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Bioladen der Lebensgemeinschaft Eichhof

Wo die Uhren besser ticken

Von Nicolas Ottersbach | | Magazin

Oliver zerreißt den ganzen Tag Pappe. Mal von Nudelkartons, mal von Gemüsekartons. Rrrritsch. Tagein, tagaus. Hauptsache, die großen Stücke sind nachher klein und passen in die Mülltonne. In einem anderen Supermarkt würde das ein Angestellter nebenbei erledigen. In der Lebensgemeinschaft Eichhof gibt es einen hauptberuflichen Pappezerreißer. Oliver macht das nicht, weil er es muss. Sondern weil er es gerne macht. Und weil ohne ihn die Tonne schnell überquellen, der Laden nicht laufen würde. Er ist eine wichtige Stütze. Foto: Patrick Mengede räumt die Regale im Bioladen ein. [Nicolas Ottersbach]

Wer Oliver im Laden der Lebensgemeinschaft Eichhof begegnet, weiß sofort, dass er eine Behinderung hat. Er bewegt sich etwas unkoordiniert, das Reden fällt ihm schwer, der Blick geht nicht geradeaus. Wenn er die Soßengläser im Regal sortiert, macht er das mit außergewöhnlicher Akribie. Außenstehende würden sagen: Ist doch klar, dass der im Behindertendorf lebt und arbeitet. "Ein bisschen lala“ eben. So einfach ist es aber nicht. Oder eigentlich schon. Es kommt auf die Perspektive an, aus der man Oliver und den Eichhof sieht.

Für Olivers neuen Chef Patrick Mengede war es sehr gewöhnungsbedürftig. Er musste lernen, sich Zeit zu lassen. „Als ich hierhin gekommen bin, war ich wie ein Bulldozer“, erzählt er. Damit hatte er wenig Erfolg bei seinen Mitarbeitern. Nach einer Zeit änderte sich sein Blickwinkel. „Hier ticken die Uhren nicht nur anders, sie ticken besser.“ Er erlebte eine „wahnsinnige Entschleunigung“. Wie man sich das vorstellen muss? Die Dinge dauern ein bisschen länger. Das Brot in Demeter-Qualität, das es sonst schon frühmorgens beim Bäcker gibt, kommt im Eichhof erst um 10:30 Uhr aus der Backstube eine Etage höher, weil vorher nicht gearbeitet wird. „Deshalb machen wir erst um 9:30 Uhr auf.“ Schlechter wird die Ware dadurch nicht. „Wir haben hier die besten Teilchen im Umkreis“, sagt Mengede selbstbewusst.

Vom Aldi-Filialleiter zum Betreuungsassistenten

Mengede ist ein Paradiesvogel: Stets in lila gekleidet, immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Man könnte ihn auch als Aussteiger bezeichnen. Einst führte er erfolgreich eine Aldi-Filiale, dann hatte er „die Nase voll“ und machte er sich mit seinem „Meine-Welt-Laden“ in Winterscheid selbstständig. Möglichst bio, möglichst nachhaltig, in einem Tausend-Seelen-Dorf, in dem es sonst keine Einkaufsmöglichkeit mehr gab. Das Projekt scheiterte, Mengede ging Pleite. Es gab zwar Bio-Kunden, aber nicht genug. Zwei Drittel des Sortiments war zum Schluss konventionelle Ware, die man in jedem Supermarkt bekommt. Es folgte ein Neustart, wieder als Angestellter, in Bad Honnef. „Jeden Tag 45 Kilometer hin und zurück.“ Das gefiel ihm nicht.

Auf dem Eichhof fing er vergangenen September als Betreuungsassistent an. Dort leben und arbeiten mehr als hundert Menschen mit geistiger Behinderung. Gegründet wurde die Lebensgemeinschaft 1996 von Eltern, die für ihre Kinder einen besonderen Ort schaffen wollten. „In der die jeweiligen Fähigkeiten optimal gefördert werden und in der in erster Linie jeder Mensch als Indiviuum mit persönlichen Stärken und Schwächen gesehen wird - ohne dass dies gewertet werden muss“ – so beschreibt sich die Einrichtung selbst. „Ich wollte das einfach mal kennenlernen, man geht ja schon ein bisschen scheu mit den Leuten um“, erzählt Mengede. Aus der Scheu wurde Leidenschaft. „Seit ich hier arbeite, denke ich, alle anderen sind behindert.“ Er berichtet von einer "unglaublichen Herzlichkeit", davon, dass es sich wie Zuhause-Sein anfühlt. Als die Leitungsstelle im Bioladen frei wurde, bewarb er sich und wurde genommen. Das Geschäft gibt es in seiner jetzigen Form schon viele Jahre. Acht Menschen sind dort beschäftigt - fünf mit und drei ohne Behinderung.

