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Telenotarzt-System kommt 2025

Wenn der Notarzt per Video zum Unfall kommt

Von Nicolas Ottersbach | | Blaulicht

Verkehrsunfall im Derenbachtal. Durch den Notruf, der in der Rettungsleitstelle in Siegburg eingegangen ist, ist klar: Hier geht es um Minuten, vielleicht sogar Sekunden. Der Rettungswagen fährt in Ruppichteroth los, vorher ist schon die Winterscheider Feuerwehr da. Doch der Notarzt, der aus Waldbröl anfahren muss, braucht deutlich länger. Foto: In der Rettungsleitstelle in Bonn werden künftig die Telenotärzte arbeiten [Nicolas Ottersbach]

In solchen Fällen, die im ländlichen Rhein-Sieg-Kreis durch die langen Wege häufiger vorkommen können, sind die Sanitäter bislang auf sich allein gestellt. Sie können nicht alle medizinischen Mittel ausschöpfen, ehe ein Notarzt vor Ort ist. Das sogenannte Rendezvous-System funktioniert in der Regel gut, hat aber auch seine Schwächen. Die soll es ab 2025 in Rhein-Sieg-Kreis und Bonn Stück für Stück nicht mehr geben: Dann hält der Telenotarzt in der Region Einzug. Die Verträge, die für den Ausbau notwendig ist, haben jetzt Rhein-Sieg-Landrat Sebastian Schuster, Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner und Wolfgang Holzgreve, Direktor des Uniklinikums Bonn (UKB) unterschrieben. Die öffentlich-rechtliche Vereinbarung für eine Trägergemeinschaft ist als rechtliche Grundlage notwendig, um den neuen Dienst zu definieren und einrichten zu können.

Die Zentrale für das Telenotarzt-System wir die Rettungsleitstelle in Bonn sein. Die beiden Leistellen in Siegburg und der Bundesstadt sind ohnehin seit zehn Jahren eng vernetzt: Sie sind redundant aufgebaut und können so auch die Aufgaben des jeweils anderen übernehmen, zum Beispiel bei Ausfällen oder Großschadenslagen.

24 Stunden, sieben Tage die Woche

Die Telenotärzte werden im Schichtbetrieb 24 Stunden, sieben Tage die Woche, arbeiten. Dank Kameras und Mikrofonen können sie sich in den Rettungswagen schalten. Übermittelt werden auch alle medizinischen Daten, wie das EKG oder den Blutdruck. „Dadurch kann der Arzt die Rettungskräfte anleiten“, sagt Mark Coburn, der die Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am UKB leitet, in der auch die Notärzte ausgebildet werden. Durch die fachliche Unterstützung des Telenotarztes könnten so schon Zugänge gelegt oder auch Medikamente verabreicht werden. „Außerdem lassen sich all diese Daten schon an die spätere Klinik, in die der Patient transportiert wird, weitergeleitet werden.“ Dort könne man so alles vorbereiten, um die bestmögliche Behandlung zu gewährleisten.

„Die Einführung des Telenotarztsystems ist eine sinnvolle und gute Ergänzung zum bestehenden Rettungswesen“, sagt Landrat Sebastian Schuster. Angst haben, dass der Notarzt nicht kommt, brauche niemand. „Es soll die Notärztinnen und Notärzte nicht ersetzen, sondern dazu beitragen, die schnellstmögliche ärztliche Betreuung der Patientinnen und Patienten weiter zu verbessern."

20 Mediziner werden speziell ausgebildet

Für die Aufgabe als Telenotärztinnen oder Telenotärzte werden rund 20 Medizinerinnen und Mediziner des Uniklinikums speziell weiterqualifiziert. Diese versehen neben dem Dienst in der Telenotarztzentrale auch weiterhin Dienste auf den Notarzteinsatzfahrzeugen in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis. Ziel ist die Aufnahme des Telenotarztdienstes im Laufe des Jahres 2025 mit bis zu acht Rettungswagen in Bonn und sieben Fahrzeugen im Rhein-Sieg-Kreis. Im Endausbau soll das System bis 2028 in 60 Rettungswagen vorhanden sein. Darüber hinaus wird der Telenotarzt oder die Telenotärztin telefonisch auch für die Beratung der Besatzungen von Krankentransportfahrzeugen und Notarzteinsatzfahrzeugen in fachspezifischen Fragestellungen zur Verfügung stehen.

Land fordert Telenotarzt-Zentralen

Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen hat im Jahr 2020 gemeinsam mit den Verbänden der Krankenkassen, der kommunalen Spitzenverbände und den Ärztekammern seinen Willen bekräftigt, eine bedarfsgerechte, qualitativ hochwertige, flächendeckende und wirtschaftliche Einrichtung von Telenotarztsystemen in Nordrhein-Westfalen umzusetzen.

Für die Umsetzung in den Kommunen wurden vom Land Kriterien definiert, die bei der konkreten Umsetzung berücksichtigt werden müssen. Im vergangenen September hatten der Rat der Stadt Bonn und der Kreistag des Rhein-Sieg-Kreises jeweils Beschlüsse gefasst als Grundlage für die Etablierung des Systems.

Kommentare

  • D.Happ
    January 28, 2024 um 11:49 am

    Dann hoffen wir mal das die beschriebene Lage nicht durch schlechte Netzabdeckung behindert wird. Ansonsten eine sehr gute Sache.

    Top Bericht Nicolas.

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