Eine Ruppichterother Institution macht dicht: Die Bäckerei von Ernst-Willi Schmitz mit ihrer Backstube an der Brösltraße ist geschlossen. Der 75-Jährige hat das Geschäft überraschend aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben. Fotos: Ernst-Willi Schmitz (rechts) hatte immer wieder Besuch in seiner Backstube, wie dieses alte Foto verrät [Privat]

Man könnte die Geschäftsgeschichte der Bäckerei Schmitz guten Gewissens mit einer Ewigkeit beschreiben. Als Landwirt kam Ernst-Willi Schmitz Großvater 1908 von der Hardt in den Hauptort und errichtete direkt an der Brölstraße das Geschäftshaus, das auch heute noch steht. Dort gründete er eine Schreinerei und eine Bäckerei, die die Menschen im Dorf mit frischen Backwaren versorgte. Später kamen Filialen in Schönenberg, im Netto, im Penny-Markt und in Herchen dazu. Auch sie sind geschlossen.

Als das Brölbähnchen noch fuhr

In den Anfangsjahren sah Ruppichteroth noch ganz anders aus. Die Straße war viel schmaler, das Brölbähnchen, für das es natürlich einen Halt im Ort gab, fuhr direkt an der Bäckerei vorbei. Mit den Jahren änderte sich das Straßenniveau: Um ins Geschäft, das heute ebenerdig liegt, zu kommen, mussten die Kunden über sechs Stufen ins Hochparterre steigen. Der Backofen war fest im Keller eingebaut, so wie heute.

Mit Fußballern in der Backstube

"Über Jahrzehnte hinweg war die Bäckerei ein beliebtes Ausflugziel für Schulen und Kindergärten. Kindergruppen hatten die Möglichkeit, die Backstube zu besichtigen und einen Einblick in das Bäcker- und Konditorhandwerk zu gewinnen", sagt Carmen Vorländer vom Gewerbeverein Schaufenster Ruppichteroth. Schmitz' Backstube, in der auch seine Frau Jutta arbeitete, war im Ort fest verwurzelt: Vereine nutzte immer wieder Schmitz' Geräte und sein Können, um Waffelteig oder den beliebten Döörper Püffert herzustellen. So kamen beispielsweise die Fußballer des Bröltaler SC und vor ihnen die Dorfgemeinschaft Hodgeroth vorbei, um die rheinischen Kartoffelkuchen zu backen. Vor allem die Kicker waren oftmals etwas unbedarft und konnten sich auf Schmitz' Rat verlassen.

Das mehr als 100 Jahre alte Rezeptbuch ist eines der am besten gehüteten Familiengeheimnisse und wurde auch bis zuletzt von Ernst-Willi Schmitz benutzt. Darin stehen auch die Rezepte für das beliebte Mangbrot, aber auch die Spezialmischung des Ludwigsbrotes und die Nussecken. Die Backwaren werden die Kunden sicherlicht vermissen.