Auf dem Gelände der ehemaligen Praxis Dr. Pach an der Ruppichterother Brölstraße beginnt die VR-Bank Rhein-Sieg für drei Millionen Euro eine neue Filiale mit Wohn- und Gewerbeeinheiten zu bauen. Fotos: Grundsteinlegung der neuen Filiale und Entwürfe [Nicolas Ottersbach/Hülck]
Auf rund 1000 Quadratmetern Nutzfläche werden die Bankfiliale im Erdgeschoss, drei Geschäftsräume und acht Wohnungen zwischen 65 und 95 Quadratmetern entstehen. Die Filiale bildet den Haupteingang zur Brölstraße hin, im rückwärtigen Bereich gibt es Platz für ein weiteres Geschäft. Die erste Mieterin für den ersten Stock steht bereits fest: Die Ärztin Gudrun Herlach wird dort mit ihrer Praxis, die bisher nur wenige Hundert Meter entfernt ist, einziehen. Dort ist auch Platz für eine weitere Arztpraxis. In der zweiten Etage und im Dachgeschoss kommen die Wohnungen unter. Im Untergeschoss gibt es eine Tiefgarage. Bis zum Frühjahr 2019 soll der Bau im Ruppichterother Zentrum bezugsfertig sein.
Für Kreditinstitute ist der Neubau einer Filiale im ländlichen Bereich ungewöhnlich, da das Filialnetz meist ausgedünnt wird - so wie es die Kreissparkasse Köln bereits vor einigen Jahren in Schönenberg getan hat. Die Rechnung der VR-Bank ist einfach: Mit der Kombination aus Wohn- und Geschäftsräumen wird das Gebäude auf lange Sicht rentabler und flexibler einsetzbar. "Früher kamen die Kunden zweimal die Woche, um Kontoauszüge zu holen. Diese Zeiten sind vorbei. Aber solange genug Kunden in unsere Filialen kommen, werden sie bestehen bleiben", sagte Bankvorstand Ralf Löbach bei der Grundsteinlegung am Donnerstag. Derzeit seien keine Schließungen geplant.
Deutschlandweit schließen Bankfilialen
Seit der Jahrtausendwende hat Deutschlands Bankenmarkt laut einer KfW-Studie fast 10.200 der damals noch gut 38.000 Standorte verloren. "Behalten die Banken das aktuelle Rückbautempo bei, dann würden im Jahr 2035 gut die Hälfte der zu Jahrtausendwende existierenden Filialen geschlossen sein", sagt KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner voraus. Speziell für mittelständische Unternehmenskunden, die beratungsintensive Finanzierungen nachfragten, bleibe die Nähe zum Bankberater jedoch wichtig.
Ein wesentlicher Treiber der Entwicklung ist den Angaben zufolge die Digitalisierung: Innovative Technologien, neue Wettbewerber und veränderte Kundenwünsche erzeugten Anpassungsdruck - weg vom Filialnetz, hin zu Onlineangeboten. Hinzu kämen Kostendruck und der Abbau von Überkapazitäten, zum Beispiel in Regionen mit starkem Bevölkerungsrückgang.
"Die alte Filiale in Ruppichteroth war zu groß für unsere Bedürfnisse, eine neue alleinstehende Filiale wäre zu klein gewesen", erklärte Ralf Löbach. Mit dem Neubau halte man sich alle Optionen offen. So könne die Bank im Erdgeschoss, das eine weitere vermietbare Geschäftsfläche enthält, expandieren. Das Personal, das derzeit in der Filiale arbeitet, werde auch am neuen Standort tätig sein. "Die Beratung vor Ort bleibt für uns wichtig."
Abriss unvermeidbar
Architekt Hubert Hülck hat sich bei seinem Entwurf am abgerissenen Bauwerk orientiert. "Die vielen verschiedenen Giebel werden sich in der Dachkonstruktion wiederfinden", sagte er. Allerdings werde es rundherum Balkone geben. Der Abriss, der aus der Bürgerschaft kritisiert wurde, sei nicht zu vermeiden gewesen: "Bei den Abbrucharbeiten stellte sich heraus, wie schlecht der Zustand des Holzständerbauwerks war." Zudem gab es keinerlei Brandschutz, die Räume seien für Rollstuhlfahrer nicht erreichbar gewesen. "Der Neubau wird dagegen einen Aufzug haben", so Hülck.
Die Preise für die Wohnungen sollen bei acht Euro Kaltmiete pro Quadratmeter liegen. "Die Nebenkosten werden gering ausfallen, da Erdwärme genutzt wird", so Löbach.
Das Gebäude der alten Filiale werden die Gemeindewerke Ruppichteroth beziehen. Bisher sind die Geschäftsräume der jungen GmbH von Rolf Hänscheid nur im ersten Stock untergebracht, Anfang 2019 soll dann auch das Erdgeschoss gemietet werden.
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