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Internetmagazin für Ruppichteroth und den Rhein-Sieg-Kreis

2013 schon vier Tote im Bröltal

Von Nicolas Ottersbach | | Blaulicht

Drei Motorradfahrer sind 2013 im Bröltal ums Leben gekommen, ein Rollerfahrer starb an seinen schweren Verletzungen im Krankenhaus. "Die Strecke ist schon immer unfallträchtig gewesen", sagt Burkhard Rick von der Siegburger Kreispolizeibehörde. Dennoch habe man dieses Jahr einen traurigen Rekord erreicht. Die Gründe dafür sind komplex.

"Die Unfallzahlen unterscheiden sich kaum von denen des vergangenen Jahres, im gesamten rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis sind sie sogar zurückgegangen", so Rick. Während es auf der B478 2012 sechs Motorradunfälle ausschließlich mit Leichterverletzten gab, waren es dieses Jahr sieben. Allerdings seien sie schwerer ausgefallen, mit vier Toten und drei Schwerverletzten. "Viermal war überhöhte Geschwindigkeit der Grund", erklärt Rick. Eine wirkliche Begründung für den Anstieg gebe es nicht, oft sei es Zufall.

Seit 2010 kontrollieren die Beamten verstärkt auf der Bundesstraße, mindestens genau so lange arbeiten sie mit den Behörden der umliegenden Kreise zusammen. "In einem Netzwerk koordinieren wir die Kontrollen", sagt Jürgen Dzuballe von der Polizei im Oberbergischen. Denn streng genommen verläuft bei Benroth die Kreisgrenze, für die jeweils andere Polizeibehörde hört dort der Zuständigkeitsbereich auf.

Im oberbergischen Teil ist dieses Jahr noch kein Motorradfahrer verstorben. "Die Strecke ist topographisch auch nicht so gefährlich", sagt Dzuballe. Während der Abschnitt von Hennef bis Ruppichteroth besonders enge Kurven hat, gibt es danach vor allem Geraden. "Das entschärft die Situation."

Jemandem die Schuld bei Motorradunfällen zuzuweisen sei gewagt, erklärt Rick. Das bestätigt auch Rettungsassistent Holger Reinecke, der an der medizinischen Hochschule Hannover in der Unfallforschung arbeitet. Dort analysiert man seit 40 Jahren Verkehrsunfälle im Auftrag der Bundesregierung. "Motorradfahrer haben eben keine Knautschzone wie Autofahrer", so Reinecke. Hinzukomme, dass sie eine schmalere Silhouette hätten und leichter übersehen würden. Ist der Biker dann auch noch zu schnell unterwegs, erhöht sich die Unfallgefahr rasant. "Diese Kombination sorgt dafür, dass Motorradunfälle oft tödlich oder mit schweren Verletzungen enden", sagt Reinecke.

Frank Riebandt, Leiter des Rettungsdienstes im Rhein-Sieg-Kreis, apelliert deshalb an den Fahrstil der Biker: "Fährt man defensiv und vorausschauend, können eventuell gefährliche Situationen vermieden werden."

Es seien nicht immer nur die "unbelehrbaren Raser", die in Unfälle verwickelt würden, sagt Burkhard Rick, "das sind nur die, die den Bürgern negativ auffallen". Eine große Risikogruppe stellten die Motorradfahrer ab 35 Jahren dar, die sich teure und schnelle Maschinen leisten könnten, aber nur wenig Fahrpraxis hätten. "Bei ihnen bringen präventive Maßnahmen wie Aufklärung und Fahrsicherheitstrainings etwas, bei den Rasern hilft nur die harte Hand." Das einzige Mittel seien da die Tempokontrollen, bei denen Fahrverbote verhängt würden. Das Problem: Viele Biker kämen von außerhalb und wüssten nichts von den verstärkten Geschwindigkeitsmessungen im Bröltal und der Region. So verpuffe die Abschreckung.