Nur zwei Euro im Portemonnaie

„Im Prinzip bin ich jetzt Vollzeitpfadfinder, du musst die Menschen hier betreuen, dich auf ihre Sorgen einlassen. Jeder hat Sachen, die er gut kann.“ Manche können gut Verfallsdaten kontrollieren, andere gut Waren sortieren, wieder andere sind perfekt für den Cafébetrieb. „Sie haben so eine natürliche Freundlichkeit, die Kunden sind richtig begeistert.“ Trotzdem gerät Mengede mit seiner Geduld an Grenzen. Dann, wenn drei seiner Mitarbeiter im Laden herumstehen. Oder ihn anschwindeln. „Aber nicht aus Boshaftigkeit, manche leben in einer anderen Welt.“ Beispiel: Eichhof-Bewohner kommen nur mit zwei Euro einkaufen und packen sich den ganzen Korb voll. „Da musst du dann immer wieder erklären, dass das so nicht geht.“

Einzigartiger Eichhof-Laden

Mittlerweile ticken die Uhren ziemlich gleich. Ein bisschen ist es aber wie im Meine-Welt-Laden: Der Gedanke ist gut, doch die Kunden fehlen - trotz treuer Einkäufer aus der Umgebung rund um Much und Ruppichteroth. Mengede will das ändern, dafür sorgen, dass der Eichhof und dessen Laden bekannter werden. In den Regalen stehen rund 1500 Produkte, ein Bio-Vollsortimenter. Das Gemüse kommt unter anderem aus den eigenen Gärten und Gewächshäusern, die die Bewohner bewirtschaften, Waren wie Kerzen aus den Werkstätten nebenan. „Das haste sonst nirgendwo, das wird alles hier produziert.“ Der Laden ist noch in einer anderen Hinsicht einzigartig: Es werden selten Lebensmittel weggeschmissen. „Beim Aldi habe ich 20 Minuten vor Ladenschluss den Backofen nochmal vollgemacht. In der Woche wurde für 800 Euro Fleisch weggeschmissen, weil man es nicht an die Tafeln geben durfte“, sagt Mengede. „Wenn im Eichhof etwas abläuft, dann wird das an die Häuser verteilt oder an die Bewohner zu einem günstigeren Preis abgegeben.“

Ein anthroposophischer Ansatz und Wirtschaftlichkeit schließen sich auf dem Eichhof nicht aus. Mehr Umsatz bedeutet auch mehr Arbeitsplätze für Betreute. „Ich habe den Wunsch, dass wir irgendwann umliegende Kindergärten und Grundschulen beliefern.“ Denkbar ist auch eine regionale Biokiste, die den Kunden nach Hause gebracht wird. Viel lieber hätte Mengede aber die Menschen vor Ort. In einem Bistro, in dem samstags und sonntags ein Café öffnet, dass jeder besuchen kann. Um zu spüren, wie die Uhren besser ticken. „Doch momentan ist das noch Zukunftsmusik.“ Erstmal soll der Laden brummen. Nur nicht vor 9:30 Uhr, das gefällt Oliver nicht. Aber wer steht schon gerne früh auf?

Kommentare

  • J. Bosbach
    April 13, 2021 um 9:47 am

    Lieber Nicolas. Ich verstehe die uebertriebene Kritik an Deinem Artikel gar nicht. Ich habe in meiner angeheirateten franzoesischen Familie einen schwerstbehinderten Neffen, zu dem ich ein inniges Verhaeltnis unterhalte und glaube, mitreden zu duerfen. Ich sehe in den Kritikern Deines Artikels wieder nur Moechtegerngutmenschen, die wie haeufig, in jeder Suppe ein Haar finden wollen.

    • Ira D.
      April 14, 2021 um 6:05 am

      Mich hat nur eine Sache im Bericht wirklich schockiert: Im Aldi würde Fleisch weggeschmissen; es dürfe nicht an Tafeln abgegeben werden! Das ist schlimm - Tiere wurden umsonst ermordet! Und dann dürfen Bedürftige nicht mal Übriggebliebenes bekommen?!? Ansonsten wird hier nur über Begrifflichkeiten diskutiert.

      Man nannte die Leute mit geistigen oder körperlichen Behinderungen eben immer schon geistig oder körperlich Behinderte. Da ist nichts Negatives dran. Dieses ganze Neusprech, nur um ja niemandem auf die Füße zu treten, führt nur dazu, dass man Tatsachen nicht mehr klar benennen kann, wie sie nun mal in der Realität sind!

