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Software Emergency Eye: Video-Chat und Ortung beim Notruf

Von Nicolas Ottersbach | | Blaulicht

Wer den Notruf 112 wählt, kann nun von der Rettungsleitstelle des Rhein-Sieg-Kreises geortet werden. Die Retter können sich mit der Software Emergency Eye in Notlagen sogar direkt auf das Smartphone schalten. Foto: Screenshot Website Emergency Eye [Corevas]

Viele Laien trauen sich am Unfallort nicht, Maßnahmen zu ergreifen. So schätzt die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, dass pro Jahr 10.000 Menschen eine Herzattacke überleben würden, wenn Ersthelfer andere Menschen richtig reanimieren würden. Ein weiteres Problem kostet im Notfall viel Zeit: Wer den Notruf wählt, weiß häufig nicht seinen genauen Standort. Die Retter müssen im Zweifelsfall nach den Verletzten suchen.

Ortung per GPS

In beiden Situationen soll die Notrufsoftware Emergency Eye künftig im Rhein-Sieg-Kreis helfen. Sie ermöglicht es Mitarbeitern in der Leitstelle mit Zustimmung eines Anrufers auf sein Smartphone zuzugreifen. Wer im Notfall mobil die 112 wählt, dem senden die Mitarbeiter in der Leitstelle einen Link per SMS. Mit dem Klick auf den Link geht der GPS-Standort des Anrufers an die Leitstelle. Zudem wird eine Live-Videoverbindung herstellt, damit die Mitarbeiter die Situation vor Ort besser einschätzen können und die Möglichkeit haben, den Anrufer zu ersten Rettungsmaßnahmen anzuleiten.

Das ist vor allem an sehr abgelegenen Orten von großem Vorteil. "Wir können zum Beispiel Verletzte im Wald orten und ihnen so viel schneller helfen", sagt der Leiter der Rettungsleitstelle, Martin Bertram. Die Leistelle kann den jeweiligen Einsatzkräften den exakten Einsatzort nennen. Durch die Videoverbindung können sich die Retter schon frühzeitig ein Bild vom tatsächlichen Ausmaß eines Brandes oder von Verletzungen verschaffen. So ist eine noch spezifischere Koordination des Einsatzes möglich und Dritte können bei Erste Hilfe-Maßnahmen besser angeleitet werden, bevor der Rettungsdienst eintrifft. Betram geht davon aus, dass die Handyortung bei zehn bis 20 Einsätzen im Jahr die Hilfsfrist deutlich verbessern kann. Die Kosten belaufen sich etwa auf 18.000 Euro jährlich.

Helfen per Videochat

"Das neue System bietet noch mehr Vorteile: über ein Live-Video können Ersthelfer durch unsere Fachkräfte angeleitet werden und die Chat-Funktion mit Sofortübersetzung hilft bei der Überwindung von Sprachbarrieren", so Bertram. Allerdings braucht Emergency Eye eine Verbindung zum Internet. Für das Senden der GPS-Daten reiche eine geringe Geschwindigkeit, für die Videoübertragung brauche es schon etwas mehr. Zudem fallen für die Notrufenden keine Kosten durch die Datenübertragung an.

In den vergangenen Monaten wurde das System bereits ausgiebig in Neuss getestet: In 95 Prozent der Fälle habe Emergency Eye einwandfrei funktioniert. Auch bei den Betroffenen sei die Resonanz gut gewesen.

Kommentare

  • Ira
    January 15, 2020 um 8:34 am

    Geht das mit der SMS auch mit normalen Handys? Ich möchte meinem betagten ü80-Vater kein Smartphone zumuten, da er schon mit dem Seniorenhandy nicht umgehen kann. SMS lesen kriegt er auch schon kaum auf die Reihe.

    • Florian Z.
      January 15, 2020 um 10:53 am

      Nein. Es heißt ja "Smartphone" im zweiten Satz. Und eine (schnelle?) Datenverbindung ist vorausgesetzt. Allerdings muss keine App installiert werden. Man bekommt einen Link per SMS, über den Browser des Smartphones wird eine Emergency-Eye Webseite geöffnet. Dieser übermittelt dann den aktuellen Standort, Zustimmung der Standortbestimmung des Browsers benötigt.

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