Es ist Post, auf die viele Anwohner der Winterscheider Hauptstraße lange gewartet haben und die dennoch ungewöhnlich ausfällt: Ende Januar 2026 verschickt die Gemeinde Ruppichteroth Beitragsbescheide über exakt 0 Euro. Möglich macht das eine Zuwendung des Landes Nordrhein-Westfalen in Höhe von rund 1,6 Millionen Euro, mit der die Straßenausbaubeiträge vollständig übernommen werden. Die Bauarbeiten an der Hauptstraße sind inzwischen abgeschlossen. Nach Monaten mit Baulärm, Umleitungen und Verschmutzungen ist die zentrale Ortsdurchfahrt wieder frei befahrbar. Foto: Die Hauptstraße in Winterscheid im September 2023, als sie komplett erneuert wurde. [Nicolas Ottersbach]
Beschluss noch vor Gesetzesänderung gefasst
Der entscheidende Punkt: Der Ratsbeschluss zur Erneuerung der Hauptstraße stammt aus dem Jahr 2020. Damit fällt die Maßnahme formal noch unter das alte Kommunalabgabenrecht. Das landesweite Beitragserhebungsverbot für Straßenausbaubeiträge, das seit dem 1. Januar 2024 gilt, greift hier nicht automatisch. Eigentlich hätten die Anlieger daher zur Kasse gebeten werden müssen. Je nach Grundstücksgröße standen Beträge zwischen 2000 und 9000 Euro im Raum. Doch nach Protesten, politischem Druck und einer landesweiten Diskussion über die Finanzierung von Straßenausbau lenkte das Land ein.
Bewilligungsbescheid im Dezember eingegangen
Am 2. Dezember 2025 ging der Bewilligungsbescheid im Rathaus ein. Das Land NRW stellt der Gemeinde Ruppichteroth eine Zuwendung von rund 1,6 Millionen Euro zur Verfügung. Die Auszahlung soll etwa Mitte Januar 2026 erfolgen. Mit diesen Fördermitteln werden die beitragsfähigen Kosten vollständig abgedeckt. Die Gemeinde ist dennoch verpflichtet, formell Beitragsbescheide zu erstellen und zu versenden. Das Ergebnis: In allen Fällen wird die Forderung auf 0 Euro festgesetzt. Die Bescheide sollen bis Ende Januar verschickt werden.
Erhebliche Entlastung für die Betroffenen
Für die betroffenen Grundstückseigentümer sowie gleichgestellte Erbbauberechtigte bedeutet dies eine spürbare finanzielle Entlastung. Bürgermeister Matthias Jedich spricht von einer indirekten, aber wirkungsvollen Hilfe: Die Beiträge werden nicht erlassen, sondern durch Landesmittel ersetzt. In einer Mitteilung dankt die Gemeindeverwaltung der Landesregierung ausdrücklich für die Unterstützung. Ohne die Zuwendung hätten die Anlieger trotz der inzwischen abgeschafften Straßenausbaubeiträge noch zahlen müssen – allein wegen des frühen Ratsbeschlusses.
Lange Vorgeschichte, glücklicher Ausgang
Die Sanierung der rund 1,6 Kilometer langen Hauptstraße hatte eine lange Vorgeschichte. Ursprünglich war der Abschluss der Arbeiten bereits für 2019 vorgesehen. Förderfragen, Kostensteigerungen und Diskussionen über Bauausführung und Umfang führten jedoch zu Verzögerungen. Zwischenzeitlich wuchs bei vielen Anliegern die Hoffnung, dass eine Gesetzesänderung noch rechtzeitig greifen könnte. Nun hat sich das Warten ausgezahlt. Ganz umsonst bleibt die Sanierung aber nicht: Die Kommune muss die Portokosten tragen.






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