      Der schwachsinnige Gendergaga, der sich immer weiter ausbreitet, teils erzwungen wird und unsere schöne Sprache verhunzt, setzt diesem noch die Krone auf. Ansonsten vielen Dank für die Info darüber, wo ich gutes Biogemüse kaufen kann. Das war mir nicht bewusst. Also schaue ich im Laden gerne mal vorbei.

  • Sascha Lohmar
    April 11, 2021 um 5:32 pm

    Sehr geehrter Herr Ottersbach,

    Sie sind wahrscheinlich noch lernfähig und über Kritik dankbar um in Zukunft etwas mehr Fingerspitzengefühl bei der Textauswahl für Themen zu haben die ein gewisses Maß ein Sensibilität erfordern.

    Ich möchte die Textstellen nicht nochmal aufführen wie Sie Herrn Oliver M. als Person und seine Arbeit darstellen.

    O.M.ist ein geselliger,lebensfroher Mensch mit einer gesunden Portion Pfiffigkeit...trotz seiner Beeinträchtigung ist er eine feste Säule des Bioladens und an der Kundennähe durch seine Art maßgeblich mitwirkend.

    Übrigens,es handelt sich nicht um ein Behindertendorf sondern um die Lebensgemeinschaft Eichhof,wo 150 Menschen arbeiten und leben und der rund 200 Mitarbeiter beschäftigt also damit einer der größten Arbeitgeber in Ruppichteroth ist.

    Mit freundlichen Grüßen
    Sascha Lohmar

    • Manuela Zimmermann
      April 26, 2021 um 10:47 pm

      Der Eichhof gehört zu Much, nicht zu Ruppichteroth. Dort arbeiten 120 Menschen und es ist ein Dorf für Menschen mit Behinderung, gegründet von Eltern die Kinder mit einer Behinderung haben. Ich bin dort als Kind der ersten Gründerhauseltern groß geworden und habe 12 Jahre dort gelebt und gearbeitet.

  • Marlen
    April 7, 2021 um 12:49 pm

    Sehr guter Beitrag!!! Schade, wenn man den Sinn nicht erfasst und nur die Worte lesen kann. Werde auf jeden Fall dort einkaufen gehen. Leider war mir bis jetzt gar nicht wirklich bewusst, dass wir so ein tolles Angebot direkt vor der Tür haben.

  • Marie hüskes
    April 6, 2021 um 2:49 pm

    Unfassbar dieser Text ! Unglaublich schlimm wie Menschen mit Behinderung dargestellt sind ! Das muss geändert werden!!!! Eine Schande für beöltest.de

    • Heiko Schneider
      April 9, 2021 um 9:55 am

      Liebe Frau Hüskes, wenn Sie wie ich öfter mit "Behinderten", leider ist das die Bezeichnung die die meisten im Kopf haben, zu tun hatten oder haben, werden Sie erkennen, das die Beschreibung genau auf diese Menschen passt und zwar ganz im positiven Sinne. Es ist die Eigenschaft dieser Menschen ,das sie trotz ihrer Einschränkung ihr Gegenüber freundlich und, im Gegensatz zu manch Anderem, immer menschlich und aufgeschlossen behandeln. Ich fand die Beschreibung entsprach genau dem, was ich im Umgang als sehr angenehm empfunden habe. Es ist der Aufruf sich auf die Einschränkungen anderer einzulassen und vorallem diese auch zuzulassen und zu verstehen. Erst dann wird ein Miteinander möglich, leider ist es bei den meisten so, das ein Miteinander wünschenswert wäre aber nicht erwünscht wird. Ich finde, wie der Marktleiter dort, das die Menschen, die das nicht akzeptieren die eigentlich Beeinträchtigten sind.

  • Heiko Schneider
    April 6, 2021 um 9:11 am

    Ich habe den Bericht auch nicht als negativ aufgefasst. Es wurde nur die allgemeine Sicht gegenüber "Behinderten" angesprochen um sie der Realität gegenüberzustellen. Ich habe selbst einige Jahre im Taxibereich zugebracht und dort viele Fahrten zu Betreuungseinrichtungen, Schulen und Werkstätten gehabt. Ich habe diese Fahrten immer sehr gerne gemacht, weil es kaum einen Fahrgast gibt, der seine Gefühle dem anderen gegenüber so deutlich zeigt. Weil ich meine Gäste auch immer als gleichwertig angesehen und auch so behandelt habe kam auch viel Zuneigung und Freundlichkeit zurück. Selbst Jahre nachdem ich aufgehört hatte Taxi zu fahren wurde man bei einem zufälligen Treffen auf der Straße oft freudig begrüßt und oft auch umarmt. Ich finde es toll, dass man Menschen die Möglichkeit gibt sich ihren Fähigkeiten gerecht betätigen und einbringen zu können, denn es sind Menschen wie du und ich, die leider in bestimmten Dingen eingeschränkt sind.

