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Huwil: Shed-Dächer und Fachwerk retten

Von Nicolas Ottersbach | | Wirtschaft/Politik

Die Ruppichterother wollen die beiden historischen Gebäude auf dem Huwil-Gelände erhalten. Der Investor Schoofs aus Kevelaer, der das Areal im Juli kaufte, möchte für das geplante Einzelhandelszentrum alle Bauten abreißen: Auch das Fachwerkhaus an der Brölstraße aus den 1890er Jahren und die 1904 erbauten Shed-Dächer-Hallen. "Die sind architektonisch etwas ganz Exquisites", erklärte Architekt Christian Brauner aus Winterscheid, der mit seiner Frau Anja ehrenamtlich zwei alternative Bebauungspläne entwickelte.

Laut Plänen der Brauners bieten die beiden alten Gebäude Platz für zukünftige Geschäfte. "Und Ruppichteroth hat mit den Shed-Dächern ein wunderschönes Eingangstor", so Anja Brauner. Wirtschaftliche Nachteile für den Bauherren sollen dabei nicht entstehen, unterstrich Dr. Rita Tondorf von der Grünen-Ratsfraktion:"Die Kosten für den Abriss werden gespart und können anders investiert werden." Es gebe auch Fördertöpfe des Bundes, die für den Denkmalschutz angezapft werden könnten.

In Plan A bleibt die Verkaufsfläche von rund 5.500 Quadratmetern, so wie es Schoofs sich aktuell vorstellt, erhalten. Zwei gegenüberliegende Neubauten sollen jeweils den großen Edeka-Markt und zwei Fachmärkte unter einem Dach enthalten. Die restlichen drei Geschäfte kommen in den Shed-Hallen unter, im alten Fachwerk wäre auf zwei Etagen Platz für ein weiteres. Grafik: Plan A (Brauner+Brauner)

In Plan B ist der kleinere Neubau in Richtung der Arztpraxis Dr. Bartolic verschoben. Dadurch entsteht ein großer Parkplatz in der Mitte, der auch für Flohmärkte genutzt werden könnte. "Gestalterisch ist das schöner", sagte Anja Brauner. Denn das versetzte Gebäude gibt den Blick auf das Areal frei. Der Nachteil: Das verschobene Gebäude büßt an Verkaufsfläche ein. Grafik: Plan B (Brauner+Brauner)

Entscheidend für die Erhaltung der Gebäude seien aber auch Altlasten, die unter den Shed-Dächern vermutet werden, so Bürgermeister Mario Loskill. Es könne sein, dass nur die Fassade stehenbleibe und das Betonfundament entfernt werden müsse. "Wir hoffen, dass die Sanierungskosten den Schätzungen entsprechen und gleich bleiben", sagte er.

Tondorf hatte Vertreter ansässiger Unternehmen, der Gemeindeverwaltung und Politik am Freitag zur Vorstellung der Bebauungspläne eingeladen. Zwei Wochen lang hatten die Brauners im Eilverfahren die Pläne erarbeitet. "Das sind keine festen Entwürfe, wir wollen damit Ideen anstoßen", sagte Christian Brauner.

Schnell war klar, dass alle an einem Parteien an einem Strang ziehen wollen. "Wir müssen mit einer Stimme sprechen", forderte Ludwig Neuber (CDU). Man könne zwar nicht bestimmen, wie das Gelände später aussehe, aber neue Ideen einbringen und Rahmenbedingungen schaffen. "Das ist eine einmalige Chance", sagte Heinz-Dieter Keuenhof (SPD) und fügte hinzu: "Wir tragen eine große Verantwortung für unsere Heimatgemeinde, weil die Ruppichterother an Huwil hängen." Foto: Mario Loskill, Klaus-Dieter Müller, Dr. Rita Tondorf, Anja und Christan Brauner

Vor den Risiken des Einzelhandelszentrums warnte Klaus-Dieter Müller vom Gewerbeverein "Schaufenster Ruppichteroth". Wenn man nicht den richtigen Mittelweg finde, sterbe der Ruppichterother Einzelhandel genauso wie in der Nachbarstadt Waldbröl aus. "Wir müssen unsere liebevolle bergische Geschäftslandschaft erhalten, das neue Einzelhandelszentrum muss sie ergänzen", erklärte er. Dazu zähle auch die Gestaltung der Gebäude selbst. "Auch die Unternehmen sind an Einzelhandelszentren interessiert, in denen sich die Kunden wohlfühlen", ergänzte Anja Brauner.

Wie sehr Ruppichteroth mit dem Huwil-Gelände verbunden ist, machte Loskill zum Schluss der Gesprächsrunde deutlich: "Mein Vater arbeitete dort wie viele tausend Ruppichterother, selbst mein erster Gehaltszettel stammte von Huwil." Gleichzeitig betonte er, dass der Investor Schoofs die Vorschläge der Gemeinde ernst nehme. Die gesammelten Ideen werden in der nächsten Besprechung am 16. Oktober vorgetragen. Dann würde Schoofs auch erstmals die Fraktionsvorsitzenden einladen, um sie über die genauen Planunungen des Einzelhandelszentrums aufzuklären.

