Um mehr Flüchtlinge aufnehmen zu können, mietet die Gemeindeverwaltung Privathäuser an. Als erstes wird bis November das Hotel samt Gaststätte "Zur Krone" in Winterscheid umgebaut, danach folgt der Gertrudisstift der katholischen Kirche in Ruppichteroth. Darüber informierte Bürgermeister Mario Loskill bei einer Bürgerversammlung. Pro Woche rechnet der Rathauschef mit sieben bis zehn neuen Flüchtlingen, die in der Gemeinde ankommen und versorgt werden müssen. Foto: Hotel "Zur Krone"
"Ich muss die Menschen unterbringen, wir haben keine Wahl bei diesen Zuweisungen", sagte er. Derzeit sind es mehr als 130. Wenn der Umbau des Hotels "Zur Krone" und des Gertrudisstifts abgeschlossen sind, werde man Platz für insgesamt 196 Personen haben. Sieben wohnen bereits im Hotelbereich der Gaststätte an der Winterscheider Hauptstraße, der allerdings wegen Verdachts auf Windpocken bis zum 7. Oktober unter Quarantäne steht.
Damit dort noch mehr Menschen einziehen können, werden Speisesaal und ein angrenzendes Wohnhaus, das der bisherige Wirt nutzt, für die Flüchtlinge vorbereitet. In den Hotelzimmern sollen 16, im Saal und im Schankraum 15 und im Wohnhaus sieben leben. Der Gertrudisstift müsse laut Loskill vor allem in Sachen Brandschutz saniert werden, danach könnten dort 25 Asylsuchende wohnen. Foto: Der Speisesaal im Hotel "Zur Krone"
"Unsere Ziel ist zu verhindern, dass die Turnhalle dafür genutzt werden müssen", sagte Loskill. Ein junger Mann hatte Sorge, dass leerstehende Wohnungen beschlagnahmt werden könnten. "Das ist das letzte Mittel und dagegen werden wir alles tun", beruhigte Loskill. Vorher würden dann tatsächlich die Turnhallen belegt. Als weitere Möglichkeit nannte er, Container auf kommunalen Grundstücken aufzustellen.
Beide Häuser werden für jeweils drei Jahre von der Gemeinde angemietet. Weil die Verwaltung nach weiterem Wohnraum suche, erklärte Loskill den Bürgern auch die Formalien. "Bei allem was wir umbauen richten wir nach Ende des Mietverhältnisses den Ursprungszustand wieder her", sagte er von knapp 200 Zuhörern. Pro Quadratmeter zahle man einheitlich 5,70 Euro an Miete.
"Wir wollen die Flüchtlinge gleichmäßig auf alle drei Hauptorte verteilen", so Loskill. Bisher lebten sie fast ausschließlich in Ruppichteroth, auch in Schönenberg suche man nun nach Wohnraum.
Landtagsabgeordneter Dirk Schlömer stellte sich den Fragen der Bürger, die vor allem die Bundespolitik betrafen: Wie viele Flüchtlinge noch kommen würden? "Nach derzeitigen Schätzungen 800.000." Wie schaffen es die Kommunen, das zu finanzieren? "Bund und Land werden ihre Zuschüsse ab dem neuen Jahr aufstocken, um Städte und Gemeinden zu entlasten." Er gab aber auch zu, dass man nicht auf alle Fragen antworten habe. "Wie lange diese Situation anhalten wird, kann niemand sagen", so Schlömer.
Was die Bürger besonders interessierte: "Wie können wir die Flüchtlinge aufnehmen?" Loskill berichtete, dass es mittlerweile in der Sekundarschule eine Integrationsklasse gebe, in der den Jugendlichen zunächst die Sprache beigebracht werde. Dafür sei bereits eine Teilzeitkraft eingestellt worden. Kleine Kinder würden in den Kindergarten gehen. Obwohl die Verwaltung Personalstellen zur Betreuung und Organisation schaffen werde, könne vieles nur durch Hilfe aus der Bürgerschaft gestemmt werden. Deshalb gebe es den Arbeitskreis Flüchtlingshilfe, in dem sich jeder engagieren könne.
Der Arbeitskreis nutzte die Veranstaltung, um Bilanz zu ziehen und sich vorzustellen. "Uns interessieren die Menschen, egal wo sie herkommen", sagte Leiter Klaus Schramm. Dafür bekam er viel Applaus. Die ehrenamtlichen Helfer bieten Sprachkurse an, organisieren Fahrräder und betreuen die Flüchtlinge als Paten bei Behördengängen.
Wer den Ruppichterother Arbeitskreis Flüchtlingshilfe unterstützen möchte, kann sich bei Klaus Schramm unter 02295/5848 oder per Mail an fluechtlingshilfe(at)ruppichteroth.de melden. Das nächste Treffen ist am 27. Oktober um 20 Uhr im Pfarrheim in Winterscheid.
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