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Bürgermeisterkandidaten Podiumsdiskussion in Ruppichteroth
Talkrunde und Video

So äußern sich die Bürgermeisterkandidaten zu den wichtigsten Themen der Gemeinde

Von Nicolas Ottersbach | | Wirtschaft/Politik

Bei der Talkrunde zur Bürgermeisterwahl in Ruppichteroth präsentierten drei Kandidaten, wie sie die Gemeinde in den nächsten Jahren gestalten wollen. CDU-Kandidat Matthias Jedich konnte wegen einer Erkrankung nicht teilnehmen, weshalb er sich im Anschluss per Video zu den Themen geäußert hat. Das ist die Zusammenfassung. Foto: Bürgermeisterkandidaten in der Bröltalhalle [Daniel Prior]

Manuela Nahs (SPD)

Manuela Naas, 57 Jahre, Friseurin, zweifache Mutter, engagiert sich seit vielen Jahren in der SPD. Sie beschreibt sich als „Menschenfreundin, die viel bewegen und viele glücklich machen will“.

Als Stärke der Gemeinde sieht sie das Ehrenamt, als Schwäche die Tendenz zu Egoismus. In der Finanzpolitik setzt sie auf die geplante Altschuldenregelung von Bund und Land. Steuererhöhungen schließt sie nicht aus: „Wenn wir nicht ein bisschen anziehen, kommen wir da nicht raus.“

Zur Wirtschaft verweist sie auf neue Gewerbeflächen und Projekte wie die Ansiedlung der RSAG. Ihr Ziel: viele kleinere Betriebe, die zusammen ein starkes Fundament bilden. Beim Thema Windkraft betont sie die Chancen: „Ein Windrad kann 4.500 Haushalte versorgen. Wir können daraus auch Gewinne generieren.“

Nahs fordert eine zentrale Ehrenamtskoordination im Rathaus, um Aktionen und Ressourcen besser zu bündeln. Für Jugendliche schlägt sie Treffpunkte wie einen Bolzplatz mit Bauwagen und Grillecke vor. Beim Wohnen hebt sie hervor, dass in geplanten Neubaugebieten auch Sozialwohnungen vorgesehen sind und ein Teil der Häuser für Ruppichterother reserviert wird.

In der Verwaltung will sie Bürgernähe stärken: Bürgersprechstunden sollen nicht nur im Rathaus stattfinden, sondern auch mobil in den Dörfern. Sie mahnt zugleich, dass ältere Menschen ohne digitale Kompetenzen nicht abgehängt werden dürfen.

Ralf Wüllenweber (parteilos)

Ralf Wüllenweber, 59 Jahre, Fahrradhändler, tritt ohne Parteibindung an. Er betont seinen Unternehmergeist und spricht von „gesundem Menschenverstand und Firmendenken“ als Leitlinie.

Positiv bewertet er das Ehrenamt, kritisiert aber den Zustand der Verwaltung: „Das Rathaus ist nicht mehr, wie es mal war.“ Steuererhöhungen lehnt er strikt ab, Schulden will er vermeiden: „Ich möchte mit dem zurechtkommen, was wir haben.“

In der Wirtschaftspolitik fordert er mehr Offenheit für Ansiedlungen: „Wir lassen große Firmen wegziehen, die hier sesshaft werden wollten.“ Discounter wie Aldi oder Lidl würden keine echten Steuereinnahmen bringen, man müsse auf andere Betriebe setzen. Allerdings zahlen diese Unternehmen durchaus vor Ort Gewerbesteuer, sie wird an der Mitarbeiterzahl bemessen.

Zur Windkraft sagt er: „Ich bin auf jeden Fall für Windkraft, aber nicht in die Wohngebiete.“ Damit signalisiert er Zustimmung, wenn Abstände gewahrt bleiben. Beim Ehrenamt lobt er die Feuerwehr, die tagsüber oft nur wenige Einsatzkräfte habe: „Da muss ganz stark dran gearbeitet werden.“

Für Jugendliche sieht er weniger die Gemeinde in der Pflicht: „Die Jugend findet ihre Standorte selber.“ Im Bereich Senioren plädiert er dafür, ältere Menschen näher ins Dorf zu holen, wo Geschäfte und Infrastruktur vorhanden sind.

