Fundiert, lustig, emotional: Auf broeltal.de sind schon viele Kommentare von unseren Lesern verfasst worden. Die beiden Texte, die David Lepach vor Kurzem zum Thema Windenergie abgeschickt hat, sind besonders lesenswert - und haben deshalb eine Würdigung verdient. Foto: In Rheinland-Pfalz gibt es viele Orte, an denen Windräder in der Natur und nah an Wohnsiedlungen stehen. [Nicolas Ottersbach]
Worum ging es? Die Kommunen Ruppichteroth, Windeck und Waldbröl wollen einen gemeinsamen Windpark vorantreiben. Lange galt das als unmöglich, unter anderem aus Naturschutzgründen. Angesichts des Klimawandels wird nun aber wieder darüber debattiert - die Chancen, dass es klappt, stehen gar nicht so schlecht. Das wurde in den politischen Gremien deutlich.
Auch in unseren Kommentaren entwickelte sich eine lebendige Debatte darüber, zwischen den Lesern Bernd Andree und David Lepach. Dabei stach Lepach heraus: Mit zahlreichen Belegen und Quellen, denen er seiner Argumentation anfügte. Das macht die Kommentare aus unserer Sicht besonders lesenswert und journalistisch wertvoll: Sie klären auf und sorgen so dafür, dass sich mit der Thematik sachlich auseinandergesetzt wird. Besser hätten wir es selbst nicht machen können. Bitte mehr davon!
Die Kommentare zum nachlesen
Moin, ich muss sagen, dass ich die Begründung für Klimaschutz und Energiewende in diesem Artikel nicht suche. Der Zusammenhang vor allem letzteren Punktes zur Windenergie ist ja relativ offensichtlich.
Die Beeinträchtigung der Anwohner hängt hier erstmal weitgehend von der eigentlichen Nähe zum Windrad ab. Wenn ich davon ausgehe das bei den Borkenkäferflächen bei Velken die Waldflächen zwischen Ifang und Krahwinkel gemeint sind liegt hier eine potentielle Beschattung der jeweiligen Orte in den späten Abendstunden/Morgenstunden vor. Dies wäre jeweils vermutlich in nur kurzen Zeitabschnitten überhaupt der Fall, würde allerdings natürlich den gesetzlichen Vorschriften entsprechend erfolgen.
Die Platzierung hier halte ich allerdings für unwahrscheinlich, weil sich der Nähe gelegene Höhenkamm südlich von Krahwinkel meines Erachtens besser anbietet. Aufgrund der Bahn der Sonne werfen Windkraftanlagen hauptsächlich Schatten in Ost und West Richtung und wären damit hier eher weniger ein Problem durch Schattenwurf. Eine höhere Positionierung würde außerdem möglicherweise auch mehr Ausbeute bedeuten.
Eine weitere interessante Position wäre hier die ehemalige Abschussplattform am Ende der Zeitstraße (Hohes Wäldchen). Hier liegt sowohl die Zufahrt schon vor und auch der Bau eines Fundamentes für eine Windkraftanlage würde eher unproblematisch sein. Für mich stellt sich also eher die Frage: Warum steht dort bisher keine Anlage? (Vielleicht aufgrund von Naturschutzgebieten. Hier sollten evtl. Neuevaluierungen stattfinden, denn ohne Umstieg auf erneuerbare Energien schützen wir die Natur hier auch nicht.)
Die Geräuschkulisse der Windräder ist ebenfalls bei gewisser Entfernung zu Gebäuden vernachlässigbar. Dies ist sogar im Bundesimmissionsschutzgesetz geregelt, sodass die “schutzwürdige Nachbarschaft” normalerweise keine schädlichen Einwirkungen erleidet. Ich sehe hier daher und aufgrund der Entfernung zu den zuvor genannten Orten kein wirkliches Problem. Auch der oft genannte Infraschall ist zwar vorhanden, aber nicht sehr hoch. Eine Belastung des Menschen durch einzelne Autofahrten jedoch deutlich größer als die Belastung von Windrändern. Hier muss aber auch gesagt sein, dass eine negative Wirkung des Infraschalls auf Menschen bisher nicht erwiesen werden konnte.
Zu ihrem nächsten Argument habe ich ebenfalls einen Punkt. Windkrafträder verbrauchen relativ wenig Bodenfläche und können einfach in ein Feld oder in diesem Fall einen Wald gestellt werden. Nach der Montierung bleibt bei modernen Windrändern eine etwa 0,5 Hektar benötigte Fläche zurück. Dies beinhalten bereits Zufahrtswege. Die Fläche fällt bei längeren Zufahrtswegen natürlich etwas größer aus, aber nicht sehr viel größer. Rechnet man hier dann mit dem Mindestabstand Zwischen Windrädern (4x Rotordurchmesser laut Umweltbundesamt) bleibt eine ziemlich große Fläche, auf welcher kein Windrad steht und welche wieder aufgeforstet werden kann. Am besten mit Mischwald. Dementsprechend sehe ich hier keinen Wiederspruch im Umwelt- und Klimaschutz. Optimalerweise findet man dann sogar eine Einigung mit dem Projektentwickler und bindet den Bau der Windkraftanlagen an eine Aufforstung.
