, soziale Gerechtigkeit.
Und das Gerede von “Qualität über Geschwindigkeit”? Ein durchschaubarer Versuch, die offensichtliche Planlosigkeit zu bemänteln. Der verspätete Start in den Wahlkampf spricht weniger für Sorgfalt, als vielmehr für organisatorische Schwäche. Dass Gummersbach dabei ihr FDP-Mandat behalten hat, aber nun mit der AfD antritt, ist politisches Taktieren auf Kosten demokratischer Fairness.
Es ist kein Zeichen von Reife, wenn eine Partei plötzlich salonfähig erscheint, weil sie sich besser vermarktet. Es ist ein Risiko für unsere Gesellschaft, wenn solche Entwicklungen unwidersprochen bleiben. Wer sich unter dem Deckmantel von “Pragmatismus” in die kommunale Verantwortung schummeln will, sollte nicht auf unser Schweigen zählen.
Ruppichteroth braucht keine Partei, die spaltet. Sondern Menschen, die verbinden – ohne Angst, ohne Hass, ohne falsche Versprechen.
Manslayer
24.06.2025 um 06:27 Uhr
Sehr gut geschrieben! Das, was die AfD gut findet, das gab es schon mal vor 90 Jahren und es ist für niemanden gut ausgegangen!
Micha
25.06.2025 um 11:36 Uhr
Vielen Dank für Ihre Ausführungen ... aus meinem Herzen gesprochen! Ich denke nicht, daß unsere Gemeinde eine Partei wie die AfD braucht, weder im Gemeinderat noch als Bürgermeisterin! Schon die Kandidatur mit dem Mandat der AfD und dem nicht abgelegten Mandat der FDP, halte ich persönlich für mehr als fragwürdig. Wie schon einer meiner Lehrer sagte, entweder ich bin oder ich bin nicht ... ein bisschen Schwanger gibt's ja auch nicht!
Wir als Bürger der Gemeinde Ruppichteroth sollten uns tatsächlich fragen ob es unser Weg ist, einer Partei wie der AfD ein Dierektmandat zu bescheren. Wir sind als Gemeinschaft doch nicht eine tumbe, emotionslose, Ethik freie Masse, die stur hinter den Prpagandisten herrennt und ihre Parolen ohne zu hinterfragen und ohne zu denken nachgrölt.
Das sind wir doch hoffentlich nicht! Geschichte darf sich nicht wiederholen! Lasst uns und im speziellen die etablierten Komunal Parteien, deren Vertreter im Rat und in der Öffentlichkeit, sowie die zur Wahl stehenden Bürgermeister Kandidaten dazu aufrufen, unsere Freiheit und Demokratie zu schützen und zu waren.
Lasst uns alle als Bürger der Gemeinde Ruppichteroth, ein deutliches Zeichen gegen Rechts setzen und die AfD in der Gemeinde boykottieren! Wir sind freie Menschen, die in Vielfalt friedlich miteinander leben und leben wollen ... wir wollen unsere Gemeinschaft nicht spalten lassen! Unsere Gemeinde und unsere Gesellschaft sind es wert für sie einzustehen und Kante zu zeigen!
Gruß an alle Demokraten, der Micha.
Hans-Jürgen Welke
25.06.2025 um 13:41 Uhr
Hallo und Guten Tag Herr Micha, ein sehr aufschlussreicher Beitrag von Ihnen. Leider kann ich dem Kürzel Micha überhaupt nichts anfangen. Könnten Sie sich vielleicht zu erkennen geben?
Mit freundlichen Grüßen, Hans-Jürgen Welke (ebenfalls Demokrat)