  • Lisann
    April 5, 2021 um 10:11 am

    Liebes Bröltal-Team,

    komisch, dass nicht mehr der 1. April ist, beim Lesen dieses Artikels habe ich mir gewünscht, es würde sich um einen Scherz handeln! Schön, dass ihr dem Bioladen vom Eichhof eine Plattform gebt, jedoch bin ich zutiefst erschüttert, in welcher Art und Weise hier berichtet wurde.

    Respektlos, nicht treffend und mit einer herablassenden Art gegenüber den Menschen mit Assistenzbedarf, dass es mir wirklich an Verständnis fehlt. Das Herz des Eichhof Konzepts besteht daraus, ein Miteinander zu kreieren, das den Bedürfnissen der Bewohner / Beschäftigten des Eichhofs gerecht wird. Leider kommt diese Komponente WEITAUS zu kurz in diesem Artikel, #Inklusion an der Stelle auch einfach nur noch deplatziert, gerade wenn es im gleichen Atemzug mit Zitat "ein bisschen la-la" steht.

    In Zukunft vielleicht in Erwägung ziehen, direkte Interviews mit den Mitarbeitern des Bioladens zu führen, statt in einer herablassenden Art und Weise über "Schwindeln", "Pappe zerreißen" und " nur rumstehen" zu schreiben. Geht aus meiner Sicht echt gar nicht und ist weit von einem *antHroposophischen Ansatz entfernt, viel schlimmer jedoch, dass es den Eichhof in einem völlig falschen Licht erscheinen lässt.

    Sehr sehr schade.

    • Nicolas Ottersbach
      April 5, 2021 um 11:47 am

      Liebe Lisann,

      schade, dass du den Text so auffasst. Denn so soll er nicht wirken. Und so sehe ich das auch nicht. Es geht anfangs explizit, so wie ich es auch geschrieben habe, um eine Außensicht. Wenn du mit Ruppichterothern (oder generell jemandem, der den Eichhof nur vom Hörensagen kennt) sprichst, wird er leider schnell als Behindertendorf abgetan. Aber nicht aus böser Absicht, sondern weil man sich nicht mit dem Thema beschäftigt oder beschäftigen will, aus ganz vielen verschiedenen Gründen. Wenn man das jedoch macht, merkt man, wie toll es ist, was auf dem Eichhof passiert. In diesem Kontext von „einer herablassenden Art und Weise“ zu sprechen, finde ich wiederum fehl am Platz. Denn das ist aus einer anderen Perspektive zu kurz gedacht.

      Ich beschreibe die Dinge so, wie sie sind. Wenn ein Mitarbeiter im Laden rumsteht, weil er nicht weiß, was er tun soll, oder Pappe zerreißt, weil er das gut kann und gerne macht, dann ist das eine Tatsache. Das ist nicht gut, das ist nicht schlecht, das ist die Realität. Es ging nicht darum, Inklusion breitzutreten und zum xten-Mal zu erklären, dass auch Menschen mit Behinderung „völlig normal“ sind. Sie sind einfach so, wie sie sind. Wie jeder andere. Eigentlich wäre es doch schön, wenn wir das Wort Inklusion gar nicht hätten, weil wir es gar nicht als notwendig ansehen, es so zu betonen. Deshalb habe ich es auch keinmal im Artikel verwendet.

      • Jens Künstler
        April 8, 2021 um 7:12 pm

        Sehr geehrter Herr Ottersbach, Sie sagen, der Beginn des Textes sei nur eine Außensicht, womit wohl gemeint ist, Sie selber hätten eine andere Sicht auf das Thema. In Ihrem Text kann ich diese Sicht leider nicht wiederfinden.

        Zunächst einmal ist ja auffällig, dass der einzige Mitarbeiter mit Assistenzbedarf über den in Ihrem Artikel konkret gesprochen wird, nur mit Vornamen genannt wird. Allein darin steckt schon eine Abwertung. Bestimmt haben Sie bei keinem einzigen Artikel den Sie bisher geschrieben haben, Mitarbeiter einer Firma oder eines Geschäftes nur mit Vornamen benannt.

