Eigentlich marschieren in diesen Tagen wieder die Martinszüge durch die Ruppichterother Ortschaften. Doch wegen der Pandemie sind viele kleiner und gar nicht für jeden zugänglich. Nur der Zug in Hänscheid geht wie gewohnt. Foto: Einen großen Martinszug gibt es dieses Jahr in Schönenberg nicht [Nicolas Ottersbach]
St. Martin ist um den 11. November ein gefragter Mann oder eine gefragte Frau, am besten mit Pferd. Viele kleine Ortschaften und Schulen haben einen eigenen kleinen Martinszug, der von jedem, der will, besucht werden kann. Und dann gibt es noch den Martinsmarkt in Fusshollen, der mit seiner dörflichen Atmosphäre auch über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt ist. Im zweiten Jahr in Folge wird das Brauchtum wegen der Pandemie allerdings nicht so gefeiert, wie man es mal gewohnt war. Teilweise haben die Jüngsten noch gar keinen richtigen Martinszug erlebt.
Projekttag und interne Züge
Hunderte Kinder und Erwachsene sind sonst regelmäßig zum großen Feuer am Schönenberger Kindergarten gezogen. Schon Wochen vorher wurde Grünzeug gesammelt, das als Finale des Zugweges dann in Flammen aufging. Vorneweg ritt St. Martin und erzählte die Geschichte von Mitgefühl und Nächstenliebe. "Dieses Jahr gab es nur eine kleine Variante", erzählt Ute Wessels vom Grundschulverbund Schönenberg-Winterscheid. Nur Schüler und Lehrer gingen in den beiden Orten eine kurze Strecke mit den Laternen, die Öffentlichkeit konnte nicht teilnehmen.
Auch an der Grundschule in Ruppichteroth war das Brauchtum auf Sparflamme, wie Schulleiterin Cornelia Crone berichtet. Der Zug ging nicht am Abend, sondern morgens. Knapp 180 Kinder und Lehrer zogen mit Laternen durch den Ort und trafen sich an einem kleinen Feuer. "Damit sie trotzdem das Erlebnis eines Zugs haben und wir die Corona-Auflagen mit den Klassen sicherstellen konnten", sagt Crone. Die Weckmänner wurden im Anschluss in den Klassenräumen mit Punsch verzehrt. Den restlichen Tag hatte man zu einem Projekttag gemacht, bei dem gebastelt und die Geschichte St. Martins behandelt wurde. Denn die habe auch einen pädagogischen Wert, weil es darum gehe, die Mitmenschen im Blick zu haben. "Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, der Frage nachzugehen, was diese Jahrhunderte alte Geschichte heute mit uns zu tun hat", sagt Crone.
Verordnung erlaubt Züge
Nach der aktuellen Corona-Schutzverordnung spricht in NRW nichts gegen Martinsumzüge: "Veranstaltungen zum Martinsfest können nach aktuellem Stand in Nordrhein-Westfalen stattfinden und unterliegen, sofern nicht mehr als 2500 Personen teilnehmen, keinerlei Beschränkungen", teilte das NRW-Gesundheitsministerium mit. Demnach gilt beim Martinszug nicht einmal eine Maskenpflicht. Auch die aktualisierte Corona-Schutzverordnung, die NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann kürzlich vorgestellt hat, beinhaltet keine Regeln, die einen Martinszug unmöglich machen. Doch angesichts der steigenden Infektionszahlen stellen sich viele die Frage, ob es sinnvoll ist, an Sankt Martin mit vielen Menschen durch den Ort zu ziehen.
Hänscheider Zug geht wie gewohnt
Auch den Heimatverein Hänscheid hat diese Frage umgetrieben. Nach langem Abwägen hat man sich dazu entschieden, an diesem Samstag (13. November) wie gewohnt ab 18 Uhr vom Schötzhuus aus durch den Ort zu ziehen. Somit ist es der einzige Zug in der Gemeinde, der keine interne Veranstaltung ist. "Wir werden wieder ein großes Feuer haben, es gibt Weckmänner, eine Blaskapelle und natürlich St. Martin", sagt Julia Rödder vom Verein. Die Behörden haben die entsprechenden Genehmigungen erteilt. Auch wenn keine besonderen Corona-Auflagen gelten, appelliert der Verein an die Teilnehmener, sich an Abstands- und Hygieneregeln zu halten. Dort, wo es zu eng wird, sollte auch an der frischen Luft ein Mundschutz getragen werden.
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