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Teure Geräte gestohlen

Vier Einbrüche in Feuerwehrhäuser im Rhein-Sieg-Kreis

Von Nicolas Ottersbach | | Blaulicht

Viermal innerhalb kürzester Zeit ist in Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis eingebrochen worden: erst in Troisdorf-Altenrath, dann in Siegburg-Kaldauen und in Sankt Augustin-Buisdorf - nun steht auch Much-Marienfeld auf der Liste. Die Polizei vermutet, dass es sich um eine Serie handelt und ist in Alarmbereitschaft. Die Wehrleute rüsten auf, doch der Schutz ist schwierig - und nicht unbedingt zielführend. Foto: Feuerwehrautos sind voller teurer Geräte. [Nicolas Ottersbach]

Rund 100 Feuerwehrwachen gibt es im Rhein-Sieg-Kreis. Manche sind erst wenige Jahre alt, manche schon Jahrzehnte. Aber immer stehen sie voller teurer Gerätschaften. Auf den Autos und in den Magazinregalen lagern nämlich nicht nur Schläuche, sondern auch Kettensägen, Stromaggregate, Trennschleifer oder Scheren und Spreizer, mit denen man mühelos ein Auto zerlegen kann. Der Wert geht schnell in die Hunderttausende.

Bewegungsmelder in Marienfeld manipuliert

Das zeigt auch der Einbruch in das Feuerwehrhaus in Marienfeld. Wie die Polizei mitteilt, stiegen Unbekannte zwischen Donnerstag (5. Dezember) und Freitag in das Gebäude an der Werschtalstraße ein. "Die Tatverdächtigen waren offenbar auf das frei zugängliche Gelände gelangt und hatten dort angebrachte Bewegungsmelder manipuliert", so ein Polizeisprecher. Im Anschluss versuchten sie zunächst, die Türschlösser einer Hallentür und zu einem an der Halle angrenzenden Personencontainer aufzubohren. Nachdem es auf diese Weise nicht gelang, die Türen zu öffnen, hebelten die Unbekannten ein Fenster des Containers auf, gelangten so in das Innere und schließlich auch in die Rüst- und Fahrzeughalle.

Hier machten die Einbrecher sich an zwei Feuerwehrfahrzeugen zu schaffen und entwendeten diverse Gerätschaften. Zum Diebesgut gehören unter anderem zwei Atemschutzgeräte, ein kompletter Werkzeugkoffer, mehrere Akku-Geräte, wie beispielsweise Bohrschrauber, Akku-Leuchten und ein großer Heizlüfter. Der Gesamtwert der Beute beträgt nach einer ersten Schätzung etwa 50.000 Euro. "Es ist davon auszugehen, dass die Täter zum Abtransport der Gegenstände mindestens ein Fahrzeug in der Größe eines Transporters benötigten", so die Polizei.

Zuletzt hatten es die Einbrecher auf Spreizer der Feuerwehr abgesehen. Am 14. November traf es die Feuerwehr in Troisdorf-Altenrath und am 23. November die Löschgruppen in Sankt August-Buisdorf und Siegburg-Kaldauen/Stallberg. Die Vorgehensweise war ähnlich: Die Fahrzeughalle wurde nachts aufgebrochen, dann war der Weg zu den Geräten frei. Denn die Fahrzeuge stehen immer unverschlossen und fahrbereit in den Hallen, um im Einsatzfall keine Zeit zu verlieren. In Minuten sind die Täter entkommen.

Teure Geräte zum Tresorknacken

Aber was fangen sie mit den Werkzeugen an? Die modernen und leichten Spezialgeräte wie Spreizer sind dafür gedacht, Türen aufzuhebeln oder tonnenschwere Gegenstände hochzudrücken. Man kann mit ihnen aber auf vorzüglich Tresore oder Geldautomaten knacken. Dass die Geräte auf dem Schwarzmarkt landen und gewinnbringend weiterverkauft werden, halten Polizeiermittler eher für unwahrscheinlich. Naheliegender ist, dass sie in den Händen von Kriminellen bleiben. So landen immer wieder Personen vor Gericht, die mit den Spreizern hantierten. Erst im September gab ein 33 Jahre alter Mann zu, dass er mit seinen Komplizen mindestens sieben Geldautomaten in den Kreisen Sigmaringen und Breisgau-Hochschwarzwald aufgebrochen hatte – oder es versucht hatte. Mehr als 300.000 Euro hatte der zu sechs Jahren und zwei Monaten Verurteilte so erbeutet.

Bei den Wehrleuten geht nun die Sorge um, wer das nächste Opfer sein könnte. Neben dem reinen Schaden geht es nämlich auch oft ums Leben: Wenn die Geräte fehlen, die sonst dafür gedacht sind, Menschen und Tiere zu retten, sind die Löscheinheiten nicht einsatzfähig. In Marienfeld konnte man sich vorläufig behelfen. Bis neue Maschinen gekauft sind, können durch Lieferzeiten aber auch schnell Monate vergehen.

Sicherheit oder Schnelligkeit? 

Die Polizei patrouilliert nun stärker an den Feuerwehrstandorten und gibt den Verantwortlichen in den Kommunen Ratschläge, wie man die Gerätehäuser sichern kann. In Ruppichteroth will man aufrüsten, wie der hauptamtliche Gerätewart Christoph Lake berichtet. Zusätzliche Strahler, die das Gelände erhellen, stärkere Schlösser und Kameras sind im Gespräch. Manches ist bei den Ruppichterothern aber auch schon Standard. „Nach einem Einbruch vor einigen Jahren haben wir unter anderem die Fenster gesichert“, sagt Lake. Damals wurde nichts gestohlen, vermutlich weil Bewegungsmelder die Täter verschreckt hatten.

Doch ein Feuerwehrhaus zu einem Hochsicherheitstrakt zu machen, sei nicht sinnvoll. Denn die Retter müssen schnell ausrücken und dürfen nicht wichtige Zeit dadurch verlieren, viele Schlösser zu öffnen oder gar die Geräte erst auf die Autos zu verfrachten. Zudem sei nahezu jeder Sicherheitsmechanismus überwindbar. „Wenn jemand irgendwo einbrechen will, dann schafft er das auch“, sagt Lake. Letztlich müsse man eine Minderung der Sicherheit in Kauf nehmen. Denn die ursprüngliche Aufgabe der Feuerwehr, Schaden abzuwenden und Leben zu retten, sei wichtiger.

Polizei vermutet Tatzusammenhänge

Die Ermittler der Siegburger Polizei wollen unterdessen die Täter schnappen. Doch das ist gar nicht so leicht. Überwachungskameras gibt es nur selten, oftmals sind die Gerätehäuser, gerade in ländlichen Bereichen, abgelegen. „Aufgrund der zeitlichen und räumlichen Nähe müssen wir davon ausgehen, dass es Zusammenhänge zwischen den Taten im Rhein-Sieg-Kreis gibt", sagt ein Polizeisprecher. 

Die Polizei bittet nun um Hinweise möglicher Zeugen. Da davon auszugehen sei, dass die mutmaßlichen Täter zum Abtransport des Diebesgutes ein großes Fahrzeug benutzt haben könnten, werden Hinweise zu den Tätern oder dem möglichen Fluchtfahrzeug oder dem Verbleib des Diebesgutes unter der Telefonnummer 02241/5413421 entgegengenommen.

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