        Ihre Aussage, Sie würden nur Tatsachen beschreiben, ist leider/oder zum Glück, überhaupt nicht zutreffend. Wenn ein Mitarbeiter bei Aldi, Lidl oder in einer Firma über die Sie berichten „mal rumsteht“, würden Sie dies mit keinem Wort erwähnen. Durch Ihre Schilderung, dass drei der Mitarbeiter im Laden rumstehen, wird genau das Bild gezeichnet, welches angeblich nur eine geschilderte Außenansicht ist: Die stehen nur rum, tun nichts, die eigentliche Arbeit machen bestimmt die Mitarbeiter ohne Assistenzbedarf. Bei meinen Besuchen im Dorfladen sehe ich dort keine MitarbeiterInnen rumstehen, weshalb ich auch bezweifle, dass Sie diese Situation dort tatsächlich so erlebt haben. Wahrscheinlicher scheint mir, dass die Beschreibung eher Ihrem Bild entspricht, welches Sie von der Arbeit von Menschen mit Assistenzbedarf haben.

        Und genau diese Sichtweise ist komplett falsch. Wenn Sie sich die Mühe machen würden und hinschauen würden, welche Aufgaben und Tätigkeiten von den Mitarbeitern mit Assistenzbedarf in den Werkstätten der Lebensgemeinschaft Eichhof ausgeführt werden und wenn Sie Herrn Merz, der von Ihnen nur Oliver genannt wird obwohl er ca. 50 Jahre alt ist, etwas länger begleitet hätten, würden Sie feststellen, dass er weit mehr Aufgaben erledigt als nur Tag ein Tag aus Pappe zu zerreißen.

        Wie groß der Anteil der Arbeit der MitarbeiterInnen mit Assistenzbedarf an den Produkten des Eichhofes ist, kann man auch in den Videos über die Werkstattbereiche sehen, die auf der Homepage des Eichhofes zu finden sind. Dort berichten übrigens auch die Mitarbeiter mit Assistenzbedarf selber über ihre Arbeit und es wird nicht nur über sie geredet, was leider viel zu häufig bei Reportagen über Menschen mit Assistenzbedarf passiert. (https://www.eichhof.org/videoteam)

        Sie sprechen in Ihrem Artikel von einem Perspektivwechsel, den man beim Blick auf den Eichhof machen sollte. In der Inklusionsbewegung gibt es den schönen Leitsatz: „Nicht über uns ohne uns“. Dies bedeutet auch bei Berichten über Menschen mit Assistenzbedarf aus deren Sichtweise über ihre tatsächliche Lebens- und Arbeitswelten zu berichten und die bestehen im Bioladen der Lebesgemeinschaft Eichhof eben nicht im Schwerpunkt aus Rumstehen und Kartons zerreißen. Wenn dies durch Ihren Artikel deutlich geworden wäre, hätten Sie tatsächlich einen Perspektivwechsel zu den Vorurteilen der „Außensicht“ geschafft. Leider ist dies überhaupt nicht gelungen.

        Ich würde mir wünschen, dass Sie diesen Perspektivwechsel bei Ihren nächsten Berichten über Menschen mit Assistenzbedarf berücksichtigen würden.

    • Jens Engels
      April 5, 2021 um 2:00 pm

      Ich kann die Kritik nicht nachvollziehen. Wir haben selber ein behindertes Kind (nun ja, mittlerweile 24 Jahre alt) und ich habe den Bericht in keinerlei Hinsicht negativ empfunden.

    • Manslayer
      April 9, 2021 um 9:26 am

      Liebe Lisann, ich stimme Dir da absolut zu. Als ehemaliger Schüler einer integrativen Schule habe ich Integration miterlebt, sie wurde jeden Tag organisch angewendet. Selbst vor 20 Jahren hätte bei uns an der Schule keiner einen solchen Text verfasst, man hätte sich geschämt.

      Ich finde broeltal.de eine tolle Einrichtung, aber dieser Text ist leider in so vielen Punkten nicht so respektvoll, wie er hätte sein können. Fazit: auf dem Eichhof ticken die Uhren zwar besser, in einigen Köpfen in Ruppichteroth leider noch zu anders.

  • Jens Engels
    April 4, 2021 um 5:46 pm

    Toller Bericht! Toller Mensch! Ich freue mich, dass die "2" zueinandergefunden haben. Und ja, vor allem das Brot ist super; warum war ich eigentlich schon so lange nicht mehr da?

    Wird sofort geändert. Weitermachen Herr Mengede :-)

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