Zum Thema wie oft sich die Windkraftanlagen drehen haben sie selbst ja einen interessanten Artikel gefunden. Laut diesem sind "Stillstehende Windräder [...] bislang eher die Ausnahme".
Das wir einen Teil des theoretisch erzeugbaren Stroms nicht nutzen, auch “Geisterstrom” genannt, und dafür die Netzbetreiber entschädigen ist natürlich ein Problem. Dies hängt auch damit zusammen, dass wir bisher einfach zu wenig Speicher für erneuerbaren Energien gebaut haben. Damit entfällt auch die Entschädigung für ungenutzten Strom, weil wir dieses dann (zwar mit Effizienzverlust) zwischenspeichern. Das würde unseren Strompreis ebenfalls potentiell senken und auch die Effizienz der Windkraftanlagen steigern würde.
Zur tatsächlichen Rendite eines Windkraftwerkes kann ich relativ wenig sagen. Es steht jedoch folgendes fest: Strom wird gebraucht. So oder so. Bei einer vernünftigen Schätzung der Windausbeute und damit des erzeugbaren Stroms, sollte sich jedoch eine Aussage zur Rendite treffen lassen. Wichtig dabei wäre dann, dass die Gutachter nicht vom Projektplaner beauftragt werden, sondern z.b. von der Gemeinde. So würde das Ergebnis weniger interessenbeeinflusst und damit realistischere Voraussagen möglich. Das man mit dem Kauf von Anteilen Geld ausgibt, aber noch nichts direkt verdient hat, trifft auf Aktien und so gut wie jede Investition zunächst zu. Wenige Branchen profitieren jedoch unter so vielen staatlichen Subventionen. Letztes Jahr haben Windkraftbetreiber zum ersten Mal Übergewinne erzeugt, was sich auf die Gas Krise und die Merit-Order zurückführen lasst. Für mich lässt das folgenden Schluss offen: Entweder die Anlieger profitieren durch eine höhere Rendite (hohe Strompreise/geringe Produktionskosten) oder sie profitieren als Verbraucher durch günstigen Strom, da Windkraft eine der günstigsten Energiequellen ist.
Und ja durch den Ausbau der Windenergie steigen potentiell die Netzentgelte. Auf der anderen Seite sinkt jedoch auch der Erzeugungspreis für den Strom, sodass wir langfristig von einem günstigeren Strompreis profitieren. Dies setzt jedoch einen Ausbau von erneuerbaren Energien und Speichermöglichkeiten deutschlandweit voraus, an welchem auch unsere Gemeinden sich beteiligen sollten. Des Weiteren müssen politische Entscheidungen in diese Richtung, wie z.b. Nord-Südtrasse oder mehrere Strompreiszonen oder der Einsatz von smarten Stromzählern vorangebracht werden.
Die Kollision von Zugvögeln war ebenfalls noch ein von ihnen genannter Punkt. Ja es sterben Zugvögel durch Windräder. Wichtig dabei zu beachten ist jedoch, dass die Kollisionen vor allem in Küstenregionen stattfinden, wo die meisten Zugvögel fliegen. Zum Schutz der Zugvögel werden die Windräder ja dann falls nötig zeitweise abgestellt, was zwar Energieverlust bedeutet, aber dafür die Tiere schützt. (Quelle: www.mpg.de/18547303/Windkraft-Vogel-tod)
Im Fall von Raubvögeln wie dem Rotmilan liegt das hauptsächliche Problem vor, wenn Windräder zu nahe an den Nestern der Vögel gebaut werden. Dies spricht auch wieder für die aufgrund des Borkenkäfers abgeholten Gebiete, da in diesen ohne vorhandene Bäume keine Nester von Raubvögeln vorliegen können. Dadurch ist ein gewisser Mindestabstand zu Nestern schonmal vorhanden.
Interessant hierbei ist auch, dass sich die meisten Vogelschützer wie z.b. der LVB trotzdem für die Windkraft aussprechen, weil die Klimakrise die Artenvielfalt noch viel mehr gefährdet.
Aber die eigentliche Frage ist ja immer: was ist die Alternative? Wie wollen wir unseren Strom in Zukunft produzieren, ohne dabei weiterhin unseren Planeten zu erhitzen und damit unsere Lebensgrundlage zu gefährden?
