Die Gemeinde Ruppichteroth baut eine neue Wohncontaineranlage am Hallenbad, in der Geflüchtete untergebracht werden sollen. Bis zu den Sommermonaten soll sie fertig sein, wie Bürgermeister Mario Loskill erklärt. "Wir beginnen bald mit den Tiefbauarbeiten", sagt er. Der Bau ist schon lange nötig: Seit knapp zwei Jahren ist die Turnhalle in Schönenberg ein Übergangsheim, weil es nicht genügend Wohnraum in der Kommune gibt, um Flüchtlinge unterzubringen. Mit der Containeranlage soll sich diese Situation entspannen. Foto: Am Bröltal-Bad soll eine Wohnanlage für Geflüchtete entstheen [Nicolas Ottersbach]
Derzeit leben 171 Geflüchtete in der Gemeinde in neun kommunalen und in neun angemieteten Objekten. So hatte die Verwaltung in den vergangenen Jahren auch Einfamilienhäuser gekauft und umgebaut, um dort Menschen wohnen lassen zu können. "Viele, der uns vom Land NRW zugewiesenen geflüchteten Menschen, sind privat untergebracht. Doch das Angebot an privaten Unterkünften ist ausgeschöpft", sagt Loskill. Derzeit seien 25 Plätze frei - ein vergleichsweise hohe Zahl, die trügt. Denn zum einen sind die Wohnräume nicht immer den Bedürfnissen entsprechend, beispielsweise wenn eine große Familie ankommt und nur kleinere Räume frei sind. Zum anderen steigen derzeit wieder die Zuweisungen an, wodurch man nicht weiß, wie lange noch genügend Wohnungen und Zimmer vorhanden sind. "Wir bekommen im Schnitt jede Woche eine Zuweisung", so Loskill. Allerdings würden auch immer wieder Geflüchtete die Gemeinde verlassen. Momentan kämen die meisten aus Krisengebieten des Nahen Ostens, wie Syrien und dem Irak.
Platz für 36 Menschen
In der Containeranlage, die ähnlich wie die Bauten der Gemeinde Nümbrecht nahe Berkenroth an der B478 über Schlaf-, Sanitär- und Gesellschaftsräume verfügen soll, können bis zu 36 Menschen leben, sowohl Familien als auch Einzelpersonen. "Das würde die Lage in Ruppichteroth entspannen", so Loskill. Die Gemeinde setzt über den Internationalen Bund West gGmbH, Köln, aktuell zwei teilzeit-beschäftigte Sozialarbeiter ein, die auch die Flüchtlinge in der Wohncontaineranlage mit betreuen werden. Darüber hinaus werden regelmäßig Mitarbeiter des Hausmeisterpools vor Ort sein. Ziel sei es, die Turnhalle an der Grundschule in Schönenberg, die seit Juni 2022 eine Flüchtlingsunterkunft ist, wieder für den Schul- und Vereinssport zugänglich zu machen. Dort sind aktuell 22 der 36 Plätze belegt.
Geplant war die Wohnanlage schon länger. Allerdings taten sich Rat und Gemeinde schwer, einen Platz zu finden. Vier gemeindeeigene Standorte standen zur Auswahl, weil dort keine Pacht gezahlt werden musste und auch der Tiefbau kostengünstig durch den eigenen Bauhof erledigt werden konnte. "Die Standorte „Huppach/Im Auelsfeld“, „Schönblick“ und „Schulstraße“ (Stellfläche Weihnachts-marktbuden/Tennisplatz) wurden geprüft. Sie stellten sich bei genauer Prüfung als weniger geeignet heraus. Bei der Prüfung der Geeignetheit der Standorte wurden insbesondere die Punkte „Erweiterung“ und „Herrichtungskosten“ berücksichtigt", so Loskill. Zuletzt hatte die klamme Haushaltslage den Bau verzögert.
Maximal bis 2030 nutzbar
Die Tiefbauarbeiten zur Errichtung der Wohncontaineranlage sollen Ende März beginnen und mehrere Wochen andauern. Das Aufstellen der Wohncontainer selbst richtet sich nach den aktuellen Lieferzeiten. Die Verwaltung geht aktuell davon aus, dass die Anlage Mitte des Jahres 2024 geliefert werden wird. Wie lange sie stehen bleiben wird, ist ebenfalls unklar. Die aktuelle Baugenehmigung gelte für zwei Jahre und könne, je nach Gegebenheiten und Bedarf, bis maximal Ende des Jahres 2030 verlängert werden.
Was der Bau die Gemeinde genau kosten wird, steht noch nicht fest. Zum einen wisse man die genauen Preise erst nach der Ausschreibung. Zum anderen kan es noch Förderungen vom Bund geben. "Ob und wie viel durch das Land oder den Bund in Form von finanziellen Zuweisungen aufgefangen wird, kann derzeit nicht prognostiziert werden", sagt Loskill. Für das Jahr 2024 liegt aber bereits ein Festsetzungs- und Bewilligungsbescheid in Höhe von knapp 340.000 Euro vor. "Das wird einen Teil der Kosten für die Wohncontaineranlage decken." Die Kosten für den Tiefbau werden durch eine weitere Pauschalzuweisung von Bund und Land gedeckt werden können, so Loskill.
"Zeichen der Menschlichkeit"
Nicht nur die Kommune, auch der Gemeinderat trägt die Entscheidung mit, den Anlage am Bröltal-Bad zu bauen. "Unsere Gemeinde hat die Aufgabe, diesen Menschen ein vorübergehendes Zuhause zu geben. Das ist unsere gesetzlich festgeschriebene Pflicht, aber auch ein Zeichen von Menschlichkeit", heißt es in einem öffentlichen Brief des Bürgermeisters, den bis auf das "Bündnis Soziale Gerechtigkeit" auch die Fraktionen unterschrieben haben. "Es ist dem Rat, der Verwaltung und dem Bürgermeister wichtig, dass Sie nachvollziehen können, warum diese Maßnahme notwendig ist und wie wir gemeinsam dafür sorgen können, dass sie gut funktioniert." Deshalb hat man häufig gestellte Fragen und Antworten aufgeschrieben, die auf der Webseite der Gemeinde Ruppichteroth unter www.ruppichteroth.de ab sofort veröffentlicht sind.
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