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Das Haus voller Waffen

Von Nicolas Ottersbach | | Blaulicht

Es war der größte Waffenfund seit Jahrzenten im Rhein-Sieg-Kreis. Über 50 funktionstüchtige Gewehre und Pistolen stellte die Siegburger Polizei im Haus eines verstorbenen 61-Jährigen Hennefers sicher, rund 60.000 Schuss Munition unterschiedlicher Kaliber hatte er ebenfalls illegal gelagert.

Ende Oktober meldete die Briefträgerin der Polizei, dass der Briefkasten des Mannes im Ortsteil Söven überquellte. Die Beamten fanden den 61-Jährigen tot in seinem Haus im Sessel sitzend auf, ein Mord ist ausgeschlossen. Bei der genaueren Durchsuchung des Hauses stießen sie auf das Waffenarsenal, der Verstorbene hatte alles gut eingepackt und nicht sichtbar untergebracht. "Der Mann war wahrscheinlich ein Waffennarr", sagt Polizeisprecher Burkhard Rick. Über Jahre müsse er sich die Sammlung aufgebaut haben, vor allem über den Schwarzmarkt. Die Ermittlungen über die Verkäufer und Kontaktpersonen laufen auf Hochtouren.

Alle Pistolen und Gewehre, teilweise verbotene Kriegswaffen, waren technisch in einwandfreiem Zustand, darunter auch einige Sammlerstücke. Wie das damalige Ordonnanzgewehr der deutschen Wehrmacht, ein 'K98' oder ein Nachbau der Pistole '08' des schwedischen Herstellers Husqvarna, die schon 1908 entwickelt wurde. Der Wert der Sammlung liegt bei mindestens 25.000 Euro, gemessen an Schwarzmarktpreisen sogar über 50.000 Euro. "Wir vermuten, dass er keinen Überblick mehr hatte", so Rick weiter. Viele Waffen waren verstaubt. Die Munition hatte er teilweise selber hergestellt. Hülsen, Zündplättchen und Geschosse sind frei käuflich, nur das hochexplosive Schießpulver nicht. Auch die Waffen baute der ehemalige Laborant um.

Zwei Pistolen werden derzeit noch genauer untersucht. Sie standen auf der Fahndungsliste der Polizei, sie waren als gestohlen gemeldet. Anhand der Identifikationsnummer wurden sie wiedererkannt. "Wir gehen nicht davon aus, dass der Herr der Dieb war", erläutert Reinhard Weber, Waffenexperte vom Kriminalkommissariat 11. Vermutlich habe er die Pistolen auf dem Schwarzmarkt gekauft. Bis 1999 hatte der Sammler eine Waffenbesitzkarte, die er allerdings samt bei der Polizei abgabg. Seine eingetragenen Waffen veräußerte er nachweislich legal. Den Großteil seines Arsenals bunkerte er allerdings zu Hause, wie sich jetzt herausstellte.

Alle Waffen werden nun in Siegburg bis zum Ende der Ermittlungen gelagert. Vererbt werden kann der illegale Besitz nicht. Ein Verkauf zugunsten des Staatskasse ist ausgeschlossen. "Das Land möchte kein Geld am Waffenhandel verdienen", sagt Reinhard Weber. Stattdessen werden die Waffen im Hochofen eingeschmolzen.

Kommentare

  • Stefan Rothen
    September 29, 2010 um 6:52 am

    Guten Tag

     

    Habe diesen Artikel vom 16.12.2009 erst heute beim Recherchieren in einer ähnlichen Sache entdeckt. Ich möchte es gleich vorwegnehmen: Ich bin Schweizer und die Waffengesetzte bei uns sind so liberal, dass sich ein illegaler Waffenbesitz fast von selbst erübrigt. Doch das ist eine Frage der Politik unserer beiden Staaten, und politisieren will ich hier nicht.

