www.broeltal.de

Internetmagazin für Ruppichteroth und den Rhein-Sieg-Kreis

Offener Brief vor der Kommunalwahl

"Der Ton in der Öffentlichkeit ist rauer geworden, der gegenseitige Respekt schwindet"

Von Nicolas Ottersbach | | Wirtschaft/Politik

Im Vorfeld der Kommunalwahl hat der Gewerbeverein „Schaufenster Ruppichteroth“ mit vielen Vereinen einen offenen Brief verfasst. Ziel sei es, ein deutliches Zeichen für demokratische Grundwerte zu setzen. Foto: Der offene Brief setzt sich für Grundwerte in Ruppichteroth ein [Daniel Prior]

Anlass dürfte sein, auch wenn das im Brief nicht genannt wird, dass bei der Wahl in Ruppichteroth erstmals die AfD mit eigenen Kandidaten antreten wird. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte die gesamte AfD im Mai als gesichert rechtsextrem eingestuft. Gegen das Gutachten hat die AfD Beschwerde beim Verwaltungsgericht Köln eingelegt.

Was steht im Brief?

Im am 28. Juni veröffentlichten Schreiben ruft der Gewerbeverein zu einem respektvollen Miteinander, zur Verteidigung demokratischer Prinzipien und zu zivilgesellschaftlichem Engagement auf. „Toleranz und gegenseitiger Respekt“, „Vielfalt als Bereicherung“, ein „offenes, ehrliches Miteinander“ sowie „Demokratie und Rechtsstaatlichkeit“ werden als zentrale Werte hervorgehoben. 

"Unsere Arbeit als Verein lebt von Austausch, Vertrauen und Gemeinschaft. Wir sind überzeugt: Nur wenn Menschen unterschiedlichster Herkunft, Überzeugung und Lebensweise auf Augenhöhe zusammenkommen, entsteht echte Stärke – wirtschaftlich, sozial und menschlich", heißt es im Brief.  Unterstützt wird der Aufruf von mehr als 15 lokalen Organisationen und Einzelpersonen, darunter Sport- und Musikvereine, Bürgervereine oder auch die evangelische Kirchengemeinde.

„Wollen keine Werbung machen – sondern zum Nachdenken anregen“

Im Gespräch mit broeltal.de erklärt Kai Reinl, Vorsitzender des Gewerbevereins, die Beweggründe für die Initiative: „Es gab große gesellschaftliche Veränderungen in den vergangenen Jahren – nicht nur in Deutschland, sondern auch bei uns in Ruppichteroth. Der Ton in der Öffentlichkeit ist rauer geworden, der gegenseitige Respekt schwindet.“ Besonders kritisierte er, dass Diskussionen zunehmend durch Intoleranz und Angriffe ersetzt würden: „Es wird nicht mehr miteinander gesprochen, sondern übereinander. Die Fähigkeit, andere Meinungen auszuhalten, ist verloren gegangen.“

Reinl betont zudem, dass der offene Brief bewusst nicht parteipolitisch motiviert sei. „Ich selbst bin in keiner Partei, habe natürlich eine Meinung – aber keine parteigebundene. Es geht hier nicht darum, jemanden anzugreifen, sondern um das Einfordern gemeinsamer Werte.“ Für den Gewerbeverein stehe Neutralität an oberster Stelle, da man als überparteilicher Zusammenschluss handele.

Er hoffe, dass der Brief einen Impuls setze: „Wenn wir erreichen, dass über diese Werte gesprochen wird und Menschen miteinander ins Gespräch kommen, dann haben wir viel erreicht. Es ist keine Werbeaktion – der Inhalt steht im Mittelpunkt.“

Breite Unterstützung aus der Zivilgesellschaft

Der offene Brief ist von einer Vielzahl an lokalen Gruppen mitunterzeichnet worden – von der DLRG-Ortsgruppe bis zum TuS Winterscheid. Diese breite Zustimmung wertet Reinl als Zeichen einer „stillen Mehrheit“, die für ein respektvolles Zusammenleben eintritt: „Viele Menschen teilen diese Werte – sie sind nur oft still. Wir wollten ihnen eine Stimme geben.“

Mit Blick auf die anstehende Wahl fordert der Gewerbeverein die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich gut zu informieren und für Kandidatinnen und Kandidaten zu entscheiden, die glaubhaft für demokratische Werte stehen. Ruppichteroth solle ein Ort bleiben, an dem „alle Menschen in Frieden, Sicherheit und mit gegenseitiger Achtung leben und arbeiten können“.