Für mich persönlich, und soweit ich das richtig verstanden habe auch für die meisten Experten, spielen hier die erneuerbaren eine unglaublich große Rolle. Und dafür müssen wir die Anlagen nun einmal bauen und wenn möglich auch hier.
Ich habe ne ganze Liste mit Quellen, diese aufgrund der Länge der Links jedoch nicht hier mit reingeschrieben. Bei Interesse gerne nachfragen.
Der zweite Kommentar
Guten Tag,
leider habe ich das Gefühl das sie relativ wenig auf meinen Kommentar und die darin enthaltenen Argumente zu den von ihnen genannten Themen eingegangen sind.
Ich habe nichts von einer Energiewende weg von Atomstrom gesagt. Das Ende des Kohlestroms muss sein und das ist ein weitgehender Konsens in der Wissenschaft: Die Kohleverstromung erhitzt durch den CO2 Ausstoß den Globus und ist nachhaltig nicht möglich, da diese fossile Ressource nun einmal begrenzt zur Verfügung steht. Zweitens ist der Kohleabbau mit einem immensen Eingriff in die Natur und Umwelt verbunden. Der Braunkohletagebau ist hier vor allem ein gigantischer Flächenverbraucher und alleine die aktuelle Betriebsfläche im Rheinland beträgt laut dem Jahresbericht 2021 der Bergbehörden des Landes NRW 9.960ha. Hier wird laut selbigem Bericht in etwa die Hälfte der Deutschen Braunkohle gefördert. Wichtig dabei zu erwähnen ist, das diese Flächen nach der vollständigen Verwüstung einer toten Landschaft gleichen und die Renaturierung häufig gar nicht mehr richtig möglich ist. Die Folgen der Zwangsumsiedlung ganzer Dörfer für deren Bewohner ist hier ebenfalls mit Abstand schlimmer als der Schattenwurf eines Windrads.
Die Energiewende weg vom Kohlestrom ist dem entsprechenden nicht nur "politisch motiviert", sondern basiert auf der Auswertung der Fakten und was besser für uns als Gesellschaft ist.
Die Atomtechnologie halte ich für genial und bin hier grundsätzlich erstmal nicht dagegen, vorausgesetzt wir wissen etwas mit dem Müll und den unwahrscheinlichen aber dann extremen Folgen eines nuklearen Unfalls anzufangen. Hier kann ich das Argument mit der "politischen Motivation" verstehen, welches aber vor allem auf die vorherrschende Angst innerhalb der Gesellschaft, nach den Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima, zurückzuführen ist. Ein Problem der Windkraft gilt ja noch viel extremer beim Atomstrom: Unbedingt Atomkraft, aber nicht in der eigenen Nachbarschaft.
Sie nennen als nächstes einen Bericht des IFO Institutes, des Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung, aus dem Jahr 2011 und einen Bericht "Energiewende ins nichts" aus dem Handelsblatt ebenfalls aus dem Jahr 2011, wobei letztere vom damaligen Direktor des IFOs, Hans-Werner Sinn, verfasst wurde.
Innerhalb dieses Wirtschaftsinstituts gibt es ein Zentrum, welcher zum Thema Klima, Energie und Umwelt forscht und dessen Leiterin ich wie folgt von der Instituts-Webseite zitiere: "Wir können nicht auf eine globale koordinierte Energiewende warten. Initiativen in Deutschland sind sinnvolle erste Schritte [...] [die] zu globalen Erfolgen in der Klimapolitik beitragen können." Auch in den neusten Berichten des Ifo Instituts sehen die Forscher langfristig großes Potential für die Wirtschaft in Deutschland, weisen jedoch auf kurzfristige negative Folgen und teils hohe Risiken für Unternehmen hin. (www.ifo.de/publikationen/2022/aufsatz-zeitschrift/energiewende-und-kohleausstieg)
Auf welchen Bericht von 2011 sie sich hier beziehen bleibt leider offen, die Veröffentlichung, welche ich lese zeigen ein anderes Bild und die Aussage, das mit Sonnen- und Windenergie keine Energiewende herbeizuführen ist, suche ich hier vergeblich.
Hans-Werner Sinn, Verfasser des Berichts "Energiewende ins Nichts", hat sich des weiteren trotz umstrittener Aussagen und Meinungen mehrfach für die Energiewende ausgesprochen. Er sieht den Ausstieg Deutschlands aus der Atomkraft als Risiko für den Erfolg der Energiewende, bestreitet deren Notwendigkeit jedoch nicht. Das Thema Atomkraft ist insgesamt bei den Forschenden ein umstrittenes Thema und man sollte sich hier nicht auf die Meinung eines einzelnen stützen.
