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Gefangen in Schwindel erregender Höhe

Von Nicolas Ottersbach | | Blaulicht

"Das war wie in einem Bergfilm", sagt Karl-Heinz Nagel. Für ihn und seine 42-köpfige Reisegruppe aus Ruppichteroth wurde ein Horrorszenario Realität. In einer Seilbahn in Mayrhofen hingen die Ruppichterother vergangenen Donnerstag fest, ein starker Sturm hatte einen Baukran umgerissen und in die Seile stürzen lassen. Als die Gondeln ruckartig stoppten, waren insgesamt 20 Passagiere in der Penkenbahn unterwegs, neun davon aus Ruppichteroth. Fotos: René Nagel

"Ich war schon unten im Tal und lief sofort zur Kassiererin", erzählt Nagel, der seit 19 Jahren die Reise zum Prosserhof in Tirol organisiert. Man erklärte ihm die Lage mit einem Föhnwind, weswegen die Bahn routinemäßig für eine halbe Stunde habe stoppen müssen. Kurz darauf traf schon ein Notarzt ein und sprang Karl-Heinz Nagel förmlich in die Arme. "Er schaute auf meinen DRK-Kugelschreiber in der Hemdtasche und fragte, ob ich ein Kollege sei", sagt Nagel. "So ein bisschen", lautete seine Antwort. Für Nagel, der schon jahrzentelang ehrenamtlich für das Deutsche Rote Kreuz tätig ist, war klar: Hier muss Schlimmeres passiert sein.

Seine Erfahrung gab dem 73-Jährigen recht, im nächsten Moment wurde Katastrophenalarm ausgerufen. Mit dem Notarzt eilte er zu der Gondel, die von dem Kranausleger nur knapp verfehlt wurde. Eine Drehleiter der Feuerwehr holte die Passagiere aus rund 30 Metern Höhe auf den Boden zurück, darunter auch eine Mutter mit einem Säugling. "Wir kümmerten uns dann um sie", sagt Karl-Heinz Nagel. Währenddessen machten sich Höhenretter der Bergwacht für ein riskantes und bisher einzigartiges Manöver bereit. Der Wind war nur leicht abgeklungen, trotzdem entschieden sich die Retter für den Einsatz mit einem Hubschrauber. "Wir waren richtig am Zittern", erzählt die Ruppichterotherin Inge Hahn, die von der Talstation aus alles beobachten konnte. Gondel für Gondel flogen die Retter ab und brachten die Menschen an einem Seil hängend in Sicherheit. Höhenkletterer mussten dafür über die Drahtseile balancieren, um die Gondeln zu entriegeln und den Passagieren die Gurte anzulegen.

Den Neun Ruppichterothern blieb der Flug mit dem Hubschrauber erspart. Eine Gruppe konnte noch in der Bergstation die Gondel verlassen. Die andere, in der auch Karl-Heinz Nagels Enkel René war, wurde aus 15 Metern Höhe abgeseilt.

Trotz aller Strapazen in der prallen Sonne blieben alle Passagiere unverletzt. Auch der zünftige Tiroler Abend, der zum Abschied geplant war, konnte stattfinden. Am Samstag kam die Reisegrupppe dann wieder in bester Verfassung in Hambuchen an. "Das war ein echtes Abenteuer, dass zum Glück glimpflich ausgegangen ist", sagt Nagel. Im nächsten Jahr soll es wieder nach Tirol gehen. Und etwas Gutes könnte der Vorfall dann doch gehabt haben: Beim Bröltaler Familiensonntag am 20. Juni und Blutspenden in der Ruppichterother Grundschule am 24. Juni wird Karl-Heinz Nagel als Bereitschaftsleiter des DRK Ruppichteroth viel zu erzählen haben, was vielleicht ein paar Besucher und Blutspender mehr lockt.

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