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Huwil Werk I mit LCKW belastet

Von Nicolas Ottersbach | | Wirtschaft/Politik

Nicht nur Kühlschränke und alte Maschinen hat Huwil im stillgelegten Werk I an der Bröltalstraße zurückgelassen: Laut einem Gutachten sind "im Grundwasser hohe Konzentrationen an chlorierten Kohlenwasserstoffen (LCKW)". Auch der Boden sei damit verschmutzt. Eine akute Gefahr für die Bevölkerung gehe von dem hochgiftigen Lösungsmittel nicht aus. "Das Grundwasser wird nicht genutzt", so Dr. Helmut Hoffmann vom Amt für Technik und Umweltschutz des Rhein-Sieg-Kreises.

Aus der Galvanik und der Entfettungsanalge stammen die Altlasten. Mehrere Jahrzehnte waren sie legal in Betrieb. Die Gifte sickerten wenige Meter unter die Erde in einen Grundwasserleiter. Dort wurde die höchste Konzentration von 35 Milligramm pro Liter gemessen, dem 500-fachen des gesetzlichen Grenzwertes. In der Nähe des Hochregallagers ist ein weiterer Schadensherd.

Mit dem Lösungsmittel LCKW entfernte man damals Öl- und Fettreste von Werkstücken. Ebenfalls schädliche perfluorierte Verbindungen (PFT), die schmutz-, wasser- und fettabweisend sind und häufig in der Industrie als Beschichtung verwendet werden, fanden die Gutachter nur in geringen Mengen. Die Werte lägen innerhalb der gesetzlichen Richtlinien für Trinkwasser. Ein zweiter, tieferliegender Grundwasserleiter soll nicht beeinträchtigt sein.

Im August 2010, kurz nach der Entlassung der letzten Mitarbeiter in Ruppichteroth, beauftragte die noch immer bestehende Huwil Werke Gmbh das Gutachterbüro Environ Germany mit den Untersuchungen. Es "bestand der Verdacht, dass durch die Vornutzung des Geländes als Industriestandort umweltgefährdende und gesundheitsschädliche Stoffe in den Untergrund und möglicherweise auch in das Grundwasser gelangt sein könnten", hieß es von Huwil. Die Wissenschaftler errichteten zwölf permanente Grundwassermessstellen und 14 temporäre. Ab November 2010 entnahmen sie ein Jahr lang Proben. An elf Stellen wurde auch die Bodenluft geprüft.

Von Januar bis April 2011 pumpten man zusätzlich nahe der ehemaligen Galvanik Grundwasser ab, um dessen Fließeigenschaften zu erkunden. Normalerweise breiten sich LCKW in einer Art Fahne aus, die mit dem Grundwasser fließt. Environ geht aber davon aus, dass damals durch die Verlegung eines Abwasserkanals die Fließrichtung verändert wurde. Das erschwere nun die Reinigung. Es könne wegen der "äußerst komplexen Untergrundverhältnisse" nicht mehr mit sogenannten in-situ-Maßnahmen gearbeitet werden. Dabei gibt man klärende Stoffe direkt in das Grundwasser und den Boden. Stattdessen empfiehlt Environ, "zur sofortigen Gefahrenabwehr" das Grundwasser dauerhaft an beiden verseuchten Stellen an die Oberfläche zu Pumpen und durch Aktivkohle zu reinigen. Zusätzlich wird geprüft, ob das belastete Grundwasser im Sandbett des Kanals aufgefangen und gesäubert werden kann. Falls es zu Bauarbeiten komme, biete sich an, den verschmutzten Boden auszuheben und die Gefahrenquelle endgültig zu beseitigen.

Die Kosten muss Huwil übernehmen, weil sie Eigentümer des Grundstücks ist. Erst wenn eine Insolvenz eintritt, muss die öffentliche Hand zahlen. "Die Firma ist kooperativ, zur Zeit nicht insolvent und unterstützt die Untersuchungen", sagt Hoffmann. Erfahrungswerte im Kreisgebiet zeigten, dass die Sanierung mehrere Millionen Euro kosten kann. Aufgrund dieser Kenntnisse würde es wohl fünf bis zehn Jahren dauern, bis das Gelände sauber ist. Wenn nichts dazwischenkomme, starteten die Maßnahmen schon 2012. "Genaueres steht aber erst Anfang nächsten Jahres fest, nach den endgültigen Ergebnissen und einer zweiten Untersuchung", so Hoffmann.

Bürgermeister Mario Loskill hat "insgeheim mit dem Schlimmsten gerechnet". Die Gefahren sollen so schnell wie möglich beseitigt werden, vor allem wegen der Nähe zum Brölbach. Sorge macht ihm auch die zukünftige Verwendung des über 70.000 Quadratmeter großen Grundstücks. Es könne zwar gleichzeitig gebaut und saniert werden, so Hoffmann. Aber Loskill befürchtet, dass die Altlasten Investoren verschrecken könnten.

Kommentare

  • Ronald Hörstmann
    December 27, 2011 um 9:51 pm

    HUWIL ist pleite und gibt es nicht mehr. Ein Unmögliches Ding und für mich unfassbar. Ich grüße alle HUWILISTEN, die das Schicksal getroffen hat. Das Schicksal hat es nicht gut gemeint mit Euch. Wie konnte so etwas nur geschehen?

  • Angie B.
    December 16, 2011 um 4:55 pm

    Ich frage mich auch, wer in den Jahren, als der Betrieb noch "lief", die Umweltschutzauflagen für derlei Betriebe überwacht hat und ob dies alles ordnungsgemäß ablief! Was ist denn eigentlich mit Schwermetallen und cyanidischen Abfällenund Rückständen, die in derlei Betrieben anfallen? Finden die sich vlt. auch noch im Boden?

  • Herbert H.
    December 8, 2011 um 9:05 pm

    Würde mich nicht wundern wenn Huwil (Titus) bald pleite ist.

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