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Kommunalwahl 2025

AfD stellt Bürgermeisterkandidatin in Ruppichteroth und will in den Gemeinderat

Von Nicolas Ottersbach | | Wirtschaft/Politik

Die Alternative für Deutschland (AfD) tritt in diesem Jahr erstmals bei der Kommunalwahl in Ruppichteroth an. Als Bürgermeisterkandidatin hat sie Carmen Gummersbach nominiert und will künftig auch im Gemeinderat sitzen. Sie war einst strikte Gegnerin der AfD. Damit stehen am 14. September nun vier Kandidaten zur Wahl: Gummersbach, Matthias Jedich (CDU), Manuela Nahs (SPD) und Ralf Wüllenweber (parteilos). Foto: AfD-Bürgermeisterkandidatin Carmen Gummersbach mit Tobias Ebenberger und Alexander Ilin (rechts) [Tobias Ebenberger]

Gummersbach ist erst seit vergangenem Jahr Mitglied der AfD. Vorher hatte sie das Parteibuch der FDP, für die sie auch im Gemeinderat saß. Mittlerweile ist sie aus der Fraktion ausgetreten, ihr Mandat hat sie dennoch behalten. Wie AfD-Co-Kreissprecher und Bundestagsmitglied Tobias Ebenberger mitteilt, wurde sie zur Bürgermeister- und zugleich zur Spitzenkandidatin der Reserveliste gewählt. „In der Gemeinde mit den bislang besten AfD-Ergebnissen rechnen wir uns berechtigte Chancen auf Direktmandate aus“, sagt Ebenberger.

AfD will Unterlagen fristgerecht einreichen

Während die anderen Parteien schon in den Wahlkampf eingetreten sind und ihre Kandidaten bereits vor Monaten ins Rennen schickten, ist die AfD vergleichsweise spät dran. "Damit wollten wir sicherstellen, dass ausreichend Zeit für die sorgfältige Auswahl geeigneter Kandidatinnen und Kandidaten bleibt. Die Qualität unseres Teams war uns wichtiger als Geschwindigkeit. Die Unterlagen sind vollständig vorbereitet und werden fristgerecht beim Wahlamt eingereicht", teilt Ebenberger dazu mit. Damit werde Gummersbach formal wählbar sein, ebenso wie die Ratskandidaten. Anders als beispielsweise der parteilose Bürgermeisterkandidat Ralf Wüllenweber muss Gummersbach keine Unterschriften sammeln. Laut Kommunalwahlgesetz NRW reicht bei Parteien, die bereits auf Kreis-, Landes- oder Bundesebene in Parlamenten sitzen, eine einfache Nominierung.

Diese Themen sind Gummersbach wichtig

Als drängendste Themen in Ruppichteroth bezeichnen Ebenberger und Gummersbach den demografischen Wandel, den Erhalt der Infrastruktur, die Stärkung des Ehrenamts sowie bezahlbares Leben und Wohnen im ländlichen Raum. Man wolle sich dafür einsetzen, dass „Entscheidungen im Sinne der Bürger vor Ort getroffen werden – pragmatisch, heimatverbunden und frei von ideologischer Überfrachtung“. Es brauche demnach mehr Investitionen in die Erreichbarkeit und Lebensqualität vor Ort, statt teurer Projekte, die an den Bedürfnissen der Menschen vorbeigingen.

Von der FDP zur AfD

Carmen Gummersbach hat bislang im Einzelhandel gearbeitet. "Sie ist keine gelernte Politikerin, sondern kommt aus den Reihen der Bürger und hat stets außerhalb des politischen Sektors gearbeitet", erklärt Ebenberger. 2020 kandidierte sie für die FDP und zog auch in den Gemeinderat ein, bis sie aus der Partei austrat. Nun ist sie fraktionsloses Mitglied und setzt sich in den Bereichen Familie, Kinder und Jugend ein, wie sie sagt.

Einst Gegnerin der Alternative

Einst war sie jedoch entschiedene Gegnerin der AfD. Auf Facebook gibt es noch immer Profilbilder mit der Regenbogenfahne oder dem Slogan „AfD dich wähl ich nicht“. Nach der Anfrage von broeltal.de dazu hat sie die Bilder gelöscht. Ihren Sinneswandel begründet sie damit, dass die Partei „zu einer seriösen, ernstzunehmenden Partei gereift“ sei und sich „als einzige Alternative profilieren, etablieren und professionalisieren“ könne. „Die Entwicklungen im Land – von einer ideologisch aufgeladenen Politik bis hin zur Missachtung bürgerlicher Interessen – haben diesen Denkprozess bei vielen Menschen ausgelöst. Die AfD ist die einzige Partei, die konsequent für Meinungsfreiheit, soziale Verantwortung und echte Bürgernähe steht“, sagt Ebenberger dazu.

