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König in Jeans

Von Nicolas Ottersbach | | Wirtschaft/Politik

Er ist der Ruppichterother "Palettenkönig", obwohl er es eigentlich gar nicht sein möchte. Ralf Helbing vertreibt seit mehr als zwei Jahrzehnten Verpackungs- und Transportmaterialien. Paletten sind dabei nur noch ein kleiner Teil des Geschäftsfeldes von "Helbing Packing Systems", über 1000 Produkte sind im Programm. Plastiktütchen, die der 47-Jährige an das Bundeskriminalamt verkauft, landeten sogar schon in Fernsehen und Zeitung. Foto: Firmengründer Ralf Helbing

Kurzärmeliges Hemd, Jeans, die Zigarette im Anschlag. Den Melder der freiwilligen Feuerwehr an den Gürtel geklemmt. Wie ein König sieht Ralf Helbing nicht aus. Und trotzdem herrscht er über ein riesiges Verpackungs-Reich, lebt darin. Im Wohnhaus ist das Büro, neben der Kinderschaukel laden die Lkw ihre Waren ab. Hier in Junkersaurenbach fing die Erfolgsgeschichte des "Palettenkönigs" vor über 20 Jahren an.

Bei der Tischlerei Bestgen in Ruppichteroth machte der junge Ralf Helbing die Ausbildung zum Schreiner. Er montiert Küchen und geht später in den Messebau. Ein kaufmännisches Händchen hatte er schon immer, deshalb wechselt er in die Versandabteilung eines Kunststofffertigungsbetriebs in Waldbröl. Dort kommt ihm 1989 die Idee, weggeworfene Einweg-Paletten der Firma zu reparieren und wieder zu verkaufen. Zu Hause richtet er sich eine kleine Werkstatt mit Lager ein. Der Feierabend ist stets verplant: "Nach acht Stunden Arbeit fing ich an, Paletten zusammen zu nageln", erzählt Helbing.

Zwei Jahre später macht er sich selbstständig und bringt den ersten Katalog auf den Markt. In einer einfachen Klarsichtfolie, vier Seiten dünn, beidseitig kopiert mit einer kleinen Preisliste. Das Geschäft läuft so gut, dass er 1993 die erste Mitarbeiterin für das Büro einstellt. Von da an wächst das Unternehmen stetig, neue Produkte kommen hinzu. Leichte Transportplatten aus Wellpappe oder Gitterboxen, die in allen Größen und Variationen auf die Paletten gesteckt werden. "Ich besorge immer das, was der Kunde nachfragt", lautet sein Erfolgsrezept. Mit Schnelligkeit und Service könne man eben auch bei Großabnehmern punkten, die 90 Prozent seiner Kundschaft ausmachen.

Diese Strategie bescherte dem Unternehmen mit neun Angestellten in den vergangenen Jahren siebenstellige Umsätze. Tendenz: steigend. Im Lager, das parallel dazu immer größer wurde, liegen heute ständig 10.000 Paletten. Dazu kommen noch tausende Ladungsträger, die sich gerade auf Lastwagen befinden. Abermillionen Plastikbeutel mit Druckverschluss liefert Helbing jedes Jahr aus. Foto: Lager mit Gitterboxen

Die brachten den Verpackungsspezialisten schon öfter in Zeitung und Fernsehen. Denn einer der Kunden ist das Bundeskriminalamt, die Beamten sichern in den Plastikbeuteln Beweismittel an Tatorten. Oder tüten Drogenfunde ein, wie zuletzt im Sommer 2010. Auf jeder Tüte und somit jeder Aufnahme vorne drauf: das Logo von Helbing Packing Systems. "Das macht uns dann schon stolz", sagt Helbing.

Eine Nische im scheinbar gesättigten Markt findet Helbing immer. Kürzlich mit seinem ersten Patent: der Drahtbügeltasche für Euro-Paletten. Sie wird mit einem steifen Draht an die Palette gehangen, in die Klarsichthülle dann ein Blatt eingesteckt. Das dient zur Kennzeichnung. Die Folie ist nicht glatt, sondern gewellt wie Orangenhaut. Dadurch spiegelt sie nicht. Bis vergangenes Jahr gab es keinen Anbieter, seit Jahresanfang verkauft Helbing immer größere Stückzahlen. Auf die Idee kam er, als es Ärger über die herkömmlichen Drahtbügeltaschen im eigenen Lager gab. Sie passten einfach nicht an die Euro-Paletten. Den Prototyp bastelte Helbing kurzerhand aus Schweißdraht, dann ließ er die "Helbing-Kennzeichnungstasche" in verschiedenen Formaten in Deutschland patentieren und in Fernost produzieren. Foto: Die Drahtbügeltasche für Euro-Paletten

Das Geschäft ist groß, Ralf Helbings Tätigkeiten sind aber fast gleich geblieben. "Es eine schöne Abwechslung vom Schreibkram, im Lager mit anzupacken, wenn Not am Mann ist", sagt er. Dann nagelt und repariert der Geschäftsführer selbst. Eines bleibt immer Chefsache: Die Musterpakete für seine Kunden stellt er persönlich zusammen.

Surftipp: www.helbing-gmbh.de

Kommentare

  • Uwe Stommel
    October 7, 2011 um 5:55 pm

    Hallo Ralf, wie die Zeit vergeht! Ich kann mich noch gut an die Anfangszeit erinnern! Du kannst STOLZ auf das sein was Du erreicht hast! HUT AB! Ich wünsche Dir, Deiner Familie, Deinen Mitarbeitern weiterhin viel Erfolg und vor allem beste GESUNDHEIT!

     

    Liebe Grüße

    Uwe

     

    PS: Sei froh, das man dich "Palettenkönig" nennt - stell dir vor, du hättest damals eine Gyrosbude in Griechenland eröffnet :-)

  • Wolfgang Steimel
    October 7, 2011 um 11:34 am

    Nur zur Info, in JUNKERSAURENBACH gab es Junker und keine Könige ....schmunzel, schmunzel

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