Verfassungsschutz stufte AfD als gesichert rechtsextrem ein

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte die gesamte AfD im Mai als gesichert rechtsextrem eingestuft. Gegen das Gutachten hat die AfD Beschwerde beim Verwaltungsgericht Köln eingelegt. Für die Dauer des Verfahrens behandelt der Verfassungsschutz die Partei vorläufig weiterhin nur als rechtsextremistischen Verdachtsfall.

"Das in der Partei vorherrschende ethnisch-abstammungsmäßige Volksverständnis ist nicht mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung vereinbar", begründete der Verfassungschutz seine Hochstufung. Es ziele darauf ab, bestimmte Bevölkerungsgruppen von einer gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe auszuschließen. In dem mehr als 1100 Seiten umfassenden Bericht wird unter anderem auch die Haltung der Partei zum Nationalsozialismus kritisch hinterfragt. Der Verfassungsschutz merkt beispielsweise an, dass die Aussage des AfD-Landtagsabgeordneten Hans-Thomas Tillschneider, wonach "ausschließlich die NS-Führung Verbrechen begangen" habe und "das deutsche Volk" diesen "wehrlos ausgeliefert gewesen" sei, den Erkenntnissen der internationalen Geschichtswissenschaft widerspreche.

Kommentare

  • Sara Blume
    June 29, 2025 um 9:06 pm

    Ruppichteroth steht für Zusammenhalt, Offenheit und Respekt, genau deshalb passt die AfD nicht hierher. Eine Partei, die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wurde, darf NICHT unsere Gemeinde vertreten!

    Der offene Brief vieler Vereine zeigt: Wir wollen ein Miteinander, keine Spaltung. Keine Hetze, sondern Vielfalt.

    Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass Ruppichteroth ein Ort bleibt, an dem alle Menschen in Frieden und Würde leben können. Die AfD ist keine Alternative – nicht für Ruppichteroth, nicht für unsere Demokratie!

  • Pyroex
    June 29, 2025 um 8:51 pm

    Ich find den offenen Brief toll. Besser würde ich es finden wenn man sich um ein besseres Erscheinungsbild und Attraktivitätsgewinn der hier Gewerbetreibenden kümmern würde. Seis drum. Vergesst nicht die

    AfD ist aus dem unzufriedenen Rechten Flügel CDU gegründet worden. Die Linke die sog. Mauerschützen Partei ist heute auch salonfähig sogar zur Mehrheitsbeschaffung im Bundestag. Die FDP ein Auffangbecken von NS Nazis wird sowas vergessen? Leute lässt mal die Kirche im Dorf. Verurteilt nicht die Parteien, jeder hat genug Dreck vor der eigenen Haustüre. Ich freue mich schon jetzt auf eine Demokratische Bürgermeisterwahl.

  • H. Benz
    June 29, 2025 um 7:57 pm

    „broeltal.de“ hat sich in den vergangenen Tagen auch als Plattform für grundsätzliche gesellschaftliche und politische Themen präsentiert. Das ist, wie jeder Diskurs, der die Gebote von Toleranz, Sachlichkeit und guter Rhetorik berücksichtigt, grundsätzlich zu begrüßen. Der Text des „Schaufenster Ruppichteroth“, den ich auf der Webseite des Vereins nicht fand, kam übrigens insoweit „in time“, als er einigen der zum Beitrag „Kommunalwahl 2025“ zu findenden Lesermeinungen Mahnung sein kann.

