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900 Jahre Ruppichteroth

Eine Gemeinde, zwei Geburtstage

Von Nicolas Ottersbach | | Magazin

Ruppichteroth feiert in diesem Jahr runden Geburtstag: Vor 900 Jahren wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt. Zum letzten Jubiläum 1981 gab es einen legendären Festzug - und Wolfgang Petry sang ein Geburtstagslied. Foto: Ruppichteroth-Ort aus der Luft [Privat]

Normalerweise hätte der Bürgerverein Ruppichteroth (BVR) das Fest schon längst angekündigt. Doch anstatt eine 900-Jahr-Feier zu begehen, sind Veranstaltungen wegen der Corona-Pandemie derzeit nicht denkbar. "Ursprünglich gab es die Idee, etwas im Rahmen eines großen Neujahrsempfangs zu machen", sagt BVR-Ehrenvorsitzender Wolfgang Steimel. Doch der wurde bekanntlich abgesagt, und somit ist auch der Festakt erst einmal auf Eis gelegt.

Sofern es das Infektionsgeschehen zulässt, wird nun ein neuer Termin angepeilt. "Denkbar wäre zum Beispiel der Freitag vor der Ruppichterother Kirmes im Oktober", sagt Steimel, der sich mit seinem Vereinskollegen Hans-Peter Hohn um die Organisation des Festes kümmern will. Was genau passieren soll, ist derzeit noch nicht klar. Fest steht jedoch, dass gebührend an die Ursprünge des Ortes erinnert werden soll.

Zwei verschiedene Datierungen

Die früheste urkundliche Erwähnung des Kirchdorfes Ruppichteroth datiert vom 6. Januar 1121 in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Friedrich I. von Schwarzenburg (Erzbischof von 1100 bis 1131). Darin bestätigt er, handschriftlich und auf Latein, die Verfügungen durch Abt Cuno I. von Siegburg (Abt von 1105 bis 1126 der Benediktinerabtei auf dem Siegburger Michaelsberg), die dieser zum notwendigen Unterhalt der sich ständig vergrößernden Zahl der Mönche getroffen hatte. Und er bekräftigt darin auch die vom Kölner Erzbischof Anno II. (Erzbischof von 1056 bis 1075 und Gründer der Benediktinerabtei auf dem Michaelsberg) zu dessen Zeit bereits festgesetzten Ablösungsgelder für den Fischzins der zu der Zeit vorhandenen Orte. Für den Döörper sind aber eigentlich nur die Zeilen sieben und acht interessant, denn dort heißt es: „una de Ruprettesrode“ – übersetzt: „eine von Ruppichteroth“.

Der offizielle Geburtstag der Gemeinde Ruppichteroth ist aber erst zehn Jahre später datiert. „Sinnvoller Ausgangspunkt für die Geschichte der heutigen politischen Gemeinde Ruppichteroth ist der 31. März 1131, da in der Päpstlichen Urkunde die Kirchspiele Ruppichteroth und Winterscheid, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts gemeinsam die politische Gemeinde Ruppichteroth bilden sollten, auch gemeinsam erwähnt wurden", schrieb der Heimatforscher Karl Schröder in der Festschrift zum 850. Jubiläum. Dementsprechend wird es dieses Jahr auch keine große gemeinsame Feier aller Ortsteile geben, wie zuletzt 1981.

Ein Kilometer langer Festzug

Damals war der BVR mit dem Bürgerverein Schönenberg, dem Heimatverein Hänscheid und dem Heimatverein Winterscheid Organisator der 850-Jahr-Feierlichkeiten, bei denen es Theateraufführungen sowie Gewerbe- und Handwerksausstellungen in der Bröltalhalle gab. Legendär ist jedoch der historische Festzug, der am 20. September durch Winterscheid ging. Er war einen Kilometer lang, mit vier Musikkapellen, drei Reitergruppen, zwölf Wagen und 20 Fußgruppen.

Und auch der Vorabend hatte es in sich. Neben Beiträgen von Männergesangsverein, Kirchenchor und Musikverein sang der Schlagerstar Wolfgang Petry, der damals in Honscheid wohnte, viele seiner Lieder. Der eigens für das Jubiläum kreierte Heimatschlager „Sommerzeit, Winterzeit, immer Zeit für Winterscheid“ war geboren und wurde erstmals aufgeführt. Die Chancen, dass es in zehn Jahren einen neuen Hit gibt, stehen gar nicht so schlecht. Denn mittlerweile wohnt sein Sohn Achim Petry in Winterscheid und ist dem Ort sehr verbunden.

Kommentare

  • H. Benz
    January 8, 2021 um 10:38 pm

    Ohne die armen "Wongterschder" betrüben zu wollen, ist es leider wirklich so, daß die urkundliche Erstnennung von Ruppichteroth zehn Jahre vor der Erstnennung Winterscheids datiert. Aus "Ruprettesrode" wurde damals "eine Mark" zum Bau eines neuen Schlafsaals für die Novizen der Abtei Siegburg gespendet. Die Urkunde vom 6.1.1121 ist nicht im Original erhalten, doch liegt eine Abschrift des 16. Jahrhunderts vor, die zweifellos den authentischen Text bietet. Logisches Denken diktiert aber, daß sich ein am 6.1.1121 ausgefertigter Spendenbeleg (der in der Urkunde einer von Dutzenden ist) nur auf eine Initiative bzw. Zahlung beziehen kann, die geraume Zeit früher getätigt wurde. So sind, bis auf wenige Ausnahmen, alle sogenannten "Erst-Nennungen" nur der bisher erste bekannte Hinweis auf einen Ort oder Menschen, den es damals schon länger gab. Dennoch darf und sollte solche ein rundes Jubiläum nicht unbeachtet (und unbegossen) bleiben!

  • Heino Giese
    January 8, 2021 um 12:04 am

    Hallo zusammen, allen Lesern erstmal ein gesundes und frohes neues Jahr. Ich kann mich an das große Ereignis noch sehr gut erinnern. Meine ältere Schwester und ich hatten uns damals schon zur 900 Jahr Feier verabredet, mit oder ohne Gehhilfe... Ich hoffe das es wieder ein gemeinsames riesengroßes Fest aller Orte der Gemeinde Ruppichteroth geben wird. Also bis 2031 ... wir schaffen das. Liebe Grüße, Heino aus Stockum

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