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Vom Lehrling zum Bürgermeister: Ära Drawz ging zu Ende

Von Christina Ottersbach | | Magazin

Mit einer offiziellen Feierstunde hatte sich die Gemeinde Ruppichteroth bereits von Bürgermeister Hartmut Drawz verabschiedet. Am 31. August 2009, 17.00 Uhr schloss er letztmalig nach 53 Jahren und knapp 5 Monaten dienstlich die Rathaustüre hinter sich.

Jede Ritze, jede Fuge, jeden Nagel im Gebäude kannte er. Das hatte sich Drawz sicherlich nicht träumen lassen, als er am 3. April 1956 , mit etwas mehr als 14 jungen Lenzen in Knickerbockern vor der Rathaustür stand, um seine Lehrzeit anzutreten. Irgendwann einmal Bürgermeister dieser Gemeinde zu sein, stand damals nicht auf seinem Programm. Dennoch - obwohl er selbst immer beteuerte ?Weit habe ich es im Leben nicht gebracht: von der Schönenberger Volksschule 100 Meter weiter ins Rathaus? - er ist seinen Weg gegangen.

Mit seiner Mutter und Geschwistern kam er im November 1946 aus dem Pommernland, wurde auf Gut Fussberg einquartiert, liebte dort als Kind über Wiesen, durch Wälder und die Natur zu streifen. Bis heute ist diese ?Liebe? erhalten geblieben, doch wenig Zeit ließ ihm sein Job fürs Holz richten und im Garten wühlen. Gemeindedirektor und später Bürgermeister zu sein bedeutete für viele Jahre keinen 8-Stunden-Tag/ 5-Tage-die-Woche zu haben. Ohne den Rückhalt seiner Frau, seiner Familie habe er dies nicht schaffen können. ?Meine Frau Marlies hat mir immer den Rücken von den Alltäglichkeiten frei gehalten und das war nicht immer leicht?, so Drawz. ?Jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt, auf den wir uns freuen.? Wenn es auch ein Abschied mit einem lachenden und einem wehmütigen Auge ist.

Bis auf den letzten Platz gefüllt war die Bröltalhalle während der Abschiedsfeier. Groß war das Aufgebot der Gäste aus Politik, Verwaltungen, Vereinen, Organisationen, Institutionen, Handel und Wirtschaft. Vielfältig ebenso das Programm, sowie die Geschichten aus gemeinsam verbrachter Zeit. ?Ich werde den Tag nicht vergessen, als ich als 13-jähriger Hauptschüler erstmals mit Hartmut Drawz zusammentraf?, so Kämmerer Heribert Schwamborn. ?Auf die Bitte meines Vaters hin hat Hartmut mir Hilfestellungen gegeben, als ich mich um eine Lehrstelle im Rathaus bewarb. Der Test war im Wohnzimmer meiner Eltern. Und seitdem hat er mich 40 Jahre auf Trapp gehalten?.

Seine Gemeinde hat ihm immer am Herzen gelegen. ?Wenn ich zurückblicke, so gab es einen sehr wichtigen Einschnitt. 1969, als es um die kommunale Neugliederung ging, machte ich mir große Sorge um die Existenz meiner Heimatgemeinde. Das Amt Ruppichteroth drohte auseinander zu fallen. Der Kieras-Plan war eine wertvolle Hilfe. Winterscheid strebte nach Neunkirchen oder Hennef, was aber nicht realisierbar war. Stephan Lückeroth (?) und Paul Reuter (?) haben damals viel für Ruppichteroth getan und waren die tragenden Säulen der Umstrukturierung vor Ort. Ihnen haben wir viel zu verdanken?, erzählte Drawz.

Seinen Entschluss - den er vor der Änderung der Altersgrenze für Bürgermeister schon fest gefasst hatte - nicht mehr zu kandidieren, hat er beibehalten. ?Wenn mir jemand die sichere Bescheinigung hätte geben können, mit 74 Jahren noch so fit zu sein wie heute, wäre eine weitere Kandidatur denkbar gewesen. Aber: Diese Bescheinigung konnte mir niemand ausstellen?.

Für seinen Nachfolger möchte er kein Lehrmeister sein. ?Bürgermeister zu sein ist eine Herzensangelegenheit?. So liegen Hartmut Drawz drei besondere Dinge am Herzen: ?Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus und allen Bereichen der Verwaltung habe der Bürgermeister eine besondere Verantwortung zu tragen. Da ich ein Verfechter der Demokratie bin, ist auch die Arbeit mit dem Rat und den Ausschüssen besonders wichtig. Und: hinter meinem Schreibtisch hängt mein wichtigster Leitsatz, Artikel 1 Satz 1 aus dem Grundgesetz: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.?

Ein Steuermann verlässt das Ruder... ?Ich habe mich nie als mächtiger Bürgermeister gesehen, sondern als Mensch unter Menschen?, so Drawz. ?So werde ich mich zwar aus dem Rathaus zurückziehen, aber nicht aus dem Gemeindeleben.?

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