    Wirklich sind Diskussionen, sowohl im „Live-Gespräch“, als erst recht in den sogenannten „sozialen Medien“, von zunehmender Schroffheit und Intoleranz geprägt. Hier ist zunächst die Tatsache zu beklagen, daß viele Disputanten zwar eine Meinung, oder ein Gefühl, aber oft nur wenig Wissen, meist gepaart mit unterirdischer Rhetorik, besitzen. Schwerer wiegt allerdings das „Vorbild“, das die meisten TV- oder Online-Gesprächsrunden bieten: man fällt dem Anderen in's Wort, wird persönlich und unsachlich. Wer sich Fernsehdiskussionsrunden noch aus den 2000-er Jahren anschaut, wird sehen, wie man sich ausreden ließ, um dann, gleichfalls ohne eine sprachliche „Blutgrätsche“ zu fürchten, die Replik zu ertragen. Der heutige TV- und (mehr noch) Internet-Konsument erlebt Sekundenposts, schnelle Schnitte, unsachliche Einwürfe und dramatische Gesten – aber nur selten fundiertes Wissen, oder die Anleitung zu eigenem Denken. Diese Art der Berichterstattung tötet die Kunst des Zuhören-Könnens immer mehr ab und das so vorexerzierte Vorbild nährt die Überzeugung, daß man nur laut genug dröhnen muß, um seine Sicht der Welt als dominierende Duftmarke zu setzen.

    Was tun? Lesen hilft – am besten echte Bücher, wobei das Thema eigentlich nachrangig ist, da man dabei lernt, Gedanken Dritter aufzunehmen und zu reflektieren. Zuhören lernen ist schon schwerer. Allerdings empfiehlt sich (auch hier) ein Versuch mit einem Menschen – nicht via Display, sondern „live“ (und gerne mit einem alkoholischen Getränk …).

  • Hans-Jürgen Welke
    June 29, 2025 um 2:40 pm

    Ich möchte folgendes anmerken und zu bedenken geben:

    Dass in der AfD Fremdenfeindlichkeit und Hass auf Muslime verbreitet ist, war für den Verfassungsschutz einer der Gründe, die Partei als gesichert rechtsextrem einzustufen. Aber auch die Verbreitung von Hass und Hetze gegen Russen ist rechtsextrem. Warum kritisiert der Verfassungsschutz die Bundestagsparteien nicht, die täglich Russenhass verbreiten? Sollte es bei ihm selbst solche rechtsextremen Einstellungen geben?

    Ebenso ist die Befürwortung von Aufrüstung und Sozialabbau Kennzeichen rechter Parteien. Aber nicht nur die AfD, sondern auch die übrigen Bundestagsparteien treten dafür ein.

    Waffenlieferungen an Kriegsparteien, zumal, wenn man damit einen Völkermord wie im Gazastreifen unterstützt, sind ohne Zweifel Merkmale rechtsextremer Parteien. Waffenlieferungen statt Friedensdiplomatie verlängern Krieg und Zerstörung.

    Die Bejahung von Krieg ist ein herausragendes Kennzeichen rechtsextremer Parteien. „Nie wieder Krieg“, das war die Lehre, die die Deutschen aus dem Hitlerfaschismus gezogen hatten. Artikel 26 des Grundgesetzes stellt Handlungen unter Strafe, die geeignet sind, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören und einen Angriffskrieg vorzubereiten. Forderungen der Bundestagsparteien, mit Taurus-Raketen Russland anzugreifen, erfüllen diesen Tatbestand und sind rechtsextrem. Kennt der Verfassungsschutz diesen Verfassungsartikel nicht?

