Vor gut einem halben Jahr hatte Florian “Jupp” Ehm die Idee, Ruppichteroth den Podcast “Döörper Funkloch” zu widmen. Heute ist aus dem spontanen Projekt ein wachsendes Audio-Archiv über das Leben im Bröltal geworden – mit Bürgermeisterkandidaten, Karnevalisten, Unternehmern und Vereinsmenschen. „Es geht ums Dorf. Vom Dorf, übers Dorf, fürs Dorf“, sagte er schon damals. Und dabei ist es geblieben. Foto: Florian Ehm in seinem Studio in Oberlückerath [Privat]
Doch das Programm hat sich weiterentwickelt: Ehm hat sich geöffnet für die Vorschläge der Leute. Aus dem „Ich weiß, wen ich spannend finde“ ist ein „das Dorf weiß, wen es spannend findet“ geworden. Auf die Frage, welche Gäste bisher im Mikrofon saßen, rollt Ehm die Chronik seiner Folgen locker herunter. „Starter war Björn Franken, danach kamen die vier Bürgermeisterkandidaten und -kandidatinnen“, erzählt er. Danach änderte sich die Dynamik: „Ich habe ins Dorf hinein gefragt und da habe ich sehr, sehr viele Empfehlungen bekommen und die arbeite ich ab.“
Eigene Blase stößt an Grenzen
Ehm beschreibt, wie seine eigene Perspektive – „meine Blase“ – schnell an Grenzen stieß. Erst durch die Vorschläge der Ruppichterother lernte er Menschen kennen, die er vorher nicht so wahrgenommen hatte. „Das ist gut so“, sagt er. Denn genau daraus entstehe der Reiz des Formats. Das einzige Kriterium für Gäste: Sie müssen fürs Dorf interessant sein. „Wenn das Thema vielleicht zehn Leute interessiert, aber nicht das ganze Dorf, dann ergibt das nicht so viel Sinn.“
nzwischen laufen die Anfragen nicht nur einseitig bei ihm auf. Immer häufiger melden sich Initiativen oder Vereine mit Themen, die ihnen wichtig sind. „Da gibt es schon Leute, die aktiv auf mich zukommen und sagen: Wir würden gerne ein Thema adressieren im Dorf. Können wir bei dir zu Gast sein?“ Absagen gibt es jedoch ebenso. So lehnte etwa ein ehemaliger kommunaler Verantwortungsträger ab – aus Bescheidenheit. „Er sagte, dass er nicht die Aufmerksamkeit auf sich lenken möchte, sondern lieber auf den Neuen.“
Von Karnevalszug bis Deutschrock
Welche Gespräche ihn selbst am meisten fasziniert haben? Ehm muss nicht lange überlegen, auch wenn er sagt, das sei „schwierig zu sagen“. Besonders beeindruckten ihn die Einblicke hinter die Kulissen: Beim Hänscheider Karnevalszug („Man bekommt ja immer nur die Sicht des Gastes – aber was wirklich dahinter steckt, weiß man nicht.“). Meim Betrieb von Mario Rödder („Man sieht es von außen wachsen, aber von innen sehr selten.“). Jüngst bei der Band Kärbholz („Man kommt auf ein Konzert und sieht die Show. Aber wie sowas entsteht, das finde ich sehr, sehr interessant.“)
Seine Vorbereitung folgt einem einfachen Prinzip: Er versetzt sich in die Bürger hinein. „Ich überlege mir: Was könnte genau den Bürger interessieren?“ Seinen Fragenkatalog stimmt er teils sogar mit anderen ab – ein kollektiver Blick auf das Dorf durch viele Brillen. Wenn Gäste nervös sind oder anfangs stocken, reagiert er mit Fingerspitzengefühl. „Ich versuche Brücken zu bauen.“ Dann formuliert er Fragen so, dass daraus mehr entsteht als ein knappes „Ja“ oder „Nein“. Denn erst wenn die Gäste reden, entsteht das, was Döörper Funkloch ausmacht: Nähe.






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