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Hilfe von Jugendämtern steigt

Von Nicolas Ottersbach | | Magazin

Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland benötigen die Hilfe von Jugendämtern. Dieser Trend ist auch im Rhein-Sieg-Kreis seit Jahren erkennbar. "Die Fallzahlen steigen stetig an. Wir haben es hier mit einer Entwicklung zu tun, die uns Sorge bereitet. Die Fallzahlen steigen sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich", sagte Landrat Frithjof Kühn.

Das Kreisjugendamt ist im Rhein-Sieg-Kreis eines von zwölf Jugendämtern und ist zuständig für rund 150.000 Menschen (davon 33.100 bis 21 Jahre) in den Gemeinden Ruppichteroth, Alfter, Swisttal, Wachtberg, Eitorf, Windeck, Much, Neunkirchen-Seelscheid, die in einem Verbund zu. Die elf Städte im Kreisgebiet unterhalten eigene Jugendämter, weil Städten mit über 20.000 Einwohnern gesetzlich gestattet ist, selbst Träger der Jugendhilfe zu sein.

Im Zeitraum von 2008 bis 2010 sind in den acht Gemeinden allein 253 Leistungsfälle mehr zu verzeichnen. Waren es in 2008 zwischen Swisttal und Windeck noch insgesamt 959 Fälle, sind es in 2010 schon 1212 Fälle - Tendenz seit Jahren steigend. Besondere Ausreißer in der Betrachtung der Jahre 2008 - 2010 sind Windeck mit einer Steigerung von 103 Fällen und Swisttal mit 63 Fällen.

"Auffällig ist gemeindeübergreifend, dass die Beratungsleistungen im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) stetig anstiegen", erläuterte die Leiterin des Kreisjungedamtes, Ulla Schrödl. Dort werde der Hilfebedarf von Familien, Kindern und Jugendlichen genau ermittelt und hinterfragt. Nicht jede Beratung durch den ASD münde in einer Hilfe zur Erziehung. Denn in den vergangenen Jahren wurden einige niedrigschwellige Angebote analog zum festgestellten Bedarf entwickelt. Dennoch sei die Fallzahlensteigerung für ambulante und stationäre Hilfen deutlich erkennbar.

Über die Ursachen liegen keine wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse vor, aber sie dürften vielschichtig und vornehmlich auf gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge zurückzuführen sein, sagte Jugenddezernent Thomas Wagner: "Familien sind brüchiger geworden; der Anteil der Alleinerziehenden und Patchworkfamilien wächst und nicht selten ändern sich die familiären Konstellationen im Laufe von Kindheit und Jugend gleich mehrfach." Viele Familien seien isoliert, die Belastungen im Alltag gewachsen und die wirtschaftliche Situation sei schwieriger geworden. Diese Tendenzen seien in allen acht Gemeinden zu beobachten. Lediglich in der Anzahl der Fälle gibt es noch Unterschiede zwischen den Gemeinden.

Nicht ohne Auswirkung sind die Fallzahlensteigerungen und die damit einhergehenden personellen Verstärkungen auf den Haushalt des Jugendamtes. Denn dessen Umlage steigt in 2011 - so hat es die Verwaltung veranschlagt - von 23,15 Prozent auf 27,02 Prozent. Das sind insgesamt 34,9 Millionen Euro, die von den acht Gemeinden finanziert werden müssen. Zuschüsse kommen möglicherweise durch das Land NRW für den U3-Ausbau. Dadurch würde die Umlage um etwa zwei Prozent entlastet. "Die angespannte Haushaltssituation der Gemeinden ist uns bekannt (..), dennoch lassen sich die Kostensteigerungen nicht vermeiden", sagte Wagner. Zum einen könne man an den steigenden Fallzahlen nichts ändern, zum anderen wolle man auch auf Wunsch der acht Bürgermeister den kostenintensiven Ausbau der U3-Plätze voranbringen.

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