    Auch die Einschränkung und Unterdrückung der Meinungsfreiheit ist rechtsextrem. Rechtsextreme können gegenteilige Meinungen nicht ertragen und wollen sie unter Strafe stellen. Das beobachten wir aber nicht nur in Diktaturen, sondern auch in den USA und bei uns in Deutschland. Dabei wird mit zweierlei Maß gemessen. Wenn Höcke die SA-Parole „Alles für Deutschland“ in seinen Wahlkampfreden bejubeln lässt, wird er bestraft. Wenn Kriegsminister Pistorius das Lieblingswort des Propagandaministers Goebbels, „Kriegstüchtigkeit“, hoffähig macht, bleibt das ohne Folgen. Die Cancel Culture fördert Denunziation und führt in Einzelfällen zur Vernichtung der beruflichen Existenz. Jetzt wird wieder die Forderung nach einem Radikalenerlass laut. AfD-Mitglieder sollen aus dem öffentlichen Dienst entfernt werden. So wenig, wie man Alkoholismus mit Alkohol bekämpfen kann, so wenig kann man Rechtsextremismus mit rechtsextremen Maßnahmen aus der deutschen Politik verbannen.

    • Pyroex
      June 29, 2025 um 9:06 pm

      Hallo Herr Welke, vor nicht allzu langer Zeit gab es die Partei "Die Republikaner", den Vorsitz hatte Franz Schönhuber. Mit Verdienstorden etc. Die meisten Mitglieder kamen aus Polizei und Grenzschutz.

      Warum? Das kann ich erklären. Auf Demos durften sie sich nicht wehren sonst hätte es sofort Diszis. gegeben. Sie haben sich nicht vom Staat den sie ja eigentlich schützen sollen alleine gelassen gefühlt. Das zum öffentlichen Dienst. Kann ich mir in der Notaufnahme den Arzt aussuchen?! Nein! Hoffentlich ist er keiner von der AfD, der mich Notoperiert.

      Ein Hoch auf unsere Demokratie!

      • Hans-Jürgen Welke
        June 30, 2025 um 4:23 am

        ich tue mich schwer mit Jemandem zu kommunizieren, der sich hinter einer Bezeichnung versteckt, die folgendes ergibt: Duropal Verbundelement Pyroex. Was soll das? Versteck habe ich als Kind gespielt. Ich kann den Beitrag deshalb nicht ernst nehmen.

    • Manslayer
      June 30, 2025 um 7:02 pm

      Ich verstehe diese ganzen Vergleiche nicht. Was ist denn das Thema? Worum geht es? Dass die AfD gesichert rechtsextrem eingestuft wurde? Ja. Punkt! Danach geht es nicht weiter, weil kein Vergleich das weder besser noch schlechter macht. Gesichert rechtsextrem, gab es schon mal, war nicht gut. Das sollte wir einfach mal so stehen lassen und daraus lernen in unserem Wohlstandsgejammer.

      Probleme anderer Parteien? Gibt es garantiert auch, aber was hat gerade Priorität? Die Demokratie zu erhalten und ein sicheres Leben für jeden zu garantieren, egal, welche Herkunft, Geschlecht, Sexualität oder Religion. Es geht darum, dass wir miteinander leben sollten, Fortschritt als Chance sehen, Erleichterungen feiern und schwere Zeiten unterstützend meistern, in dem die Starken auf die Schwachen aufpassen. Das ist machbar, wir dürfen nur keine Angst, keinen Verdruss und keine Mauern aufbauen.

      Demokratie war für mich immer selbstverständlich und nun ist sie in Gefahr - wie konnten wir es nur soweit kommen lassen? Meine verstorbene Oma, bescheiden und voller Liebe gewesen, ein ganz einfacher Mensch, würde sich für uns schämen. Ich finde, das dürfen wir all unseren Omas, Opas oder auch denen, die jetzt unsere Hilfe wirklich brauchen, nicht antun.

      Liebe & Respekt für UNSERE Demokratie!

Kommentar hinzufügen

Die abgesendeten Daten werden zum Zweck der Veröffentlichung als Leser-Kommentar verarbeitet und gespeichert. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

ANZEIGEN
Maro Einbauküchen
Immobilien Sven Möller
Ralfs Rad Service