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900 Jahre Ortsjubiläum

Von Ruprettesrode zu Ruppichteroth

Von Hartmut Benz | | Magazin

Den Hauptort Ruppichteroth gibt es seit 900 Jahren - zumindest wurde er da das erste Mal urkundlich erwähnt. Der Bürgerverein Ruppichteroth wollte das eigentlich 2021 feiert, wegen der Pandemie wurde aber alles auf 2022 verschoben. Historiker Hartmut Benz hat sich der Geschichte angenommen und fasst die Entwicklung des Orts beie einer Feierstunde in der Sekundarschule Ruppichteroth zusammen. Foto: Hartmut Benz beim Vortrag in der Sekundarschule [Nicolas Ottersbach]

Die Erstnennung findet sich im Archiv der Benediktinerabtei Siegburg. Hier wird, in einer Urkunde vom 6. Januar 1121, der Ort „Ruprettesrode“ genannt, der jährlich „1 Marck“ der Abtei zahlen musste, damit dort die steigende Zahl von Mönchen verpflegt werden konnte. Weitere Informationen bietet eine Urkunde von Papst Innozenz II. vom 31. März 1131. In ihr wurden dem Kassiusstift Bonn die Kirche und die Zehntabgaben von Ruppichteroth als Eigentum bestätigt. Kirchlich war Ruppichteroth damals eine Pfarrei im Landdekanat Siegburg, weltlich zählte es bis 1806 zum Amt Blankenberg im Herzogtum Berg.

Eingeteilt war das Kirchspiel in fünf Honschaften: Hodgeroth, Kämerscheid, Kuchem, Millerscheid und Velken. Großen Einfluss übten die im Gemeindegebiet besitzlichen Adelsfamilien aus, die in Saurenbach (seit 1318), in Herrenbröl (seit 1417) und in Rotscheroth (seit 1490) ansässig waren. So findet sich der erste Hinweis auf Bergbau in Ruppichteroth 1531 in einer Urkunde der Familie von Markelsbach genannt Allner, die Rotscheroth besaß. Die erste Kornmühle (1442) und die frühesten Nennungen von Kalkabbau (1532) sowie eines Eisenhammers an der Bröl (1638) gehen auf die Besitzer Herrenbröls, die Familie von Scheid genannt Weschpfennig, zurück. Der Erzbergbau und die Kalkförderung erlebten durch den Bau von Bröltalstraße und -eisenbahn 1862/63 einen enormen Aufschwung. Während die letzte Grube 1874 schloss, wurde Kalk noch bis 1954 gewonnen.

Kirchlich kam es auch in Ruppichteroth bereits Ende des 16. Jahrhunderts zu „reformatorischen Umtrieben“: die zwischen 1591 und 1639 amtierenden Pfarrer waren fast durchweg der „Neuen Lehre“ zugetan. Während die Pfarrkirche seit 1640 wieder von einem katholischen Priester pastorisiert wurde, gelang es den Evangelischen erst 1683, ein eigenes Gotteshaus zu errichten – Unterstützung erhielten sie vor allem durch Johann Dietrich von Gülich, den lutherischen Bewohner von Rotscheroth, der 1692 in der neuen Kirche sein Grab finden sollte.

Die Zeit der französischen Besatzung (1805 bis 1813) und besonders die Jahre unter preußischer Herrschaft (seit 1815) brachten Ruppichteroth einen Innovationsschub auf den arg vernachlässigten Gebieten des Rechts-, Schul-, Steuer-, Kataster- und Gesundheitswesens. Ein Alleinstellungsmerkmal Ruppichteroths unter seinen Nachbarkommunen war der Umstand, daß im Kirchdorf vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis 1942 immer auch jüdische Familien lebten, die seit 1921 eine eigene Synagoge und seit 1928 einen eigenen Friedhof nutzten. Die Flüchtlingsströme nach dem Zweiten Weltkrieg und die 1968 erfolgte Zusammenführung der Zivilgemeinde mit der Nachbargemeinde Winterscheid zu einer neuen, größeren Kommune brachten „frisches Blut“ und neue Herausforderungen.

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