Welche Auswirkungen die tödlichen Motorradunfälle in 2013 auf die Bröltalstrecke haben werden, kann Rick noch nicht einschätzen. Eine Verkehrskommission werde die Unfälle analysieren und Konsequenzen daraus ziehen. Von der Definition eines Unfallschwerpunkts sei man allerdings noch weit entfernt. "Dafür ist das Bröltal auch zu groß", so Rick. Ein Wochenend-Sperrung für Motorradfahrer, wie es sie auf der B 256 zwischen Waldbröl und Windeck gibt, sei deshalb ausgeschlossen. Neben stärkeren Kontrollen könnte es stattdessen auch bauliche Veränderungen geben. Dann würden mehr Überholverbote und Tempolimits auf die Verkehrsteilnehmer zukommen. Auch Verkehrsinseln oder spezielle Leitplanken, unter die man nicht rutschen kann, seien möglich.

Kommentare

  • Manfred Hackmann
    October 11, 2013 um 8:28 am

    Hallo Leute,

     

    ich fahre selbst Motorrad, fahre sehr viel mit dem PKW ca. 40.000 KM im Jahr und fahre auch noch mit einem 40to. LKW. Ich kann nur sagen es gibt in jeder Gruppe, selbst bei den Fußgänger Idioten, Motorradfahrer die Rasen, Fußgänger die 20 Mtr. vorm Zebrastreifen die Straße überqueren, PKWs die dich im LKW im Kreisverkehr auf der anderen Seite überholen etc.

     

    Man sollte nur nach so einem Unfall wie er geschehen ist, keinen verurteilen. Ich habe mich auch ein bisschen darüber geärgert das hier gefragt wird "Wie ist der Motorradfahrer vor dem Unfall gefahren" - getreu nach dem Motto einmal zu schnell immer zu schnell?

  • Sonja Preiss
    October 10, 2013 um 1:26 pm

    Natürlich hast Du recht, Heino, dass es auch Ausraster unter den Bikern gibt, und ich teile Deinen Ärger über sie, weil diese Ausnahmeerscheinungen auf alle übertragen werden.

     

    Es ist manchmal aber auch verdammt schwer, diese unheilvolle Gefühlskombination von Freiheit und enormer Kraft auf ein gesundes Maß zu drosseln. Das bedarf einer gehörigen Portion an Selbstbeherrschung und Verantwortungsbewusstsein, sich selbst und anderen gegenüber.

     

    Ich wollte mit meiner eigenen Unfallerfahrung darauf hinweisen, dass Rückschlüsse aus Fotos und Meldungen in den Medien auch trügerisch sein können. Und wäre da, wie Du sagst, eine Landmaschine gewesen, hätte der Biker sie gesehen und sich darauf einstellen können. Gegen ein Auto, das urplötzlich zum Wenden herauszieht, ist man dagegen jedoch machtlos.

     

    Mir tut es so oder so unendlich leid um dieses junge Leben, das da ausgelöscht wurde.

  • Heino Giese
    October 9, 2013 um 11:24 pm

    Hallo Sonja,

     

    danke, das Du deinen Unfall gut überstanden hast, sonst könnten wir jetzt nicht kommentieren. (nein, Danke dass dir nicht mehr passiert ist). Danke für Deine Nackenschläge bezüglich der Vorverurteilung.

     

    Es sind ja die wenigsten Biker die das Bröltal als Rennstrecke benutzen, aber ich sehe genau die in Ingersau (geschlossene Ortschaft) oft mit mehr als 100 km/h vorbei rasen. (manchmal nur auf dem Hinterrad). Das da eine Radarfalle steht, interessiert diese Raser nicht, sie werden ja nur von vorne geblitzt.

     

    Ich bin selber Biker und ich schäme mich für die wenigen Idioten, welche den Ruf der allgemeinen Zweiradfahrer in den Dreck ziehen. Deshalb meine harte Kritik. Setz dich doch mal bitte an einen schönen Tag auf ein Glas Landbier bei der Pfannekuchenmühle in Ingersau nach draußen. Du wirst entsetzt sein, wie viele Raser ihr vorne fehlendes Nummernschild ausnutzen.

