Buchpräsentation des Bürgervereins Ruppichteroth
Mit einer der umstrittensten Persönlichkeiten unserer engsten Heimat hat sich der Ruppichterother Historiker, Studienrat i.R. Karl Schröder, befasst: Robert Ley.
Robert Ley (* 15. Februar 1890 in Niederbreidenbach bei Nümbrecht, Rheinland; ? 25. Oktober 1945 in Nürnberg) war als Leiter der Massenorganisation Deutsche Arbeitsfront einer der führenden Politiker zur Zeit des Nationalsozialismus. Er gehörte zu den 24 im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof angeklagten Personen und tötete sich vor Prozessbeginn selbst durch Strangulation. Vom armen Bauernsohn - als siebtes von elf Kindern geboren - arbeitete er sich zum Reichsorganisationsleiter und Führer der Deutschen Arbeiterfront empor.
Dieses Phänomen Ley versucht Historiker Schröder in seinem Buch ?Aufstieg und Fall des Robert Ley? zu beleuchten. Wie konnte es gelingen, dass aus einem Menschen mit konservativer, bürgerlicher Basis, ein äußerst fanatischer Nationalsozialist werden konnte? Wie konnte so ein Mensch zum ?Judenhasser? werden? Wie gelang es ihm ? dem auf dem Land in kleindörflichen Verhältnissen Aufgewachsenen ? in die Führungsebene der Nationalsozialisten aufzusteigen?
Durch jahrelange Recherche gelang es Schröder an bisher unveröffentlichte Aufzeichnungen zu gelangen, die eine Säule seines Buches bilden.
?Als ich mit den Recherchen begonnen und versucht habe, die Person Robert Leys vor dem lokalen Hintergrund zu beleuchten, traf ich meist nicht auf Gegenliebe?, so Schröder. ?Selbst das Finden von Sponsoren war unendlich schwer.? Einen ?Robert Ley? mochte wohl niemand wirklich mit seiner engsten Heimat verwurzelt sehen. Und dennoch war er ein Kind des Oberbergischen, hier geboren, hier aufgewachsen, nach Studium und Aufstieg in der NSDAP zurückgekehrt, um auch in seiner Heimat die monumentalen nationalsozialistischen Ideen zu realisieren. Denke man an den Kauf von ?Gut Rottland? oder auch zum Beispiel die irrsinnigen Pläne, ein Volkstraktorenwerk mit einer eigenen Stadt im Gebiet von Waldbröl zu errichten. Dass er damals zahlreiche Ehrenbürgerschaften erhielt - z.B. auch in Ruppichteroth - gehört zu einem Tabuthema der Gegenwart. Karl Schröder hat versucht viele Fragen, die heute den noch lebenden Zeitzeugen der wohl dunkelsten Zeit Deutschlands von der jungen Generation gestellt werden, im Kontext der Vergangenheit zu beleuchten. ?Wie konntet ihr nur in so großer Zahl die NSDAP wählen? Wie konntet ihr auf sie hereinfallen?? ?Nach Chaos und Elend der Weimarer Republik, Millionen von Arbeitslosen, sehnte man sich nach einem ?Retter?, so Schröder. Dem rhetorisch ausgefeilten Robert Ley gelang es, dem Volk Hitler als Retter zu verkaufen. ?Leider waren die demokratischen Parteien nicht in der Lage - oder zu feige - sie eines Besseren zu belehren. Dass Hitler die Juden und die Kirchen vernichten wollte, wurde dem Wählervolk verschwiegen?, erläuterte Historiker Schröder.
Der Bürgerverein Ruppichteroth präsentiert das Buch am Mittwoch, 3. Dezember 2008, ab 19.00 Uhr in einer Lesung in der ?Arche?, Burgstraße 8, in Ruppichteroth.
Kommentare
Pleger
August 2, 2015 um 10:07 pm
Hallo, Könnte mir jemand weiter helfen persönlich mit Karl Schröder in Kontakt zu treten da ich mich gerne mit ihm über die Familie Ley unterhalten möchte. Zunächst möchte ich nur sagen das ich persönlich und Familiär an der Geschichte der Familie Ley, ganz besonders der zweiten Tochter Lore, interessiert bin.