Seine Vision für das Rathaus: mehr Bürgernähe, weniger Bürokratie. „Wer ins Rathaus geht, soll da sein Zuhause finden.“

Carmen Gummersbach (AfD)

Carmen Gummersbach, 55 Jahre, Mutter von vier Kindern, kandidiert für die AfD. Sie begründet ihre Kandidatur mit dem Wunsch nach politischem Wechsel: „In Ruppichteroth haben lange genug die Altparteien regiert.“

Als Problem sieht sie eine unzureichende Nutzung von Fördertöpfen und eine Spaltung der Gesellschaft. Steuererhöhungen lehnt sie strikt ab, verspricht aber zugleich, die Verschuldung zu stoppen – ohne im Detail zu erläutern, wie notwendige Eigenmittel aufgebracht werden sollen.

Sie fordert neue Gewerbegebiete, um Betriebe anzusiedeln, und spricht sich klar gegen Windräder in der Nutscheid aus: „Die sind gesundheitsschädlich, durch Infraschall, Schattenwurf und Abrieb.“ Studien, die Gegenteiliges belegen, weist sie zurück: „Ich habe eine andere Meinung.“

Für Jugendliche fordert sie einen Platz, „wo sie nicht verjagt werden“. Beim Wohnen spricht sie sich für mehr gemeinnützigen Wohnungsbau aus.

In der Verwaltung will sie Digitalisierung vorantreiben und die Bürgersprechstunde reaktivieren. Die älteren Menschen dürfe man dabei aber nicht vergessen. Auf die Frage nach ihrem Wechsel von der FDP zur AfD erklärt sie: „Ich war gegen die AfD, aber sie ist zu einer ernstzunehmenden Partei gereift.“ Die Einstufung als rechtsextrem weist sie zurück.

Matthias Jedich (CDU)

Matthias Jedich, 41 Jahre, verheiratet, Vater zweier Kinder, lebt seit acht Jahren in Winterscheid. Er ist selbstständiger Rechtsanwalt und Mediator, engagiert sich im Kindergartenförderverein und im Heimatverein. Krankheitsbedingt konnte er nicht an der Talkrunde teilnehmen und präsentierte seine Positionen per Video.

Er lobt das starke Miteinander in der Gemeinde, kritisiert aber die schwache Kommunikation nach außen: „Wir haben unglaublich viel Potenzial und verkaufen uns unter Wert.“ Seine Prioritäten sind ein modernes, zukunftsfähiges Rathaus, die enge Vernetzung von Schulen, Kitas, Vereinen und Unternehmen sowie eine klare Priorisierung der Projekte.

In der Finanzpolitik lehnt er Steuererhöhungen ab und nennt die fast beschlossene Verdreifachung der Grundsteuer ein „Kommunikationsdesaster“. Hoffnung setzt er auf die Altschuldenregelung, zugleich fordert er Einsparungen: weniger Beraterkosten, bessere Auslastung des Schwimmbads. Den Bauhof möchte er erhalten und nur gezielt interkommunal kooperieren, etwa bei gemeinsamen Anschaffungen.

Für die Wirtschaft plädiert er für neue Gewerbeflächen, mehr Glasfaser und Digitalisierung. Wirtschaftsförderung sieht er als Chefsache, will aber auch feste Ansprechpersonen im Rathaus etablieren.

Zur Windkraft sagt er, er sei zunächst von der Dimension erschrocken, erkenne aber die Notwendigkeit der Energiewende. Wichtig sei, die Sorgen der Bürger ernst zu nehmen.

Er fordert einen Ehrenamtskoordinator, regelmäßige Austauschformate und eine aktive Nutzung von Fördermitteln. Eigenanteile bei Projekten könnten teils durch Vereinsarbeit gedeckt werden. Für Senioren nennt er barrierefreies Wohnen und gesicherte ärztliche Versorgung als Ziele, für Familien gute Schulen sowie neue Freizeitangebote wie einen Pumptrack.

Das Rathaus versteht er als Herzstück der Gemeinde. Mitarbeiter sollen Wertschätzung erfahren, Bürger sich willkommen fühlen. Digitalisierung begreift er als Veränderungsprozess, der Abläufe modernisiert, ohne die persönliche Anlaufstelle zu ersetzen.

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