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Dreiste Diebe klauten Dorfglocke

Von Nicolas Ottersbach | | Blaulicht

Plötzlich läutete es nicht mehr: Unbekannte haben in der Nacht auf Mittwoch die über 200 Jahre alte Glocke der Dörfer Bölkum, Hodgeroth und Stranzenbach gestohlen. Die Diebe sägten die Aufhängung des 150-Kilogramm-Ungetüms im drei Meter hohen Turm ab und ließen die Glocke einfach auf das Feld krachen. Wer Hinweise zu den Tätern hat, kann sich bei der Polizei unter 02241/5413421 melden.

1979 weihten die drei Dörfer den Glockenturm ein, der am oberen Verbindungsweg zwischen Hodgeroth und Bölkum steht. Das Geläut ist noch viel älter: 1792 wurde es für die evangelische Kirche in Ruppichteroth gegossen. Als die 1891 neue Glocken bekam, wurden die alten ausgemustert. Die kleinere übernahm der damalige Glockengießer als Anrechnung, die drei Dorfgemeinschaften kauften die größere für 250 Mark und hingen sie in einem selbstgebauten Turm auf.

Von da an läutete sie jeden Tag um 7, 12 und 19 Uhr. Jede Familie stellte wöchentlich wechselnd den Glöckner. Als gegen Ende des ersten Weltkriegs die meisten Glocken vom Staat eingezogen wurden, um sie für Kanonen einzuschmelzen, legte man auch die Drei-Dörfer-Glocke still. Das überstand sie aber. Foto: Die gestohlene Glocke von 1792 (Privat)

Nach dem Krieg war der Turm so morsch, dass nur noch zu Beerdigungen eines Dorfmitglieds geläutet wurde. Mit der Vorahnung, dass auch im zweiten Weltkrieg die Glocken eingeschmolzen werden könnten, versteckten sie die Dorfbewohner bis Kriegsende. Zum vorerst letzten Mal läutete sie 1962, aber nicht mehr im mittlerweile verfallenen Glockenturm, sondern über einem neuerbauten Futtersilo. Erst nach dem Turmneubau 1979 wurde das Morgen-, Mittag- und Abendgeläut wieder eingeführt. Sogar vollautomatisch, mit einem elektrischen Motor. Foto: Glockenturmbau 1978 (Privat)

"Das ist einfach ein Unding", sagt Wilfried Rödder aus Hodgeroth. Die drei Dörfer hatten den Turm erst vor wenigen Jahren restaurieren lassen, regelmäßig pflegten sie Gelände und Mechanik. "Es ist unwahrscheinlich, dass sie wieder auftaucht", so Rödder. Trotzdem habe man die Hoffnung nicht verloren. Auch die Fernsehsender WDR und Sat1 berichteten über den dreisten Diebstahl.

Die Glocke hat die Inschrift "Michael Stoky zu Dattenfeld hat mich gegossen 1792 / J. W. Bickenbach luterischer ev. Pastor zu Ruppichteroth / Johannes Henericus Schmit Kirchmeister u. / Charlotte Bickenbach Eheleute". Der Durchmesser beträgt rund 80 Zentimeter, auffällig ist eine abgebrochene Stelle am Rand.

Kommentare

  • Bernhard Amann
    March 7, 2013 um 5:34 pm

    Es kann der frömmste nicht in Frieden leben, wenn es einem kriminellen Gesockse nicht gefällt (frei nach F.v. Schiller). Möge denen der Erlös, in Form von einigen Joint's, im Hals stecken bleiben und selbst daran jämmerlich zu Grunde gehen.

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