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Geschäfte machte man im Wohnzimmer

Von Nicolas Ottersbach | | Magazin

Wer vor über hundert Jahren Geld brauchte, musste zum Pastor oder Kirchenvorstand gehen. Meist reichte deren Vermögen aber nur für einige wenige. Und Geldverleiher verlangten bis zu 25 Prozent Zinsen. Seit 1880 gab es deshalb in Winterscheid eine Dahrlehnskasse. "Das war ein Wohltätigkeitsverein für die ärmliche Landbevölkerung", sagt Peter Knecht, der darüber einen Bericht im Winterscheider Heimat-Jahrbuch geschrieben hat. Die 14. Ausgabe mit vielen Geschichten und Bildern gibt es jetzt zu kaufen. Foto: Lagerhaus der Darlehnskasse in Winterscheid 1955 (Privat)

Bis in die 50er Jahre war der Geschäftsraum der Darlehnskasse noch im Wohnzimmer des Geschäftsführers. Das änderte sich erst, als Paul Hupperich einen Lagerraum errichten ließ. Wollte jemand ein Haus bauen, überschlug Hupperich das benötigte Baumaterial und gab Ratschläge. Das sprach sich schnell rum: Viele junge Leute kamen und baten um Geld. Das macht Hupperich nicht mit: "Wat heste dann bes jezz fedig bräht?", fragte er beharrlich und fügte hinzu: "Doch nüs, on dann wohlste op eemol suvell Jeld zurückbezahle konne?" Das bewahrte wohl so manchen vor der Schuldenfalle. 1972 schlossen sich Darlehnskasse und Raiffeisenbank Much-Ruppichteroth zusammen.

 

Von ihrem Mann und Rennfahrer Karl Mücher, der in den 50 Jahren bei vielen Motorsportveranstaltungen mitfuhr, erzählt die inzwischen verstorbene Elisabeth Mücher. Einmal riss der Gasgriff ab, mit einer Hand an der Gaszufuhr des Motors und der anderen am Lenker brachte er das alte NSU-Motorrad trotzdem ins Ziel.

 

 

Dass Winterscheid "ein Dorf von Verwandten" war, stellte der 2009 verstorbene Paul Reuter fest. Schon vor zehn Jahren hatte er sich mit der Winterscheider Ahnenforschung beschäftigt, aber erst jetzt tauchte sein Artikel wieder auf und konnte fertiggestellt werden. In einem Hochzeitsfoto von 1932 standen 14 Hupperichs, zehn Trosts und neun Walterscheids zusammen. Fast völlig isoliert von der Außenwelt, waren bis 1951 die einzigen Verkehrsanbindungen die Brölbahn im Bröltal und die Eisenbahn an der Sieg. Die Familien blieben unter sich, auf der Kirmes oder durch die Maiclubs lernten sich Mann und Frau kennen.

 

Das Heimat-Jahrbuch 2011 mit insgesamt elf Aufsätzen und vielen alten Bildern auf 68 Seiten gibt es in der Raiffeisenbank, Kreissparkasse und Claudias Backshop in Winterscheid und im Rathaus für sieben Euro.

 

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