Ende, Aus, vorbei die Industriegeschichte von Huwil in Ruppichteroth. Die letzten Gebäudeteile wurden in den vergangenen Tagen von riesigen Baggern niedergerissen, auf dem Gelände türmen sich die Schutthaufen. Wer jetzt zur Döörper Weihnacht kommt und seit einem Jahr nicht mehr in der Bröltalgemeinde war, wird den Ortsausgang nicht wiedererkennen. Doch vieles der Historie bleibt im Verborgenen erhalten.
Seit Ende Juli waren die Bauarbeiter damit beschäftigt, die Überbleibsel des 2006 insolvent gegangen Beschlägeherstellers wegzuräumen. Bis dahin musste der Investor Schoofs aus Kevelaer warten, weil der Rhein-Sieg-Kreis Auflagen wegen des Naturschutzes gemacht hatte. Den Zeitplan hatte man zu dieser Zeit bereits genau vorgegeben, bis Anfang Dezember sollten alle Gebäude weichen. Obwohl man nicht wusste, welche Umweltbelastungen genau auf dem etwa 40.000 Quadratmeter großen Areal schlummerten.
Nachdem zunächst Einrichtungsgegenstände und teilweise mit Asbest verseuchte Baumaterialien herausgeräumt worden waren, fraßen sich die Bagger von der Bröl Richtung Brölstraße. Nur wenige Tage dauert es, bis die erste Werkstatthalle fiel. Mittendrin blieb stets die Sheddach-Fassade stehen, die an der Außenwand des neuen Einkaufszentrum in Teilen wieder angebracht werden soll. Bis sie letztlich auch umfiel. Die Steine landeten allerdings nicht bei den rund 10.000 Kubikmetern Schutt, sondern auf einem separaten Haufen. Dort putzten sie eine Hand voll polnischer Hilfsarbeiter wochenlang und befreiten sie mit Hämmern vom alten Mörtel. Foto: Das Huwil-Gelände am 4. November (Marcel Krey)
Die Produktionshallen gingen nieder, als die meterdicken Betonstützen einfach herausgebrochen wurden. Vorher demontierten einige Helfer Fenster und Türen, die nun im Tanzcafé Berghof eingebaut sind. Es folgte das alte Fachwerkhaus, dass mehr als ein Jahrhundert die Straße zierte. Der zuletzt gebaute und von vielen Ruppichterothern verschmähte Hochregallager, schaffte es am längsten zu widerstehen. Es wird in Teilen wieder einen Platz im Dorf finden. Mike Vorländer vom gleichnamigen Autohaus verkleidet mit den Aluminium-Platten sein Lager. Dafür stieg er selbst in den Montagekorb und schraubte jede Platte einzeln ab. Er ist nun auch Besitzer des blechernen und markanten Huwil-Schriftzugs.
Bevor der Neubau des Einkaufszentrums beginnen kann, muss der vor allem durch die Galvanik belastete Boden ausgebaggert werden. An den tiefsten Stellen werden die Löcher drei Meter betragen. Das Grundwasser wird schon seit Beginn der Abbrucharbeiten gereinigt. Ein Spezialfirma wälzt dafür den kompletten unterirdischen Wasserspeicher um und reinigt ihn mit Filteranlagen.
Während der Erdaushub auf einer Sonderdeponie landet, werden die jetzigen Schuttberge geschreddert. Damit soll das Gelände um etwa anderthalb Meter angehoben werden. So spart sich der Investor nicht nur Entsorgungskosten, sondern schützt das künftige Huwil-Center auch vor Bröl-Hochwasser. Bis Juni 2015 soll es stehen.
Kommentare
Hartmut Hoeffgen
December 5, 2014 um 6:18 pm
Wer kann sich da hereindenken der wie ich fast 50 Jahre dort, bis auf die letzten Jahre, jeden Tag gerne zur Arbeit ging. Seit einigen Wochen versuche ich meinen Frust nun zu verdraengen und bin bald froh wenn man nichts mehr von dieser Firma die, wie ich als Insider weiss, nicht sterben brauchte, nichts mehr sichtbar sein wird.
Damit der Nachwelt etwas erhalten bleibt, habe ich, als Manager die keine Beziehung zu diesem Traditionsunternehmen hatten ,diverse Unterlagen, Fotos usw. z.B. auch die erste Bilanz aus 1899, oder die Reisebuecher von Hugo Willach gluecklicherweise gefunden und unserem Gemeindearchiv uebergeben. Es ist also nicht alles verloren.
Hartmut Hoeffgen