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Auszeichnung des WWF

Graf Nesselrode und sein Team sind „Ostsee-Landwirt 2021“

Von Nicolas Ottersbach | | Wirtschaft/Politik

Axel Böttcher ist der deutsche WWF-Ostseelandwirt 2021. Er erhält den Preis stellvertretend für das Gut Groß Voigtshagen im Landkreis Nordwestmecklenburg. Das Gehöft gehört dem Ruppichterother Maximilian Graf Nesselrode, der auch im Bröltal auf Nachhaltigkeit setzt. Archivfoto: Maximilian Graf Nesselrode an der Baustelle des vor sechs Jahren neu errichteten Wehrs samt Lachstreppe am Brölbach [Nicolas Ottersbach]

Die Umweltschutzorganisation WWF zeichnet jedes Jahr Landwirte im Einzugsgebiet der Ostsee aus, die den Austrag von Nährstoffen in die Gewässer mindern und damit zum Schutz des Binnenmeeres beitragen. Die Ostsee ist stark mit Nährstoffen – vor allem Stickstoff und Phosphat – belastet. Die Hälfte von ihnen stammt immer noch aus der Landwirtschaft.

„Gut Groß Voigtshagen zeigt, dass auch ein konventioneller, auf hohe Erträge ausgerichteter Ackerbaubetrieb Maßnahmen für den besseren Schutz von Boden und Gewässern ergreifen kann. Das Team um Axel Böttcher nutzt digitale Präzisionstechnik ebenso wie vielfältige Kulturen und Fruchtfolgen, um die eigene Stickstoffbilanz zu mindern. Gewässerrandstreifen von 20 Metern entlang der Fließgewässer und in den Äckern belassene kleine Tümpel ergänzen diese Bemühungen“, sagt WWF-Agrarexperte Michael Berger. Gut Groß Voigtshagen arbeitet unter anderem auch mit Biomassenkarten, um den tatsächlichen Bedarf an Dünge- und Pflanzenschutzmitteln möglichst genau zu bestimmen.

Fünf verschiedene Hauptfruchtarten

Seit 2018 nimmt man dort am Förderprogramm „Vielfältige Kulturen“ des Landes Mecklenburg-Vorpommern teil. Es fördert den Anbau von jährlich mindestens fünf verschiedenen Hauptfruchtarten in Kombination mit dem Anbau von stickstoffbindenden Leguminosen wie Ackerbohne auf der Ackerfläche des Betriebes. Um Nährstoffe zu binden und den Humusaufbau zu erhöhen, setzt Axel Böttcher auch auf Zwischenfrüchte und sogenannte Sommerungen. Solche im Frühjahr ausgebrachten Kulturen wie Sommergerste wirken sich im Zusammenspiel mit Zwischenfrüchten positiv auf die Stickstoffbilanz aus.

Gut Groß Voigtshagen gehört zur Stadt Dassow im Landkreis Nordwestmecklenburg, nur etwa sieben Kilometer von der Ostsee entfernt. Der Betrieb liegt in einer für die Region typischen Endmoränenlandschaft. Erste Erwähnung fand der Betrieb als "Indagio Aduocati" 1230 im Razeburger Zehntenregister. Seit 2001 ist Gut Groß Voigtshagen in Familienbesitz der Ruppichterother Familie von Nesselrode.

Geleitet wird der Betrieb von Axel Böttcher, der ein Team von drei Festangestellten und bis zu acht Teilzeit- und Saisonhilfskräften koordiniert. Gemeinsam bewirtschaften sie rund 800 Hektar Acker- und Grünland und 300 Hektar Forst im konventionellen Anbau. Es werden Wintergerste, Winterraps, Winterweizen, Silomais, Ackerbohnen und Sommergerste angebaut. Bracheflächen nehmen 25 Hektar ein. Diese werden teils als Honigbrache, teils als Pufferstreifen entlang von Gewässern angelegt. Darüber hinaus baut Axel Böttcher zu Sommerungen, also Kulturen die im Frühjahr angebaut werden, Zwischenfrüchte an. Und es werden in größerem Umfang geeignete Flächen als „Bienenweide“ den Insekten zur Verfügung gestellt.

Graf setzt auch in Ruppichteroth auf Nachhaltigkeit

Auch an der Burg Herrnstein setzt Maximilian Graf Nesselrode auf Nachhaltigkeit. So baute er vor sechs Jahren eine Wasserkraftanlage am Brölbach. Der Standort hat Tradition: Seit mehr als fünf Jahrhunderten wird an dieser Stelle durch die Familie Nesselrode Energie erzeugt. Damals zum Betreiben eines Hammerwerkes, später für eine Sägemühle und heute zur Stromerzeugung. Zudem ließ der Graf eine neue Fischtreppe samt Wehr oberhalb Burg Herrnstein in der Nähe von Büchel errichten. Neben dem 18 Meter breiten Stauwerk, an dem auch der Mühlengraben zur Stromerzeugung abgezweigt wird, entstand die Fischtreppe, um unter anderem dem Lachs den Fischaufstieg zu ermöglichen.

Am Eingang der Burg Herrnstein steht sei Kurzem ein große orangefarbene Acht, die auf die Kampagne "Wald ist Klimaschützer" der Arbeitsgemeinschaft der Waldeigentümer und dem Verband der Familienbetriebe Land und Forst aufmerksam macht. Ein Großteil der Wälder in der Bröltalgemeinde ist im Besitz der Nesselrodes. Ein Hektar Wald bindet pro Jahr im Schnitt acht Tonnen CO2. Das entspricht nahezu dem durchschnittlichen CO2-Fußabdruck eines deutschen Bürgers. "Die Zahl 8 und die Forderung nach einer CO2-Bepreisung stehen im Mittelpunkt der Kommunikationskampagne, mit der wir unsere Forderungen öffentlichkeitswirksam an Politik und Gesellschaft herantragen wollen", heißt es von der Arbeitsgemeinschaft.

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