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"Luther" läutet in Dis

Von Nicolas Ottersbach | | Magazin

Sie heißt "Luther", wiegt stolze 150 Kilogramm, ist evangelisch, kommt aus Herten und ist erst 31 Jahre jung. Die Dorfgemeinschaften von Hodgeroth, Bölkum und Stranzenbach haben eine neue Glocke. Vergangene Woche holte sie eine kleine Delegation aus dem Ruhrgebiet ins Bröltal. Die ursprüngliche Glocke des Turms war Anfang März gestohlen und Ende Mai zerstört in einem Waldstück nahe Velken gefunden worden. Zu Silvester soll "Luther" das erste Mal erklingen.

Der WDR sendet am Dienstag, 24. September, um 19:30 Uhr in der Lokalzeit Bonn einen Bericht über die Dorfglocke. Danach ist er sieben Tage in der Mediathek verfügbar.

Mit der Tonart Dis ist die neue Glocke etwas heller als die alte. "Die klingt sogar besser, richtig klar, einfach schön", lautete Ernst-Friedel Sixters Urteil. Er durfte "Luther" als erster nach der Ankunft in Hodgeroth läuten. Da hing sie noch am Seil und wurde gerade von Heinz-Otto Fuchs mit dem Trecker eingelagert. Jetzt steht sie gut behütet neben der Vorgängerin. Von ihr sind nur noch gut zwei Drittel übrig. Die Diebe hatten ein großes Stück herausgesägt und den Rest in einem Waldstück versteckt. Das Trümmerteil ist noch immer verschollen.

Der Schock saß tief, als Passanten der Diebstahl der Glocke von 1792 auffiel. Über Nacht hatten die Täter sie an der Aufhängung abgesägt und drei Meter tief auf das Feld krachen lassen. Die Ermittlungen der Polizei liefen zunächst ins Leere. Bundesweit berichteten Medien über den dreisten Glockendiebstahl. Dann entdeckten Spaziergänger drei Monate später die Trümmer unter Ästen. Durch einen Hinweis aus der Bevölkerung bekam die Polizei eine heiße Spur und nahm die Untersuchungen wieder auf. Am Ende wurden die Ermittlungen wegen der geringen Aussicht auf Erfolg eingestellt.

In den vergangenen Monaten hatte Fuchs sich an vielen Stellen erkundigt. Er fand einen Glockenspezialisten, der das über 200 Jahre alte Geläut vermutlich hätte reparieren können. Allerdings nur für viel Geld. Im Internet stieß er auf die evangelische Gustav-Adolf-Kirchengemeinde im Ort Langebochum-Scherlebeck, der zur Stadt Herten gehört. Dort wurde die erst 1983 gebaute Kirche wegen Baufälligkeit abgerissen. Die drei Glocken, eine große und zwei kleine, 60 und 80 Kilogramm schwer, standen zum Verkauf.

"Das war ganz schön schwierig, in Verhandlungen zu treten", erzählt Fuchs. Denn die Protestanten aus Herten waren misstrauisch und wollten ihre Glocken in gute Hände abgeben. Als dann der Pfarrer Hans-Wilhelm Neuhaus aus Ruppichteroth die guten Absichten der Dorfgemeinschaften bestätigte, stand dem Kauf nichts mehr im Weg.

Für 800 Euro wechselte die Luther-Glocke den Besitzer. "Leisten konnten sich die Dorfgemeinschaften nur durch die finanzielle Unterstützung von Kreissparkassenstiftung und Raiffeisenbank", sagte Rödder. Von der Spenden ist sogar noch einiges übrig geblieben, dass in Sicherheitsmaßnahmen und die Gestaltung des Geländes gesteckt werden soll. In Zukunft wird der Glocke durch schwere Eisenstäbe an den Öffnungen des Turmes geschützt. Zusätzlich hat der Wasserleitungsverein aus Bölkum, der vor kurzem aufgelöst wurde, angrenzende Grundstücke den Dorfgemeinschaften vermacht. Foto: An Seilen schwebt die neue Glocke ins vorläufige Lager.

"Am längsten wird die Erneuerung der Technik dauern, die im ehemaligen Pumpenhaus untergebracht werden soll", sagt Fuchs. Für das Frühjahr 2014 ist eine große Feier samt Einweihung geplant. Dann wird es wahrscheinlich auch ein Denkmal geben: Die alte, zerstörte Glocke soll auf der Spitze des Turms thronen.

Kommentare

  • Sabine Fuchs
    September 25, 2013 um 10:54 pm

    Toller Artikel, jno! :)

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