Mit freundlichen Grüßen
Pleger
Henning Heßmer-Meibauer
September 9, 2013 um 10:38 am
Mein Kurzkommentar hat mit den Äußerungen des Herrn Rottland nichts zu tun, die "räumliche Nachbarschaft" ist zufällig. Ich möchte Herrn Eilmes unterstützen:Die beiden jüngsten Ley-Kinder waren in den 50er Jahren mit mir Schüler des Hollenberggymnsiums in Waldbröl.
Wolfgang Eilmes
September 27, 2012 um 1:17 pm
Ich sehe zwar nicht, was der Kommentar von Herrn Heßmer (vom 25.9.2012) mit dem Artikel von Herrn Rottland (vom 28.5.2010) zu tun hat oder worauf sonst sich Herr Heßmer bezieht. Da ich aber den Kommentar von 2010 in diesem Zusammenhang zum ersten Mal lese und da Herr Rottland eine "Bestätigung des Sachverhaltes" wünscht, möchte ich auf Folgendes hinweisen:
Die dort beschriebene "ungeheuerliche Tat" ... "von einigen Personen, die in der Nähe von Gut Rottland lebten" (= Erhängen der Familie Familie Ley nach der Anklage gegen Robert Ley, also nach Kriegsende) kann gar nicht stattgefunden haben: Robert Leys 2. Frau Inge hat am 29.12.1942 auf Gut Rottland Selbstmord begangen. Auch das ist tragisch, aber eben ganz anders. Leys Tochter Renate (Professorin für Soziologie an der Bergischen Universität Wuppertal) ist 2004 in Wiehl gestorben. Zumindest 2004 lebte auch noch Leys älteste Tochter aus 2. Ehe.
Herr Rottland, die Geschichte, die Sie an der Bar in Wiehl gehört haben ist also nichts anderes als eine Kneipen-Geschichte.
Quellen:
Karl Schröder: Aufstieg und Fall des Robert Ley. Franz Schmidt, Siegburg 2008
Renate Wald: Mein Vater Robert Ley, Martina-Galunder Verlag, Nümbrecht 2004
Henning Heßmer
September 25, 2012 um 12:22 pm
Karl Schröder hat nicht die Biographie eines Verbrechers geschrieben, sondern die eines Menschen, der Verbrechen begangen hat.
Johannes Rottland
May 28, 2010 um 1:18 pm
Im Rahmen einer Veranstaltung der IHK zu Köln im Tropfsteinhöhlenhotel, in der Nähe von Wiehl, traf ich 1979 an der Bar des Hotels einen älteren einheimischen Herrn, der, als er meinen Familienname Rottland hörte, folgende Geschichte erzählte:
Gut Rottland wurde 1936 vom Führer der Deutschen Arbeiterfront und Reichsorganisationsleiter Dr. Robert Ley von der Evangelischen Kirche erworben. Die Ehefrau und die sieben Kinder des Dr. Ley wohnten bis Kriegsende auf Gut Rottland. Im Zuge der Niederlage des Deutschen Reiches im Zweiten Weltkrieg geriet Robert Ley 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nachdem gegen ihn durch den Internationalen Militärgerichtshof die Anklage eröffnet wurde, wählte er am 25. Oktober 1945 in Nürnberg den Freitod durch Erhängen. Seine Familie wurde angeblich von einigen Personen, die in der Nähe von Gut Rottland lebten, an der unweit des Torhauses stehenden Linde erhängt (Wut, Rache?). Die ungeheurliche Tat wurde nie gesühnt!
Ich habe über Jahrzehnte immer wieder versucht, mit in der Nähe von Gut Rottland lebenden Personen über diese Geschichte zu reden; eine Bestätigung des Sachverhaltes fehlt mir bis heute.
Selbst aus der wkw-Gruppe (Forum Wer kennt wen) "Rottland!!" schlägt mir Ablehnung entgegen. Würde gerne direkt in den Kontakt mit Herrn Schröder treten. Können Sie mir da weiterhelfen?? Ich würde mich freuen.
Herzliche Grüße
JR