Nach einem Jahr Pause öffnen die Gaststätten in Ruppichteroth wieder. Im Wirtshaus an St. Severin erwartet die Besucher eine komplett neue Einrichtung. Fotos: Die Familie Eggert hat den kompletten Saal des Wirtshauses an St. Severin renoviert [Nicolas Ottersbach]
Eigentlich wollten Katja und Christian Eggert nur ein paar neue Stühle kaufen. „Die alten hatten Polster, die wir nicht vernünftig desinfizieren konnten“, erzählt Katja Eggert. In der Corona-Pandemie und mit Blick auf langfristig strengere Hygieneregeln eine sinnvolle Investition. „Und dann stellten wir uns die Frage, ob es eigentlich noch gemütlich genug ist.“ Die kurze Antwort: nein. Je mehr Gedanken sich die beiden machten, desto mehr neue Ideen kamen zusammen. Die alten Klapptische mit Tischdecken sollten dann ebenfalls raus, eine Sitzecke mit Barhockern sollte rein, für den Ruppichterother Stammtisch. Am Ende wurde der gesamte Saal renoviert, inklusive neuer Decke.
Möbel vom Metallbaumeister
Vieles stammt von Handwerkern vor Ort, das Design vor allem aus der Feder von Katja Eggert. „Wir hatten bei einem Raumausstatter angefragt, dort wollte man mehrere Tausend Euro alleine für die Zeichnungen. Da dachten wir uns: Das machen wir lieber selbst.“ Von Dachdeckermeister Torben Höffgen ließen die Eggerts die Wände mit rustikalem Holz vertäfeln, zudem baute er die Decke des Saals komplett um. Dort gibt es nun helle Fichtenbalken zu sehen, an denen Glühbirnen herunterhängen. „Das sieht aus wie ein Sternenhimmel“, sagt Katja Eggert. Metallbaumeister Jan Kirchner veredelte die Einrichtung mit massivem Stahl und baute einen Raumtrenner, der den großen Gastraum nun unterteilt. Auch der Servicetisch ist ein absolutes Einzelstück, was er so in dieser Form noch nie hergestellt hatte. „Anfangs sagte er lachend, dass er gar kein Möbelbauer ist“, erzählt Eggert. An den Wänden hängen zudem alte Fotos aus dem Ort, das Kölsche Grundgesetz zieht sich auf einem schmalen Tafelband durch den ganzen Saal. „Uns war wichtig, dass es urig wird.“
Umbau dank Zwangspause
Ohne die Zwangspause in der Pandemie wäre der Umbau kaum möglich gewesen. Während die Familie das Geschäft komplett auf den Außer-Haus-Lieferservice ausrichtete, wurde seit Januar nebenbei gewerkelt. Mit der ständigen Sorge, dass etwas schiefgehen könnten. Aufgrund fehlender Materialien waren viel Baustellen in den vergangenen Monaten ins Stocken geraten, die Eggerts hatten jedoch Glück. „Außer bei den Lampen, da gab es acht Wochen Lieferfrist“, sagt Christian Eggert.
Wie es drinnen und draußen aussieht, können die Gäste ab Mittwoch (2. Juni) herausfinden. Dann öffnet das Wirtshaus wieder den Biergarten und auch den Innenbereich – allerdings mit Auflagen. „Die Gäste müssen für drinnen einen negativen Corona-Test haben“, erklärt Christian Eggert. Für Notfälle hat er einen Onlinekurs gemacht, dank dem er auch selbst die Abstriche nehmen darf. „Das sollte man aber möglichst vermeiden, weil es für lange Wartezeiten sorgt. Deshalb bitten wir, schon vorher einen Test machen zu lassen.“ Auch an Reservierungen sollten sich die Gäste gewöhnen, meist sind die Tische schon ausgebucht. Zudem könnte es an der ein oder anderen Ecke nach der langen Pause noch haken: Zwar wurde die ganze Zeit in der Küche gekocht und kein Personal gekündigt. „Aber es ist was anderes, wieder einen Kellnerbetrieb zu haben und beispielsweise die Teller zu verzieren“, sagt Katja Eggert. Ihr Mann Christian und ihr Schwiegervater Günter Eggert sind jedenfalls zuversichtlich, dass es zumindest an der Theke läuft. „Verdurstet ist hier noch keiner“, sagt Günter Eggert.
Auch andere Gaststätten öffnen mit Auflagen
Auch die anderen Gaststätten in der Gemeinde haben wieder geöffnet: In der Dorfschänke in Ruppichteroth mit Biergarten, auch in der Bauernschänke in Bröleck, im Kammericher Hof und im Restaurant zur Post in Winterscheid kann man einkehren. Hier gelten ebenfalls Corona-Auflagen, um Reservierungen wird gebeten.
Diese Regeln gelten
Die Außengastronomie ist ohne negative Tests erlaubt, sofern nicht andere Vorgaben der Corona-Schutzverordnung wie zum Beispiel die allgemeinen Kontaktbeschränkungen für Treffen im öffentlichen Raum, einen Test erfordern. Die Innengastronomie darf geöffnet werden, wenn negative Tests vorliegen und eine Platzpflicht gegeben ist. Sollte auch für das Land NRW die Inzidenzstufe 1 gelten (aktuell Inzidenzstufe 3, ab 3. Juni 2021 Inzidenzstufe 2) wäre die Nutzung der Innengastronomie ohne Test möglich.
Geimpfte und Genesene (Immunisierte) sind negativ getesteten Personen gleichgestellt, sofern sie nicht typische Symptome einer Infektion mit dem Coronavirus oder einer akuten Infektion aufweisen. Soweit für Zusammenkünfte und Veranstaltungen eine Höchstzahl zulässiger Personen oder Haushalte festgesetzt ist, werden immunisierte Personen nicht eingerechnet. Auch für Geimpfte und Genesene gelten jedoch weiterhin die allgemeinen Schutzmaßnahmen, etwa die Maskenpflicht.
Kommentare
Jörg Bosbach
June 12, 2021 um 8:14 am
Habt Ihr ganz ganz toll gemacht, freuen uns schon auf den nächsten Besuch.
Harald Schiefen
June 10, 2021 um 10:19 am
S E N S A T I O N E L L !! und das ganz ernst gemeint.
Jens Engels
June 4, 2021 um 7:51 pm
Auf den Bildern sieht's toll aus. Bei den genannten Handwerkern auch kein Wunder :-) (Einer war ja sogar schon Bürgermeisterkandidat der Hinterwaldgemeide). Spass beiseite! Super gelungen. Freue mich auf meinen ersten Besuch!
Uwe Böhmer
June 4, 2021 um 10:41 am
Endlich!