     

    Bei den Bildern der Unfälle achte ich auch immer auf auf die Materialschäden des Unfallgegners, und wenn es noch ein PKW war kann man an den sehr gut Rückschlüsse auf die aufgetretene Aufprallenergie ziehen. Bei dem letzten Unfall am 6.10. war der Streckenabschnitt mindestens auf 70 km/h beschränkt, mit Hinweis auf 60 km/h im Bereich der Ortschaft Büchel.

     

    Das der Autofahrer an dieser Stelle wenden wollte, war voll doof, aber es hätte auch eine Landmaschine sein können (um die Jahreszeit üblich). Wegen der Traurig um mehr als ein Menschenleben ist es gut, das Thema weiter zu diskutieren. Danke für Deine Kritik an meiner Aussage.

     

    Gruß, Heino Giese

  • Sonja Preiss
    October 9, 2013 um 10:13 am

    Man ist so schnell mit dem Verurteilen anderer.

     

    Ich bin mal an einer Kreuzung mit 50 mit einer Tourenmaschine ungebremst in ein Auto gekracht. Ich hatte Grün, und plötzlich war das Auto von links da. Mein Tourer war nur noch Schrott. Der Unfallgegner behauptete, ebenfalls Grün gehabt zu haben. Zeugen gab es nicht. Wäre ich bei dem Unfall ums Leben gekommen, hätte es geheißen, die Motorradfahrerin war schuld, sie ist bei Rot über die Kreuzung gefahren. Gott sei Dank lebe ich noch und habe vor Gericht Recht bekommen.

     

    Wer will sagen, dass der Motorradfahrer hier zu schnell war? Wenn ich mich nicht irre, darf man an der Stelle mindestens 70 fahren - und meine Maschine sah bei 50 schon schlimm aus. Ich hoffe sehr, es finden sich Zeugen, und der Vorgang kann so aufgeklärt werden, wie er wirklich war.

     

    Fast jeden Tag erlebe ich gefährliche Situationen, wo Autofahrer mich übersehen oder nicht sehen wollen oder unterschätzen, und das, obwohl meine Motorradausstattung auch im Dunkeln weithin sichtbar ist. Autofahrer sollten in der Fahrschule viel besser auf Begegnungen mit Zweiradfahrern vorbereitet und darauf getrimmt werden, dass sie als die Stärkeren mehr auf Biker achten sollten. Das würde manches Leben retten...

  • Heino Giese
    October 8, 2013 um 11:39 pm

    Meine Meinung: Bis auf wenige Ausnahmen sind die Unfallursachen "drastisch überhöhte Geschwindigkeit". Seht euch die Bilder der Unfallfahrzeuge an und lest die Berichte. Unser schönes Bröltal wird, nicht nur von deutschen Fahrern, zum Rasen missbraucht. Dabei sind die Motorradfahrer mit ihren für die Rennstrecke gebauten Bikes klar in der Überzahl.

     

    Ich arbeite in Ingersau und bekomme oft genug mit, was da mit 100 kmh oder mehr durch die geschlossene Ortschaft durchhämmert. Habt ihr mal einen Schopper oder einen Tourer auf einen der vielen Bilder gesehen? Ich fahre selber seit über 30 Jahren Motorrad, aber Motorradfahrerlebnis hat mit Raserei nichts zu tun. Es ist das Gefühl Freiheit zu erleben, ähnlich wie im Cabrio, nur etwas mehr. Und dabei genießt man auch sein Umfeld.

     

    Als Vorschlag für die Verkehrsüberwachung würde ich Geschwindigkeitsmessungen bei schönem Wetter empfehlen, das bringt Geld in die Staatskasse, aber bitte keine Sperrung für Motorradfahrer. Das Bröltal ist zu schön, um gesperrt zu werden.

     

    Gruß, Heino Giese

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