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Bunt und Barock: Ruppichterotherin auf der Londoner Fashion Week

Von Nicolas Ottersbach | | Magazin

Das Wohnzimmer versinkt im Chaos. Vor dem Fernseher steht ein Bügelbrett, auf dem Schreibtisch die Nähmaschine und neben dem Bücherregal ein Wanne, in der Stoffstücke eingefärbt werden. Mittendrin, auf dem mit Stoffresten bedeckten Laminatboden, sitzt Marina Willms und schneidet Schablonen zurecht. Zehn Tage hat sie Zeit, um eine ganze Kollektion fertig zu stellen – sechs Outfits mit insgesamt 25 Teilen. Sie sollen kommenden Samstag auf der Londoner Fashion Week gezeigt werden. Foto: Marina Willms in ihrem Wohnzimmer [Nicolas Ottersbach]

"Im Moment arbeite ich 20 Stunden am Tag", sagt die 28-Jährige. Immer dann, wenn mal Zeit für eine Pause ist, ruht sie sich aus. Und das auch mitten am Tag, wenn gerade alle anderen in ihrer kleinen Düsseldorfer Wohnung arbeiten. Drei Praktikantinnen hat die Ruppichterotherin, die in Rheinbach und St. Augustin studiert hatte, kurzfristig angestellt. "Alleine ist das gar nicht machbar, ich musste die Kollektion komplett erfinden", erzählt Willms. Sie ist froh, dass sie jemanden gefunden hat, der sie unterstützt.

Die drei Schülerinnen von Berufskollegen sehen das ganz anders, sie sind dankbar für die Chance, an dem Projekt mitwirken zu dürfen. "Dieses Gefühl, dass durch meine Hilfe etwas auf der Londoner Fashion Week gezeigt wird, ist unbeschreiblich", sagt die 18-jährige Nora Abdel Hadi. Dafür nimmt sie gerne in Kauf, nicht bezahlt zu werden und Überstunden zu machen – selbst wenn Willms darauf achtet, dass die Schülerinnen nicht zu stark belastet werden.

Die Modewelt scheint was Arbeitsbedingungen angeht gnadenlos zu sein. Ein schnelllebiges Geschäft, in dem Erfolg und Misserfolg nah beieinander liegen. "Harte Arbeit alleine reicht nicht aus, man braucht auch Kontakte und vor allem eine große Portion Glück", sagt Willms. Sie weiß, wovon sie redet. Denn auf einen solchen Auftrag wie die Fashion Week hat sie jahrelang hingearbeitet.

Vermarkten über Instagram & Co

Nach ihrem Betriebswirtschaftsstudium an der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg machte sie einen weiteren Bachelor-Abschluss in Modedesign in Düsseldorf. Ein halbes Jahr besuchte sie die Londoner Elite-Universität Central Saint Martins und spezialisierte sich auf das Bedrucken von Kleidung. "Währenddessen habe ich immer bei Fotoshootings mitgemacht und meine Kollektionen präsentiert", sagt Willms. Wichtig war dabei das Vermarkten in sozialen Netzwerken wie Instagram, Twitter oder Facebook. "Dadurch kann man Aufmerksamkeit erregen und viele Menschen erreichen", erzählt sie.

Das sollte sich auszahlen: Denn die Einladung zu Fashion Week kam nicht per Post oder Telefon, sondern via Instagram – und zwar völlig überraschend. Dort hatten die Organisatoren der Modenschau für Nachwuchsdesigner Fotos ihrer Kreationen gesehen. Ein weiterer Vorteil der sozialen Netzwerke: Die Werbung ist kostenlos. "Denn als junger Modedesigner muss man immer sparen", sagt Willms. Deshalb kann sie sich keine teure Nähwerkstatt leisten, sondern funktionierte ihre Wohnung dazu um. Mit der schillernden Welt, die man aus den Magazin kenne, habe das wenig zu tun. "Dort ist alles sehr oberflächlich." Foto: Model Nick Flatt trägt eine Kreation von Marina Willms [Evangelos Rodoulis]

Kollektion ist nach ihren Großmutter benannt

Trotzdem will sie Erfolg haben und sich in der Branche etablieren. "Weil Mode mein Leben ist", sagt sie. Bis zur Fashion Week baut sie einen Online-Shop auf, in dem man ihre Kreationen, zu denen auch bedruckte Leggins und T-Shirts gehören, direkt bei ihr bestellen kann. "Wenn die Models mit meinen Sachen auf dem Laufsteg sind, muss das fertig sein." Dann wird auch die nur für London geschaffene Kollektion "Margret" zu kaufen sein, die sie nach ihrer verstorbenen Großmutter benannt hat. Ihre elegante Zeit spiegelt sich auch darin wieder: Die Kleidung ist an den Adel des frühen 20. Jahrhunderts angelehnt. "Allerdings ist sie viel bunter, in gelb, pink und grün, mit gedruckten Herzchen", sagt Marina Willms.

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