Gottesdienste gibt es zur Zeit nicht in der evangelischen Kirche in Ruppichteroth. Stattdessen sind Maler, Elektriker und Orgelbauer zugange, um das Gotteshaus wieder auf Vordermann zu bringen. Für knapp 80.000 Euro lässt die Kirchengemeinde das über 300 Jahre alte Gebäude renovieren. Am 2. Advent zur Döörper Weihnacht soll alles fertig sein.
<link gallery2 v renevkirche external-link-new-window externen link in neuem>Große Bildergalerie: Renovierung evangelische Kirche
broeltal.de begleitet die Arbeiten mit einer Serie. In den nächsten Artikeln geht es um Elektrik und Mauerarbeiten, die Orgel und die Historie.
Schon vor 20 Jahren war Jürgen Altwicker derjenige, der die Kirche bei der letzten großen Renovierung strich. Davor war es sein Vater, davor sein Großvater. Sozusagen die Döörper Michelangelos. Da geht es auch um die Familienehre, schließlich überholt man eine Kirche nicht wie ein Wohnzimmer. "So nervös wie beim ersten Mal bin ich aber nicht mehr", sagt Altwicker. Trotzdem gab es auch für den Malermeister mit eigenem Betrieb diesmal Neuerungen.
Extra für die Holzlackierungen von Kanzel, Altar und Sitzbänken hatte er sich einen Vertreter eingeladen, der ihm und seinem Team eine neue Spritztechnik vorstellte. Beim sogenannten Airless-Verfahren wird die Farbe ohne Luftzufuhr auf das Material gesprüht. "Dadurch, dass wir die Farbe vorher auf etwa 50 Grad Celsius erwärmen, können wir den Sprühdruck senken", erklärte Andwendungstechniker Reinhold Dreisbach. Das sorgt für weniger Sprühnebel, der sich sonst auch auf alles legt, was drumherum steht. Und weil das die Farbarbeiten viel sauberer macht, kann er nun auch in der Kirche lackieren.
Früher hätte er das mit dem Pinsel gemacht. "Da ist die Oberfläche aber nicht so schön, es bilden sich auch leichter Lacknasen", sagt Altwicker. Bei feinen Verzierungen bringt ihm aber auch die Spritzpistole nichts, eine ruhige ist Hand gefragt.
Der Gebäudeanstrich ist ohnehin Handarbeit. Das funktioniert wegen der Deckenhöhe von über zehn Metern aber nur mit Gerüst. Für den Wandspruch rechts vor dem Altar, den Altwicker auch damals schon malte, braucht er mehrere Stunden. Auch Risse bessern die Maler aus. Auf die Wände kommt eine spezielle Silikatfarbe, die Feuchtigkeit aufnimmt und langsam wieder abgibt. "Das ist wichtig, damit die Wände nicht feucht werden", sagt Altwicker. Wenn hunderte Menschen zur Messe versammeln und atmen, ist das eine Belastungsprobe fürs Material.
Eine große Herausforderung ist der Denkmalschutz. "Manchmal wissen wir gar nicht, von wann einzelne Teile sind", sagt Altwicker. Wie die Bordüre an der Decke. Die wird nicht gestrichen, sondern lediglich gereinigt. Dann sieht sie aber wie neu aus.
Dass die Geschichte der Kirche sehr verschlungen ist, weiß auch Pfarrer Hans-Wilhelm Neuhaus. "In ihrer heutigen Form besteht sie seit dem 19. Jahrhundert, immer wieder wurde sie mit geringsten Mitteln erweitert und saniert", erzählt er. An manchen stellen tauchten jetzt Tapeten aus den Nachkriegsjahren auf, die unter dem Putz verlegt waren. Damit erzielte man einen ähnlichen Effekt wie mit der modernen Silikatfarbe, zusätzlich wurde Kalk benutzt.
So eine Sanierung ist etwa alle 30 Jahre notwendig, das Geld dafür spart die Pfarrgemeinde über Jahre zusammen. "Die Kirche wird einfach düster und schmutzig, durch verblasste Farben geht mit der Zeit ihre Symbolik verloren", sagt Neuhaus. Die sei in einer Friedenskirche wie der in Ruppichteroth besonders wichtig. "Eine Renovierung stellt die ursprüngliche Bedeutung wieder heraus."
Korrektur: In einer führeren Version des Artikel sprachen wir von "Messen in der evangelischen Kirche". Messen gibt es aber nur bei den Katholiken.
Kommentare
Helmut Strieder
November 21, 2013 um 7:56 pm
Sehr schöner Beitrag. Die Bilder sind wunderbar. Ich freue mich auf den ersten Gottesdienst, in der in frischem Glanz strahlenden Kirche.