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Nicht gerade der "Jan-Ullrich-Typ"

Von Christina Ottersbach | | Magazin

Von Oberlückerath in die große, weite Welt - respektive bis zum Bodensee, diesen Jugendtraum erfüllte sich im vergangenen Jahr Helga Franken. Die 63-Jährige fasste alle Courage, diesen Traum zu realisieren. Nicht etwa bequem mit Bus, Bahn oder Auto, sondern mit einem ganz normalen Fahrrad.  "Viele hielten mich für durchgeknallt und verrückt, diese Tour auf meine alten Tage noch zu wagen", sagt sie. "Andere, denen ich davon erzählte, meinten, ich würde sie auf den Arm nehmen."

Es war ihr Ernst! Zwar hatte sie diesen Traum schon lange vor sich hergeschoben "eigentlich viel zu lange", wie sie beteuert , "aber es ist nie zu spät." Die Heirat kam dazwischen, dann die Kinder, der Bauernhof, die Arbeit, und, und, und. Nie schien der richtige Zeitpunkt für ihre Tour zu sein. "Da ich zunehmend meinen körperlichen Verfall beobachten musste, habe ich ab Januar 2009 jedem der es hören wollte - oder auch nicht - gesagt, dass ich im Sommer mit meinem Rädchen an den Bodensee fahren würde", so Franken. Lachend fügt sie hinzu: "Mit 63 Jahren und 83 Kilo Lebendgewicht verkörpere ich ja nicht gerade den Jan-Ullrich-Typ."

Ab April begann sie mit den Vorbereitungen für den Tramp mit dem Rad. "Mein größtes Problem war, dass sich der Fahrradsattel und mein Po überhaupt nicht mochten." So probierte sie alles aus, vom Rennsattel bis zum Komfort-Gel-Sattel, der ein Stück Sofa-Gefühl versprach. Ausgestattet mit Fahrradtaschen, Tacho, dem heiligen Christopherus und einem Schutzengel startete sie am 16. Juli ihre Abenteuerreise um am 24. Juli 2009, nach 851 mit dem Rad gefahrenen Kilometern, ihre Füße im Bodensee zu baden. "Geholfen haben mir sicherlich auch die Fahrradkarten, die mein Sohn Björn mir besorgt hat, mein Ziel nicht zu verfehlen." Aber, sie habe auch festgestellt, selbst wenn man die besten Landkarten habe, so schleichen sich unweigerlich Kilometer ein, die nicht hätten sein müssen. "Manchmal sind die Streckenschilder so klein, so verwirrend, dass man leicht einen Umweg macht."

Im Nachhinein habe sie sich eigentlich viel zu schlecht auf die Radtour vorbereitet. Sie startete ohne Profikleidung, hatte die Satteltaschen voll bepackt und ihr stylisches Regencape war für alles andere geeignet, nur nicht für den Fahrradmarathon. "Wenn ein Unwetter kam und ich mir das Cape überstreifte, so wallte ich wie der fliegende Holländer durch die Gegend."

Trotz aller Widrigkeiten, Helga Franken hat ihren Jugendtraum erfüllt. Ihre Augen strahlen, wenn sie durch das Fotoalbum blättert und in der Erinnerung ihrer Reise schwelgt. "Dass ich darüber erzähle, möchte ich nicht als Selbstbeweihräucherung oder Selbstverherrlichung verstanden wissen", erläutert sie nachdrücklich. ?Ich möchte jedem sagen, egal wie verrückt die Idee oder das Vorhaben, was man hat auch scheint, egal, wie alt man ist, man soll es einfach tun."

Download: Helga Frankens kompletter Reisebericht

Kommentare

  • Heike Herz
    April 6, 2010 um 6:07 pm

    Wow, völlig genial, sowas muß man erstmal machen!

    Meinen Glückwunsch zu so viel Ausdauer und Durchhaltevermögen. Es heißt schon was, einen solchen Traum so lange zu behalten und dann tatsächlich in die Tat umzusetzen!

    Weiterhin alles Gute und noch viele tolle Erlebnisse :-)

    liebe Grüße,

    Heike

  • Wilhelm Franken
    April 1, 2010 um 1:46 pm

    Hallo SuperHelga,

     

    nochmal herzlichen Glückwunsch zu Deiner außergewöhnlich tollen Leistung! Ich bin stolz auf dich! Ob das Ulle, Zabel oder Voigt in deinem Alter noch auf die Reihe bekommen, ist noch nicht ausgemacht.