Kommentare

  • Heinz Uckermann
    October 13, 2012 um 11:49 pm

    Es sollte eine Mischung aus alt und neu finden. Das alte Haus an der Brölstrasse sollte auf jeden Fall stehen bleiben. Der Rest kann dann Abgerissen werden weil die Dächer schon seit Jahren von einem Hochregal zum größten Teil verdeckt werden. So erkennen alte Ruppichterother ihren Ort weiter hin.

  • Martina Pauly
    October 12, 2012 um 10:11 am

    Huwil und Ruppi gehören einfach zusammen. Obwohl ich nicht mehr in Ruppichteroth lebe, ist es doch immer wieder ein "ich- komme-nach-Hause-Gefühl", wenn die ersten Huwil-Gebäude auftauchen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es ohne sein wird.

     

    Alte und neue, moderne Bausubstanz lassen sich prima miteinander verbinden und wer bereits einmal in Leipzig war weiß, was ich meine. Sind die Gebäude erstmal abgerissen, ist wieder ein Stück von dem Ruppichteroth gestorben, dass wir alle kennen und lieben.

     

    Ich werde den "Kampf" gegen den Abriss auf jeden Fall unterstützen - in welcher Form auch immer.

  • Jutta Radke
    October 10, 2012 um 9:13 pm

    Das Engagement des Architektenpaares Brauner sowie der Einsatz derer, die im Gemeinderat für den Erhalt der historischen Huwil-Gebäude kämpfen, ist hoch anzuerkennen. Wer in Ruppichteroth aufgewachsen ist, für den sind der alte Fachwerkbau und die Hallen mit den Shed-Dächern einfach ein "Stück Heimat", ein Willkommensgruß, ein Anblick, der sich fest mit der Einfahrt nach Ruppichteroth verbunden hat. So soll es bleiben, weil dies durch moderne Reklameschilder nicht zu ersetzen ist! Danke an alle, die sich an geeigneter Stelle dafür engagieren!

  • Wolfgang Steimel
    October 9, 2012 um 11:53 am

    Auch ich plädiere dafür, zumindest den Prospekt der Sheddächer und des Fachwerkgebäudes zu erhalten, habe auch ich 9 schöne Jahre hinter diesen Fassaden gearbeitet. Ich sehe dieses jetzt besorgte Vorpreschen dennoch ein wenig kritisch. Gute Vorschläge o.k. aber welcher Investor möchte sich dermaßen überrumpeln lassen, er konnte ja bisher nicht einmal seine eigenen Vorstellungen der Öffentlichkeit aufzeigen. Es wäre dann doch zu Schade, wenn man sich im jetzigen Stadium zu weit aus dem Fenster lehnt und den Investor verärgert. Also Augen und Ohren auf und wenn es dann darum geht für die Sache zu kämpfen, dann sollten alle Döörper und ehemaligen Huwilisten dies auch tun.

  • Christina Ottersbach
    October 9, 2012 um 9:48 am

    Hugo Willach & Söhne - besser bekannt als Huwil und die Huwil Werke gehörten seit Generationen zu unserer Gemeinde, zu vielen Familien, die hier ihre Existenz sicherten. Weltbekannt und heißbegehrt waren deren Produkte und egal, wo man hin kam, wo man Ruppichteroth vielleicht selbst nicht kannte, Huwil war ein Begriff. Öffnete man Schränke und Türen rund um den Globus, so konnte man oftmals durch Schlösser und Scharniere ein Stück "Heimat" entdecken. Ein trauriges Ende hat es genommen. Das, was uns bleibt, sind die Erinnerungen, gemeinsam mit den tausenden "Huwilianern". Und: die historischen Gebäude, der Fachwerkbau und die Hallen mit den Shed Dächern. Sie prägen seit über 100 Jahren das Eingangstor zu Ruppichteroth. So soll, so muss es bleiben! Abgerissen hat man schnell in heutiger Zeit. Oft unter dem Vorwand, dass Investoren Geld einsparen wollen. Doch solche Bausünden sind nicht mehr reparabel! Lasst uns früh genug aufstehn und mahnen, dass diese Gebäude zu uns, zu Ruppichteroth gehören. Es gibt wundervolle Projekte, in denen man Altes mit Neuem verbunden hat. Das kann auch hier in Ruppichteroth gelingen. Ein neues Einkaufszentrum kann hierdurch nur profitieren und etwas Besonderes, mit einem besonderen Flair werden. Wir sollten alles daran setzen, dass Ruppichteroth sein charakteristisches Eingangstor, sein Gesicht behält! Am 25.Oktober sind alle Bürger aufgerufen, sich in der Bröltalhalle zu informieren. Ich hoffe, die Halle wird voll!

  • Bernard Bieling
    October 8, 2012 um 5:20 pm

    Die Sheddächer sind historisches Kulturgut. Daraus kann/muss man was machen, i.S.v. in eine neue Architektur integrieren! Kreative ran! Bernard Bieling

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