     

    Mich hat vor allem das Ende des Artikels zu einen Kommentar angeregt:

     

    Ein Verkauf zugunsten des Staatskasse ist ausgeschlossen. "Das Land möchte kein Geld am Waffenhandel verdienen", sagt Reinhard Weber. Stattdessen werden die Waffen im Hochofen eingeschmolzen. Ich finde es begrüssenswert, wenn ein Land nicht am Waffenhandel verdienen will. Heute existieren doch ganz andere Möglichkeiten. Niemand hätte etwas dagegen, wenn die Unkosten und Aufwände teilweise gedeckt würden, die in diesem Fall dieser Herr durch seinen ?Weggang? verursachte. Ich denke nur an die vielen Beamten und Arbeitsstunden, Spezialisten die es erfordert, um diese ganze Sammlung zu identifizieren und zu registrieren. Ganz zu schweigen vom Recherchieren auf Fahndungslisten und den kriminaltechnischen Untersuchungen wie dem Tracing von Serien-Nummern, Beschüssen usw.

     

    Man kann doch nicht ?von verdienen? sprechen, wenn diese über 50 Waffen und 60.000 Schuss Munition, nun ja von Profis fein säuberlich inventiert und katalogisiert, zur Deckung der Unkosten und Entlastung der Landeskasse, öffentlich versteigert würden? Schliesslich sind es ja die Steuerzahler, die dem Beamten seinen Lohn und die ganzen Untersuchungen zahlen. Auf den Fotos vom Artikel erkenne ich einige Stücke, die deutlich mehr als 500 Euro wert sind. 500 Euro? Das ist ein Gesamtwert von 25.000 Euro, 50 Waffen im Durchschnitt von 500 Euro. Dabei sind nicht einmal die 60.000 Schuss Munition berücksichtigt, was je nach Sorte nicht unterschätzt werden darf!

     

    Wahrscheinlich wissen Sie es ja schon, im Artikel wurde erwähnt: ...ein Nachbau der Pistole '08' des schwedischen Herstellers Husqvarna, die schon 1908 entwickelt wurde. Da hat sich ein Fehler eingeschlichen, denn das stimmt so nicht ganz: Ich erlaube mir, Sie darauf hinzuweisen, dass Schweden niemals die P08 nachbaute. Die hier gezeigte Pistole ist eine schwedische Pistole M40, gebaut von Husqvarna. Die besagte M40 ist eine Lizenzfertigung der finnischen Pistole Lahti 35, benannt nach seinem Konstrukteur und dem Konstruktionsjahr 1935. Die P08 bekam ihren Namen als Pistole und dem Jahr, indem sie offiziell als Seitenwaffe vom kaiserlichen deutschen Heer anno 1908 eingeführt wurde. Die P08 ist wohl die definitivste Form von Hugo Borchardts ?Ur?-Erfindung C93, oder Construction 1893. Georg Luger verbesserte Borchardt?s C93 wesentlich. Geboren wurde die Parabellum, und diese erhielt 1900 (einfach ausgedrückt) ihre definitive Form. Der erste deutsche Abnehmer für die Parabellum war die kaiserliche Marine. Diese Pistole heisst M04, nach dem Einführungsjahr 1904.

     

    Waffensammeln ist nicht irgendein vergrautes Hobby, sondern lebendige Geschichte zum Anfassen. Obwohl ursprünglich als Waffe gebaut, sind das Zeugen vergangener Epochen, egal wie lange es her ist. Jedes Stück repräsentiert eine Zeit, der industrielle Fortschritt und das technische Niveau eines Landes. Nirgendwo wurde mehr Wert auf das Prestige und internationales Ansehen gelegt als beim Militär. Gespart wurde dort nicht, das begann schon bei der Ausrüstung des einfachen Soldaten.

     

    Wenn diese Zeitzeugen im Hochofen verschwinden, werden zwei wichtige Chancen auf einen Schlag vertan:

     

    1. Es bleiben ewige Löcher oder rote Zahlen in der Landeskasse, kein Betrag der diese Zahlen ein wenig dämpft oder ?aufpoliert?. Die Folge, der ?ehrliche? Bürger und Steuerzahler wird immer mehr zur Kasse gebeten.

     

    2. Nachfolgende Generationen werden der ?Geschichte zum Anfassen? beraubt. Im Museum, steril hinter Sicherheitsglas, ist es nicht das Gleiche wie beim lokalen Schützenverein oder unter autorisierten Sammlern respektive deren Ausstellungen, zugänglich für ein an Geschichte interessiertem Publikum.

     

    Danke für die Zeit, die Sie meinem Kommentar schenkten.

     

    Freundliche Grüsse aus der Schweiz.

    Stefan Rothen, Zürich

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