Verunsichert kamen viele der über 300 Zuhörer in den Eichhof, vor allem Eltern. Die Gemeinden Ruppichteroth und Much hatten zur Informationsveranstaltung für die Gemeinschaftsschule geladen. Denn die Schülerzahlen sinken dramatisch an den weiterführenden Schulen: Könnte es für die Mucher erst in den kommenden Jahren eng werden, steht die Hauptschule Ruppichteroth schon im nächsten Schuljahr vor dem aus.
Die Zusammenlegung von Real- und Hauptschule Much und Hauptschule Ruppichteroth wäre die Rettung für die Bröltalgemeinde. Dann wäre die Sechszügigkeit und auch eine gymnasiale Oberstufe gesichert. Nach den ersten Jahren in Ruppichteroth müssten die Schüler dann nach Much wechseln. Im Grunde sei die Gemeinschaftsschule ähnlich wie die Gesamtschule, dürfe aus formalen Gründen allerdings nicht so genannt werden, erläuterte Rainer Michaelis vom Schulministerium NRW. Die Schüler würden in der fünften und sechsten Klasse gemeinsam unterrichtet, dann muss die Schule entscheiden. Entweder könnten die Klassen weiter zusammen, also integrativ, oder nach ihrer Leistung aufgeteilt, kooperativ, unterrichtet werden.
Das sorgte für Unsicherheit: Kann man starke und schwache Schüler gleichzeitig unterrichten, ohne den einen zu unter- und den anderen zu überfordern? Der Unterricht müsse einfach anders strukturiert, verschieden schwere Aufgaben gestellt werden. Das sei zu schaffen, zeigte sich der Mucher Hauptschulleiter Robert Buchholz zuversichtlich. Schon heute sei diese Differenzierung üblich. Zusätzlich werde das Ministerium Fortbildungen für die Lehrer anbieten, so Michaelis.
Kritik äußerte Buchholz am Vorgehen der Landesregierung, die die Schulen im Stich lasse, zu vieles müsse vor Ort geregelt werden. Eigenständig müsse man drei Lehrerkollegien, zwei Gemeinden und zwei Standorte zusammenbringen. "Das wird eine harte Aufgabe", sagte Buchholz.
Jetzt werde erstmal eine Arbeitsgruppe aus Lehrern, Eltern, Schülern und Gemeindevertretern gebildet, die den Prozess von Anfang an mitgestalten soll. Auch die Schulkonferenzen werden gehört. Eine kleine Lenkungsgruppe soll das Modellprojekt organisieren. In Fragebögen, die an Eltern verschickt werden, kann man Stellung zur Gemeinschaftsschule beziehen. "Denn letztendlich entscheiden sie, auf welche Schule sie ihr Kind schicken", so Bürgermeister Mario Loskill. Frühestens zum Schuljahr 2012/13 kann die Gemeinschaftsschule dann den Betrieb aufnehmen.
Kommentare
Jenny
January 23, 2011 um 9:49 am
Auch von mir ein klares JA für eine Gemeinschaftsschule. Kinder wollen lernen und wir als Eltern sollten versuchen sie darin zu unterstützen.
Zitat Michael:
Wir wollen für unsere Kinder eine Schule, in die die Kinder gerne gehen und in denen ihre Bedürfnisse stärker berücksichtigt werden. Schule soll und darf Spaß machen und die Frage muss erlaubt sein, warum aus lern- und wissbegierigen Kindern, die sich auf die Schule freuen, im Laufe ihrer Schulzeit gelegentlich angeblich lernunwillige Monster werden. Wir wollen eine Schule, in der Kinder individuell gefördert und nicht durch Sitzen bleiben und schlechte Noten abgestraft werden.
Dem ist nichts hinzuzufügen, Danke. Leider wusste ich nichts von diesem Termin.
Jenny Meuser
Niederlückrath
Michael Sachse
January 21, 2011 um 8:11 am
Es war ein lustiger Abend, eine Mischung von ?heiteres Berufe raten? und ?wer wird Millionär?! Die einen haben das Spiel verstanden, die anderen glaubten einen ?Schildbürgerstreich der Bildungspolitik?. Es geht nicht darum, Menschen an vorgegebene Systeme anzupassen, sondern es geht darum, dass wir alle in der Gemeinsamkeit von Kindern, Jugendlichen, ihren Eltern, den professionellen Pädagogen und den Vertretern des Gemeinwesens, ein System weiter entwickeln, in denen alle in optimaler Weise sich realisieren können.
Wir wollen, für unsere Kinder, eine Schule, in die die Kinder gerne gehen und in denen ihre Bedürfnisse stärker berücksichtigt werden. Schule soll und darf Spaß machen und die Frage muss erlaubt sein, warum aus lern- und wissbegierigen Kindern, die sich auf die Schule freuen, im Laufe ihrer Schulzeit gelegentlich angeblich lernunwillige Monster werden. Wir wollen eine Schule, in der Kinder individuell gefördert und nicht durch Sitzen bleiben und schlechte Noten abgestraft werden. Wir wollen, dass neue Formen des Lernens in die Schulen Einzug halten und nicht mehr länger das ?Lernen im Gleichschritt? vorherrscht. Wir wollen eine Schule, in der länger gemeinsam gelernt wird, und Kinder, Lehrerinnen und Lehrer und Eltern nicht bereits Anfang der dritten Klasse unter dem Druck der Auslese stehen. Wir wollen eine Schule, in der die Rahmenbedingungen so verbessert werden, dass Klassen mit 30 und mehr Kindern endlich der Vergangenheit angehören. Und schließlich: Wir wollen eine Schule, in der es keine Verlierer gibt, sondern die Stärken der Kinder entwickelt und die Schwächen ausgeglichen werden.
Dazu gehört, dass mehr in Bildung investiert wird. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass die Bildungsausgaben der Bundesrepublik Deutschland im OECD-Vergleich deutlich unterhalb des Durchschnitts liegen. Wer heute mehr Geld für Bildung fordert, dem wird gerne entgegen gehalten, dies sei nicht finanzierbar, das Land müsse Schulden abbauen und es sei nicht genug Geld da. Um eine Schule mit Zukunft zu erreichen, müssen wir die Landesregierung dazu bringen, ihre gebetsmühlenartigen Rechtfertigungen nach dem Motto ?Unser Schulsystem ist das beste? endlich aufzugeben, sich zu bewegen und grundlegende Reformen auf den Weg zu bringen. Dabei sollte sie mehr auf die hören, die etwas von der Sache verstehen - nämlich die Betroffenen, also Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrerinnen und Lehrer. Von einer Schule mit Zukunft wie wir sie uns wünschen sind wir nämlich noch meilenweit entfernt.
Aber sich dafür einzusetzen, lohnt sich allemal. In diesem Sinne wünsche ich dem Projekt ?Gemeinschaftsschule Much- Ruppichteroth? viel Erfolg. Daher ein ?JA? zur ?Gemeinschaftsschule Much/Ruppichteroth? im Namen unserer Kinder und deren Zukunft!
Michael Sachse
Oberlückerath