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Thurn Produkte muss schließen

Von Nicolas Ottersbach | | Wirtschaft/Politik

Der Waschmittelhersteller Thurn schließt seine Werke in Much und Neunkirchen. 230 Mitarbeitern wurde zum Jahresende gekündigt. Foto: Thurn-Produkte in Neunkirchen-Seelscheid [Nicolas Ottersbach]

Bereits Anfang September hatte der Waschmittelhersteller Zahlungschwierigkeiten, daraufhin sollte der Betrieb saniert werden. Anfang Dezember hat das Amtsgericht Bonn das Regelinsolvenzverfahren eingeleitet und der Insolvenzverwalter einen neuen Investor gesucht. Weil für die Standorte in Much und Neunkirchen-Seelscheid kein Investor gefunden werden konnte, wird die Unternehmensgruppe wohl zerschlagen. Es gibt noch weitere Werke in Greven und im niederländischen Kerkrade. Letzteres Werk ist von der Pleite nicht betroffen.

Auf einer Betriebsversammlung wurden die Mitarbeiter über Vermittlungs- und Bildungsangebote informiert. Laut Insolvenzverwalter werden laufende Aufträge bis Ende Januar produziert. Der Investorenprozess für die Übernahme der Produktion in Greven sei noch nicht abgeschlossen.

Der Insolvenzverwalter macht den hohen Preisdruck und gestiegene Rohstoffkosten dafür verantwortlich, dass sich das Werk nicht halten konnte. Das Familienunternehmen Thurn produziert seit vier Jahrzehnten Produkte für den Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel-Sektor. Einer der Großkunden von Thurn ist der Discounter Aldi. Die zu Thurn Produkte gehörenden Unternehmen erwirtschafteten 2016 einen Umsatz von rund 200 Millionen Euro und beschäftigten mehr als 450 Mitarbeiter.

Erweiterung gescheitert

Noch im vergangenen Jahr wollte das Familienunternehmen seine Produktionsstätte in Neunkirchen erweitern. Anwohner stellten sich gegen die Pläne und klagten gegen die von Thurn beantragte Änderung des Bebauungsplans. Sie befürchteten, dass die Wohnqualität in der Gemeinde unter dem Ausbau der Werke leide. Auf dem Höhepunkt des Streits erhielt Inhaber Adolf Günter Thurn sogar eine schriftliche Morddrohung. Schließlich setzte das Oberverwaltungsgericht Münster die vierte Änderung des Bebauungsplans in einem Eilverfahren außer Kraft.

"Ich bedauert die Entscheidung der Unternehmensleitung, die Standorte in Neunkirchen-Seelscheid und Much zu schließen. Insbesondere macht es mich sehr betroffen, dass viele Menschen - auch aus unserer Gemeinde - ihre Arbeitsplätze verlieren", so die Bürgermeisterin von Neunkirchen-Seelscheid, Nicole Sander. Die Gemeinde sei an einer schnellstmöglichen Nachnutzung der Gebäude und Flächen interessiert, damit keine Gewerbebrache und ewerbesteuerausfälle entstünden. In der Verwaltung würden deswegen bereits Alternativlösungen wie ein interkommunales Projekt oder Strukturförderprogramme durchdacht.

Familienbetrieb aus Ruppichteroth

Der Familienbetrieb Thurn besteht seit 1977 und wurde in Ruppichteroth gegründet. Damals lagen die Ursprünge im Maschinenbau, genau genommen der Produktion von Blasmaschinen zur Produktion von Kunststoffflaschen. Firmengründer Adolf Günther Thurn kam auf die Idee, Flüssigreiniger zuzukaufen und selbst zu vermarkten. Mit einem Kleinlaster wurden Tante-Emma-Läden in der Region beliefert. Ein Jahr später nahm Thurn die Produktion der Reinigungsmittel selbst in die Hand. Von da an wuchs das Unternehmen stetig, vor 15 Jahren erwirtschafteten die knapp 150 Mitarbeiter noch einen Umsatz von 75 Millionen Euro.

Kommentare

  • Ute Lehmann
    September 28, 2021 um 3:07 pm

    Warum wird dieser traditionelle Betrieb mit Ökotest "gut" nicht von Staat aufgekauft? Der Staat könnte Leute ab 50, Schwerbehinderten und Langzeit Arbeitslosen und anderen vom Kapitalismus aussortieren Menschen Arbeit und Gehalt bieten. Dazu müssen nur ein paar Gesetze geändert werden um Plan und freie Wirtschaft nebeneinander zu haben.

  • H W Kohlberg
    February 7, 2018 um 8:00 am

    Hallo, man hätte einfach zum damaligen Zeitpunkt (Eckes/Granini) die Pipeline graben lassen sollen! Oder Thurn weiter bauen lassen sollen! Bald steht alles leer beim ehemaligen AVON Platz - Gelände. Und Arbeitsplätze und nun. Keine Steuergelder...

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