Allerdings hatte das Bundesamt für Verfassungsschutz die gesamte AfD im Mai als gesichert rechtsextrem eingestuft. Gegen das Gutachten hat die AfD Beschwerde beim Verwaltungsgericht Köln eingelegt. Für die Dauer des Verfahrens behandelt der Verfassungsschutz die Partei vorläufig weiterhin nur als rechtsextremistischen Verdachtsfall.

"Das in der Partei vorherrschende ethnisch-abstammungsmäßige Volksverständnis ist nicht mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung vereinbar", begründete der Verfassungschutz seine Hochstufung. Es ziele darauf ab, bestimmte Bevölkerungsgruppen von einer gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe auszuschließen. In dem mehr als 1100 Seiten umfassenden Bericht wird unter anderem auch die Haltung der Partei zum Nationalsozialismus kritisch hinterfragt. Der Verfassungsschutz merkt beispielsweise an, dass die Aussage des AfD-Landtagsabgeordneten Hans-Thomas Tillschneider, wonach "ausschließlich die NS-Führung Verbrechen begangen" habe und "das deutsche Volk" diesen "wehrlos ausgeliefert gewesen" sei, den Erkenntnissen der internationalen Geschichtswissenschaft widerspreche.

AfD will auch in den Gemeinderat

Die AfD Ruppichteroth ist derzeit organisatorisch im Kommunenverbund mit den benachbarten Gemeinden Eitorf und Windeck integriert. "Durch diese Struktur stellen wir sicher, dass Ressourcen effizient gebündelt und Veranstaltungen gemeinsam geplant werden", sagt Ebenberger. Regelmäßige Stammtische und Bürgergespräche gebe es auch in Ruppichteroth. Die AfD werde 2025 nicht nur mit einer Bürgermeisterkandidatin, sondern auch mit einer eigenen Liste und besetzten Wahlbezirken für den Gemeinderat zur Wahl antreten.

Anmerkung der Redaktion: Nach der Anfrage von broeltal.de hat Gummersbach die Facebook-Bilder mit Regenbogenfahne und "AfD dich wähl ich nicht" gelöscht.

Kommentare

  • Sara Blume
    June 23, 2025 um 2:49 pm

    Es ist ein politischer Glaubwürdigkeitsverlust, wenn jemand wie Carmen Gummersbach, die noch vor wenigen Jahren öffentlich gegen die AfD einstand – mit Regenbogenfahne und klarer Ablehnung rechter Ideologien – nun für eben diese Partei als Bürgermeisterkandidatin auftritt. Wer so radikal die Seiten wechselt, verliert an Glaubwürdigkeit – nicht nur politisch, sondern auch moralisch!

    Die AfD verkauft sich gern als bürgernahe Alternative. Doch hinter der Fassade der „Heimatverbundenheit“ stehen laut Verfassungsschutz gesichert rechtsextreme Inhalte, rassistische Narrative und eine tief antidemokratische Agenda. Wer behauptet, die AfD sei „die einzige Partei für Meinungsfreiheit“, verkennt entweder absichtlich oder fahrlässig, dass sie in Wahrheit jene Meinungen bekämpft, die nicht ins eigene Weltbild passen: Weltoffenheit, Diversität, soziale Gerechtigkeit.

    Und das Gerede von “Qualität über Geschwindigkeit”? Ein durchschaubarer Versuch, die offensichtliche Planlosigkeit zu bemänteln. Der verspätete Start in den Wahlkampf spricht weniger für Sorgfalt, als vielmehr für organisatorische Schwäche. Dass Gummersbach dabei ihr FDP-Mandat behalten hat, aber nun mit der AfD antritt, ist politisches Taktieren auf Kosten demokratischer Fairness.

    Es ist kein Zeichen von Reife, wenn eine Partei plötzlich salonfähig erscheint, weil sie sich besser vermarktet. Es ist ein Risiko für unsere Gesellschaft, wenn solche Entwicklungen unwidersprochen bleiben. Wer sich unter dem Deckmantel von “Pragmatismus” in die kommunale Verantwortung schummeln will, sollte nicht auf unser Schweigen zählen.

    Ruppichteroth braucht keine Partei, die spaltet. Sondern Menschen, die verbinden – ohne Angst, ohne Hass, ohne falsche Versprechen.

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