Der stationäre Einzelhandel in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis hat eine Verkaufsfläche von 1,4 Millionen Quadratmetern. Davon entfallen 960.725 Quadratmeter auf den Rhein-Sieg-Kreis, 442.600 Quadratmeter auf Bonn. "Im Rhein-Sieg-Kreis steigt die Verkaufsfläche seit Jahren, was den Wettbewerb verschärft", sagt IHK-Vizepräsidentin Tanja Kröber. Zugleich gewinne der Online-Handel Marktanteile. Das ist ein Ergebnis des neuen Branchenreports Einzelhandel der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg. Grafik: Pro-Kopf-Verkaufsfläche (IHK)
"Die Kunden entscheiden naturgemäß nicht nach kommunalen Grenzen, wo sie einkaufen, sondern pragmatisch, etwa nach Parkplätzen und Angebot", so Kröber. Das trage mit zu der Haltung vieler Kommunen bei, dem Einzelhandel attraktive und großzügige Flächen bereitzustellen. So wie im Huwil-Center in Ruppichteroth, das auf einer alten Industriebrache entstand.
Damit erhöhte sich die Pro-Köpf-Verkaufsfläche in der Bröltalgemeinde im Sommer auf 1,34 Quadratmeter. Die Berggemeinden Much und Neunkirchen-Seelscheid kommen auf lediglich 0,7 und 0,97 Quadratmeter. Windeck und Eitorf liegen bei 1,36 und 1,38 Quadratmetern, Hennef sogar bei mehr als zwei Quadratmetern.
Dennoch verzeichneten Einzelhändler in Bonn und den Rhein-Sieg-Kommunen teils deutliche Frequenzrückgänge bis zu 50 Prozent. "Offenbar streben insgesamt immer weniger Menschen zum Einkauf in die Innenstädte", so IHK-Handelsreferentin Eva Eichenberg. Ein wesentlicher Grund dafür sei der zunehmende Onlinehandel. Online-Handel benötigt weniger Fläche als stationärer Handel. Ferner sorge die moderne Arbeitswelt dafür, dass in der Woche weniger Zeit für Freizeit bleibe oder diese erst später beginne. Folge: Umsatzverluste zwischen Montag und Freitagmittag, die sich am Freitagnachmittag und Samstag nicht aufholen lassen.
"Eine weitere Herausforderung für den Innenstadthandel ist die Erreichbarkeit. Nach wie vor kommen etwa in Bonn 40 Prozent der Kunden mit dem eigenen Pkw", sagt Eichenberg. Es werde aber immer schwieriger, in vertretbarer Zeit in die Stadt zu gelangen. Also suchten die Kunden Alternativen.
Während der Umsatz im deutschen Einzelhandel 2014 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 1,9 Prozent gestiegen ist und 2015 voraussichtlich um 1,5 Prozent wächst, verbucht der Onlinehandel zweistellige Zuwachsraten. Wer sich auf die Entwicklung einstelle, könne jedoch von ihr profitieren. "Multi-Channeling" meint das intelligente Verknüpfen verschiedener Vertriebskanäle, vor allem von stationär und online. Dafür will die IHK Weiterbildungsprogramm anbieten.
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