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Pioniere im Damenkegeln

Von Nicolas Ottersbach | | Magazin

Frauen gehörten hinter den Herd und hatten sich um die Familie zu kümmern. Vor 60 Jahren waren die Männer stets dominant, auch im Kegeln. Da war es schon ein kleine Sensation, als sich 1953 der Winterscheider Damenkegelklub "Zwei sen ze vell" gründete. Und sieben Jahre später sollten sie sich sogar den Gemeindepokal im Kegeln sichern - ausschließlich gegen männliche Konkurrenten. Anekdoten und Historie gibt es im neuen Winterscheider Heimat-Jahrbuch, das jetzt erschienen ist.

Foto: Der Kegelclub in den ersten Jahren, v.h.l. Trautchen Halber, Ännchen Halber, Margret Mehl, Katharina Waltercheid (Schreckenberg), meta Halber, Katharina Alenfelder, Luzie Guth, Klara Zimmermann, Katharina Walterscheid, Maria Stangier, Klara Trost, Maria Jung (Heimatverein)

"Wir hatten immer etwas zu feiern", sagt Luzie Guth, die zu den 15 Gründungsmitgliedern gehört. Ausflüge gingen nach Rheinbrohl, Bernkastel oder auch in den Spreewald. Es gab sogar einen Kegeljungen, der stets die Kegel wieder aufstellte und die Kugeln wiederbrachte. "Automatisch war damals noch nichts", erklärt Hedwig Happ, die mit Luzie Guth den Artikel im Heimat-Jahrbuch schrieb. Weil es in der Gaststätte Halber die Zentralheizung erst spät eingebaut wurde, wärmten sich die Frauen am Ofen oder mit "Aufgesetztem". Damals wie heute treffen sich die Damen, allerdings nicht zum Kegeln. "Dafür sind wir mittlerweile zu alt, wir spielen lieber Uno", sagt Guth. Schließlich ist die älteste Kegeldame Meta Halber stolze 93 Jahre alt.

Im diesjährigen Jahrbuch, dass wieder der Winterscheider Heimatverein herausgibt, hat das neunköpfige Autorenteam neun Artikel zusammengeschrieben. Dazu gibt im 68 Seiten dicken Heft viele historische Fotos aus Winterscheid und dem Umland. So berichtet Hans-Joachim Schneppel über den "Bahnhof Winterscheid", der zu Zeiten des Brölbähnchens in Ingersau war. Bis 1951 marschierten die Einwohner aus Winterscheid, Hatterscheid oder Schreckenberg den Wendelinusberg hinunter, später gab es eine Omnibuslinie von Winterscheid nach Hennef. "Zeitzeugen berichten von einem Fußweg von zehn bis 20 Minuten, je nach Fitness und Zeitnot", so Schneppel. Wer auf der anderen Seite des Derenbachtals wohnte, hatte einen kürzeren Weg nach Eitorf-Merten.

Die jüngste Autorin war die 15-jährige Jana Kruth. Ihre Arbeit wurde zwar nicht im Heft veröffentlicht, hing dafür aber bei der Vorstellung in der Winterscheider Grundschule. Mit ihren Schulkameraden hat die Achtklässlerin die Geschichte der Schule auf Plakate gebracht. "Wir haben viele Akten im Kreisarchiv gewälzt", erzählt sie von der aufwendigen Arbeit. Am schwierigsten seien die alten Klassenbücher zu entziffern gewesen. "Die waren noch komplett in Sütterlin geschrieben." Die Plakate können auch jetzt noch angesehen werden.

Zu lesen ist im Heimat-Jahrbuch auch ein Artikel vom mittlerweile verstorbenen Adolf Graf von Nesselrode, der sich mit der Kulturgeschichte des Waldes beschäftigt. Kathi Knecht blickt auf hundert Jahre katholische Frauengemeinschaft Winterscheid zurück, von einem "Pilgerweg nach Bödingen mit Handicap" schreibt Autor Erwin Müller. Auch die Mundart-Rubrik "Wöngtesch-Deutsch" ist wieder dabei, mit dem "Schönkenkloppen im Ehebätt"

Das 16. Winterscheider Heimat-Jahrbuch gibt es für sieben Euro in den Winterscheider Banken, Claudias Backshop und im Meine-Welt-Laden an der Hauptstraße. Auch auf der Winterscheider Kirmes am kommenden Wochenende wird es vom Heimatverein verkauft. Per Email an eberhard.spindler(at)heimatverein-winterscheid.de kann es gegen Vorkasse bestellt werden.

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