    Wie gut, dass es Menschen wie Dich gibt, die sich was zutrauen, die über ihren eigenen Schatten springen können, die auch das scheinbar Unmögliche zielstrebig angehen und ihre Vorstellungen umsetzen. So trägst du maßgeblich dazu bei, dass Oberlückerath bald schon bekannter sein wird als der Bodensee :-) Wenn ich Deinen interessanten und spannenden Reisebericht lese, bekomme ich sofort wieder Fernweh und große Lust selbst auch wieder so ein Projekt in Angriff zu nehmen und wieder etwas ?Verrücktes? zu machen.

     

    Ich wünsche dir noch viel Gesundheit, Power, Herz und Mut für viele neue Erfahrungen, interessante Bekanntschaften und unvergessliche Eindrücke! Und vielleicht können wir auch mal etwas gemeinsam unternehmen, damit auch ich endlich berühmt werde! ;-))

     

    Viele liebe Grüße aus Bochum

  • Martina Höhner
    March 24, 2010 um 10:59 am

    Hallo Helga, ich habe gerade mit viel Freude deinen Bericht gelesen. Einfach nur toll.

  • Wolfgang Steimel
    March 23, 2010 um 4:20 pm

    Hallo Helga, dein Satz: "...man sollte es einfach tun." ist nicht nur dahin gesprochen, du hast es getan. Es ist verdammt weit und verdammt hügelig bis zum schwäbischen Meer, Respekt vor Deiner Leistung und herzlichen Glückwunsch dazu aus dem Doorp.

     

    Wolfgang

  • Michael Sachse
    March 23, 2010 um 9:50 am

    Die Tour de Helga Franken hat einen würdigen Sieger!

     

    Wenn sich jemand den Sieg bei der "Tour de Helga Franken" verdient hat, dann ist es Helga Franken. Nicht, dass ich es nicht auch Jan Ullrich oder Lance Armstrong gegönnt hätte, die ebenso fantastisch gekämpft hätten, nur hat Helga Franken noch ein Quentchen mehr aus sich herausgeholt und dazu noch einen absolut sympathischen Eindruck hinterlassen. Zu einem Siegertypen gehört mehr, als sieben Mal die Tour de France zu gewinnen. Helga Franken hat mit einem Toursieg das geschafft, was einem Armstrong oder Ullrich beim Großteil der Radsportfans immer verwehrt blieb: Das Gefühl zu erzeugen, dass eine von uns die Tour gewonnen hat. Eine, die den Sport aus Leidenschaft und Spaß ausübt, die daraus keine Wissenschaft macht und ihre Pläne trotzdem ehrgeizig und nicht immer professionell verfolgt. Mit Helga Franken kann man leiden, Schmerzen teilen und an unerreichbare Erfolge glauben. Die Frau macht ebenso Fehler, sie ist mutig und verwegen in ihrer Taktik und weiß selbst die größten Zweifler zu begeistern - das will etwas heißen, nach 63 Jahren Planung.

     

    Sollte diese Tour ihrer wegen einem Streit zwischen "Sattel und Po" die Letzte gewesen sein, werde ich Helga Franken als Tourhelden in Erinnerung behalten, die dem Sport das zurückgegeben hat, was wir für Jahre vermisst haben.

     

    Danke Helga Franken!

  • Hermann-Josef Aholt
    March 22, 2010 um 12:50 pm

    Super Helga. Eine enorme Leistung. Weiterhin schöne Radtouren. Gruß aus Winterscheid

  • Hartmut Winkler
    March 21, 2010 um 4:04 pm

    Hallo Helga!

    Im vorigen Jahr im Frühjahr sind wir uns, der Wolfgang S., Klaus F. und meine Wenigkeit im Nutscheid mit dem Fahrrad begegnet. Da hast du uns von deinem Plan erzählt, ungläubig haben wir dies zur Kenntnis genommen. Da wir drei seit zehn Jahren ganz Deutschland mit dem Fahrrad durchfahren, wissen wir deine Leistung nicht hoch genug zu schätzen. Unsere Hochachtung!

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