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Flüchtlings-Notunterkunft funktioniert nur in der Bröltalhalle

Von Nicolas Ottersbach | | Wirtschaft/Politik

Ob die Bröltalhalle als Notunterkunft für Flüchtlinge genutzt wird oder nicht, bleibt erst einmal offen. Nach der gestrigen Bürgermeisterkonferenz, an der alle Rathauschefs der 19 Städte und Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises teilnehmen, meldete Ruppichteroth "Fehlanzeige" auf das Amtshilfeersuchen der Bezirksregierung. Die hatte von jeder Kommune gefordert, bis Mittwoch eine Erstaufnahmeeinrichtung für mindestens 70 Menschen zu schaffen. Nun kann die Bezirksregierung Ruppichteroth noch zur Aufnahme verpflichten.

Am Mittwoch, 21. Oktober, ist in der Ruppichterother Grundschule um 19 Uhr eine Infoveranstaltung.

"Das kriegen wir in unserer kleinen Gemeinde nicht gestemmt", sagt Bürgermeister Mario Loskill. Zwar habe man mit der Halle ein ausreichend großes Gebäude, das auch die genügend Nebenräume habe. Aber die Verwaltung könne die Betreuung nicht sicherstellen. "Es fehlt an Personal", so Loskill. Denn die Kommune muss für alles sorgen: Sicherheitsdienst, Verpflegung, Registrierung und auch medizinische Versorgung.

Zusätzlich läuft die reguläre Unterbringung von Flüchtlingen wie gewohnt weiter, bis zu zehn Menschen kommen jede Woche in Ruppichteroth an. "Schon das bringt uns an die Grenze unserer Kapazitäten, zum Glück helfen Ehrenamtliche", sagt Loskill. Als nächstes wird das Hotel "Zur Krone" in Winterscheid umgebaut, ebenso wie das Gertrudisstift in Ruppichteroth, für das das Erzbistum Köln nun den Mietvertrag unterschrieben hat.

Im Schönenberger Rathaus hat man vergangenen Donnerstag nach dem Schreiben der Bezirksregierung, das an alle Rhein-Sieg-Kommunen ging, sofort einen Krisenstab eingerichtet. Eine Alternative für die Bröltalhalle gab es nicht: Die restlichen drei Turnhallen waren zu klein, für das Aufstellen von Containern, die teilweise monatelange Lieferzeiten haben, war es zu kurzfristig.

Auch bei den Ruppichterother Vereinen hat es erste Krisengespräche gegeben, falls die einzige Mehrzweckhalle in der Gemeinde zu Wohnraum wird. Der Elferrat des Turnvereins ist sich einig, das Winterfest an anderer Stelle stattfinden zu lassen. Erste Ideen sind ein Festzelt oder zwei Veranstaltungen in kleineren Hallen. "Wir sind uns einig, dass wir trotzdem Karneval feiern wollen, dann müssen aber auch die Gäste mitziehen", sagt Elferratspräsident Albert Brummenbaum. Falls man ausweiche, würden die Eintrittskarten teurer werden.

Jürgen Schrewe vom Bröltaler SC, dessen Zumba-Gruppe und einige Fußball-Jugendmannschaften in der Bröltalhalle Sport treiben, ist mit dem Vorstand schon die Hallenbelegungspläne durchgegangen. "Alle Vereine werden sich zusammensetzen, um Lösungen zu finden", erklärt er. Am wichtigsten sei aber, dass die Flüchtlinge eine Unterkunft hätten.

Kritik an Verteilpraxis

Auf der Bürgermeisterkonferenz wurde die Bezirksregierung für die Verteilpraxis der Flüchtlinge kritisiert. "Auch wenn wir der Notwendigkeit des Handelns Rechnung tragen, so erwarten wir aber dennoch ein geordnetes und transparentes Verfahren seitens der Bezirksregierung und keine Verteilung nach dem Gießkannenprinzip", so Landrat Sebastian Schuster und die Sprecher der Bürgermeister Stefan Raetz und Klaus Pipke.

Vereinzelte Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis könnten noch in unterschiedlichem Maße der Bitte der Bezirksregierung nachkommen - der überwiegende Teil werde, ebenso wie Ruppichteroth und die Kreisverwaltung, "Fehlanzeige" nach Köln melden.

Für den weiteren Prozess haben Schuster und die Bürgermeister klare Vorstellungen: Eine gerechte Verteilung wird angemahnt, bei der genau geschaut wird, wer welche Kapazitäten einbringen kann. Es müsse klar sein, dass die Notunterkunftsplätze auf die Regelzuweisungsquote der Städte und Gemeinden angerechnet würden. Außerdem seien die Kommunen nicht länger bereit, in finanzielle Vorleistung zu gehen.

Kommentare

  • Waltraud Sülzner
    October 20, 2015 um 11:53 am

    Recht hast du! Bei deiner Oma merkt man auch heute noch, wie schwer es war alles stehen und liegen zu lassen und die Heimat zu verlassen. Obwohl es schon so lange her ist, und sie es mit ihrer Familie geschafft hat ein gutes Leben zu führen, trauert sie ihrer alten Heimat immer noch nach und erzählt viel von früher. Ich bin kein Flüchtlingskind und habe erst später durch Erzählungen von Betroffenen die Tragik begriffen.

     

    Als totaler Familienmensch bewundere ich die Mütter und Väter, die in der Lage sind eins oder mehrere ihrer Kinder in die Ferne zu schicken, ohne Gewissheit, ob sie den Weg überleben. Welche Angst müssen sie ertragen können. Bestimmt ist nicht jeder Flüchtling eine Bereicherung für unsere Gesellschaft aber die die schon immer hier waren sind auch nicht alle gut für unsere Land, unsere Demokratie oder unser Sozialnetz.

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