Das Einschätzungen von Forschenden auch mal daneben liegen und sich unterscheiden, zeigt sowohl die Vergangenheit als auch eine aktueller Beitrag des Rocky Mountain Instituts namens "X-Change: Electricity", welcher den Fortschritt in der Energiewende als gut voran schreitend betrachtet. (rmi.org/insight/x-change-electricity/). Aktuelle Studien haben aufgrund neuer Erkenntnisse teils andere Ergebnisse als Studien von 2011.
Stromimporte:
Ja wir importieren Strom und wir exportieren auch Strom. Denn so funktioniert der europäische Strommarkt. Im europäischen Strommarkt importiert man in der Regel Strom nicht wegen mangelnder Möglichkeiten Strom herzustellen, sondern weil der Import billiger ist als die Eigenproduktion. Der Anteil der Importe lag nach dem Atomausstieg jedoch in den Monaten Mai und Juni nur bei 10-12 Prozent und nicht bei den teils proklamierten 82% (Alice Weidel auf Twitter). Im Juli überwog aufgrund des guten Wetters dann der Export und Deutschland verkaufte günstigen grünen Strom in die Nachbarstaaten. Ein Ausbau der günstigen erneubaren und entsprechender Speichermöglichkeiten würde uns hier zu gute kommen.
Und ja die E-Autos stoßen aufgrund des aktuellen Strommixes noch indirekt CO2 aus, dies ist jedoch trotzdem weniger als bei Verbrennern. Der ADAC nennt hier in seinem Vergleich für die gesamte Lebensdauer (16 Jahre oder 240.000km) der durchschnittlichen Golfklasse Ende 2022 folgende Werte: Elektro (Deutscher Strommix zur Zeit des Berichts; Batterieproduktion enthalten) = 115 CO2äq-Tonnen; Diesel B7 = 209 CO2äq-Tonnen und Benzin E10 = 244 CO2äq-Tonnen. Hier nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Vergleich, welcher weitere Antriebskonzepte beinhaltet. (https://www.adac.de/verkehr/tanken-kraftstoff-antrieb/alternative-antriebe/klimabilanz/)
Diese Zahlen bieten im Gegenteil sogar noch eine weitere Motivation zum Ausbau der Erneuerbaren Energien, da durch einen geringeren CO2 Ausstoß die Werte des Elektroautos weiter zurückgehen würden.
Letzter Punkt: Flächenverbrauch und den von ihnen genannten Spiegel-TV Bericht.
In diesen Bericht wird weniger der Flächenverbrauch, sondern die Abholzung von Bäumen zum Bau von Windrädern kritisiert und ja dieser Eingriff in Wälder muss definitiv diskutiert und beachtet werden.
Der NABU Mitarbeiter und der Professor der Hochschule für nachhaltige Entwicklung haben natürlich Recht. Wir dürfen den Wald nicht zerstören. Trotzdem bekennen sich beide Institutionen zur Energiewende und fordern hier eine Rücksicht auf die Natur während dem Ausbau der erneuerbaren Energien. Vor allem Flächen an Straßen oder auf Feldern scheinen mir hier eine gute Option zu sein. Bei letzteren ist die Bewirtschaftung des größten Teils der Fläche der Felder übrigens weiterhin möglich.
Das man Deutschland aufgrund der Windräder und deren Flächenverbrauch bald nicht mehr erkennt, wie im Zusammenhang mit der Zeit-online Karte genannt, ist natürlich inkorrekt. Hier werden die Windräder als unverhältnismäßig große Punkte auf einer Karte dargestellt und verfälschen so die tatsächlich eher geringen Flächenverbrauch der Windkraft. Häufig spricht man übrigens bei der Windkraft von so einem hohen Flächenverbrauch, weil nicht beachtet/ gesagt wird, dass die Abstandsflächen der Windräder nicht verbraucht werden, sondern weiterhin für Felder und Wälder zur Verfügung stehen.
Worauf weder sie noch dieser Bericht wirklich eingegangen sind, ist jedoch der ursprüngliche Inhalt des Artikels auf bröltal.de unter welchem wir gerade diskutieren: Das errichten von Windrädern in bereits durch Hitze und Borkenkäfer verwüsteten und zerstörten Gebieten im Wald. Ich verweise hier auf meinen zuvor geschrieben Kommentar, wo ich bereits Argumente hier für genannt habe.
Ich zitiere für das Ende dieses Beitrags nochmal meinen vorherigen Kommentar.
"Aber die eigentliche Frage ist ja immer: was ist die Alternative? Wie wollen wir unseren Strom in Zukunft produzieren, ohne dabei weiterhin unseren Planeten zu erhitzen und damit unsere Lebensgrundlage zu gefährden?"
Bei Interesse an weiteren Quellen gerne nachfragen.
Freundliche Grüße David
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