Der Mann, der 1994 tot in einem Waldstück bei Ruppichteroth-Beiert gefunden wurde, ist identifiziert. Laut Polizei soll es sich um den damals 25 Jahre alten Ernst K. handeln. Jetzt gehen die Ermittlungen weiter. Foto: Die Polizei sucht nach Hinweisen zu Ernst K. [Polizei]
Ein Fall aus dem Jahr 1994 beschäftigt aktuell wieder die Bonner Mordkommission als Cold-Case-Fall, der auch im September vergangenen Jahres in der Fahndungssendung "Aktenzeichen XY" vorgestellt wurde: Nach der Ausstrahlung des Beitrages gingen zunächst 65 Hinweise ein. Zehn Hinweise lösten weitergehende Ermittlungen aus. Das für die Klärung von Tötungsdelikten zuständige KK 11 war am Tag der Fahndungssendung in den Abendstunden mit mehreren Fahndungsteams besetzt.
Zwei spielende Jungen machen am 23. Mai 1994, am Pfingstmontag, einen seltsamen Fund im Wald zwischen Beiert und den Teichen der Burg Herrnstein. Mehrere Knochen liegen an der abgelegenen Stelle, woraufhin sie die Polizei informieren. Die Beamten müssen nicht lange suchen und stoßen auf weitere Knochen und Kleidungsstücke. An den Fragmenten des Schädels stellen die Ermittler eine Beschädigung fest, die auf den Einschuss eines Projektils hindeutet. Alle Hinweise sprechen für ein Verbrechen.
DNA-Untersuchung war falsch
Dennoch tappen sie im Dunkeln. Zunächst geht die Polizei davon aus, dass es sich bei dem Opfer um eine Frau handelt. Diese Vermutung wird auch durch eine DNA-Untersuchung bestätigt. Doch diese Methode ist zum damaligen Zeitpunkt noch jung und fehleranfällig. Auch fünf Jahre später, als die Cold-Case-Abteilung der Kripo Bonn noch einmal in den Fall einsteigt, gibt es keine entscheidenden Erkenntnisse. Alle Indizien sprachen zunächst dafür, dass es sich um die Leiche einer Frau im Alter zwischen 20 und 30 Jahren gehandelt hatte. Daraufhin konnte die Identität der verstorbenen Person zunächst nicht geklärt werden.
Im Zuge der Cold-Case-Bearbeitung wurde die Fallakte aufbereitet und an die Bonner Ermittler übergeben, um die weitergehenden Ermittlungen zu dem Tötungsdelikt zu führen. Die Weiterentwicklung der kriminaltechnischen Untersuchungsmöglichkeiten führte schließlich zu der Erkenntnis, dass es sich bei der zu den aufgefundenen Knochenteilen gehörenden Person - entgegen der ursprünglichen Annahme - um einen jungen Mann gehandelt hatte. 1992 soll er noch gelebt haben.
25-Jähriger als vermisst gemeldet
Auf dieser Grundlage führten die weitergehenden Ermittlungen der Mordkommission nun zu einem wichtigen Erfolg: Der Verstorbene konnte - 27 Jahre nach seiner Auffindung in einem Waldstück bei Ruppichteroth - nunmehr identifiziert werden: Es handelt sich um einen seinerzeit im Rhein-Sieg-Kreis ansässigen Mann. Am 19. Februar 1990 wurde der allein lebende Mann von Angehörigen bei der Polizei als vermisst gemeldet. Der damals 25-Jährige wurde nach dem aktuellen Erkenntnisstand im Februar 1990 letztmalig lebend gesehen. "Der seinerzeit unverheiratete Ernst K. lebte zuletzt in Siegburg und soll sich nach den bisherigen Ermittlungen auch im Drogenmilieu bewegt haben", so ein Polizeisprecher.
Auf der Grundlage eines richterlichen Beschlusses veröffentlichen Staatsanwaltschaft und Polizei nunmehr ein Foto von Ernst K., das dem Aussehen zum Zeitpunkt der Vermisstenanzeige im Februar 1990 entspricht. Vor dem Hintergrund der aktuellen Identifizierung, der zeitlichen Einordnung und den ersten Erkenntnissen zur Person fragen die Ermittler der Mordkommission: Wer hat Ernst K. in dem Zeitraum zwischen Februar 1990 und der Auffindung der menschlichen Knochen im Jahr 1994 gesehen oder in dieser Zeit Kontakt zu ihm gehabt? Wer kann Angaben zur Lebenssituation oder zum Umgang zu seinem persönlichen Umfeld machen? Hinweise nimmt die Mordkommission der Bonner Polizei unter der Rufnummer 0228-150 entgegen.
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